Kommentar Böses Erwachen

Die gute Nachricht: Die Bonner Polizei fühlt sich offenbar für die Herausforderungen des Islamismus gerüstet. Die schlechte Nachricht: Diesen Eindruck vermittelte die Behörde auch am Tag, bevor zahlreiche ihrer Kollegen in Lannesdorf die blanke Gewalt von Salafisten am eigenen Leib zu spüren bekamen.

Und den Bombenanschlag im Advent 2012 auf Gleis 1 des Bonner Hauptbahnhofs vereitelte, wie die Dinge liegen, eher eine Mischung aus Glück und Zufall als das entschlossene Einschreiten der Polizei. Beispiele wie diese relativieren die routinierten polizeilichen Aussagen zur eigenen Schlagkraft.

Wie gerne möchte man sie ihnen glauben, auch wenn sich die aktuelle Aufstockung des Staatsschutzes buchstäblich an einer Hand abzählen lässt. Doch die Struktur der Polizei bringt eben die Wahrheit mit sich, dass ein Präsidium wie jenes in Ramersdorf seinerseits auch schon das Ende der Kette darstellt.

Ungeachtet dessen wächst die Salafistenszene eindeutig rasanter als die Polizeibehörden. Das darf die Öffentlichkeit den atemberaubenden, sich ständig überbietenden Statistiken der Innenminister entnehmen, wenn diese wieder einmal auf die erhöhte Terrorgefahr durch Dschihad-Heimkehrer verweisen.

Aber so leicht den Politikern bei der Gelegenheit die Analyse fällt, dass sich die Deutschen in ihren Städten zunehmend auf die Austragung fremder Konflikte einrichten müssen, so schwer tun sie sich seit jeher mit Gegenmaßnahmen. Jede der Parteien, deren Vertreter sich nun reflexhaft in Empörung üben, hätte ihren Worten als Regierungspartei ausreichend Taten vorausgehen lassen können.

Geliefert wurde das Gegenteil - sei es bei Ausstattung und Kompetenz von Polizei und Grenzschutz oder beim großzügigen und ausschließlich auf Bevölkerungsmaximierung ausgerichteten Umgang mit dem Staatsbürgerschaftsrecht. Das Erwachen aus mancher Multikulti-Träumerei, es könnte noch sehr schmerzhaft werden.

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