Gedenkfeier im Frauenmuseum Bonner erinnern an Bombenangriff vom 18. Oktober 1944

Bonn · Von der Gertrudiskapelle sind bei einem Bombenangriff vom 18. Oktober 1944 nicht viel übrig geblieben. Am Sonntag haben Politiker und ein Zeitzeuge im Bonner Frauenmuseum an diesen schicksalhaften Tag gedacht.

Johannes Kieserg legt Blumen für Angehörige, die bei der Bombardierung umkamen, an den Resten der Gertrudiskapelle nieder.

Johannes Kieserg legt Blumen für Angehörige, die bei der Bombardierung umkamen, an den Resten der Gertrudiskapelle nieder.

Foto: Stefan Knopp

Nach der Bombardierung der Altstadt vor 76 Jahren wurde vieles wieder aufgebaut, aber die Gertrudiskapelle nicht. Ihre Überreste im Frauenmuseum sind daher ein gutes Symbol, um an die Toten dieses 18. Oktobers 1944 zu erinnern. Bei der Gedenkveranstaltung am Sonntag wurde dort einiges abgelegt: Bürgermeister Reinhard Limbach brachte für die Bonner CDU einen Kranz, Reiner Burgunder für den Beueler Schifferverein einen großen Rheinkiesel. Als Vertreter der Kolpingfamilie Bonn-Zentral entzündete Heinz Meyer dort eine Kerze – die Kapelle hatte Mitgliedern als Stätte für Widerstandstreffen während der Nazi-Diktatur gedient. Und der älteste Überlebende Johannes Kieserg erinnerte mit Rosen an Angehörige, die dem Bombenhagel zum Opfer gefallen waren.

„Wir müssen kämpfen, wir müssen wachsam sein“

„Es ist ein Tag, der uns unserer Verantwortung für den Frieden bewusst macht“, sagte Limbach. „Aus der Erinnerung an diesen Tag müssen wir Lehren für das Miteinander von heute und morgen ziehen.“ Und zwar gerade in Zeiten des Wiedererstarkens des Nationalsozialismus in Europa. Museumsleiterin Marianne Pitzen sagte dazu: „Wir müssen kämpfen, wir müssen wachsam sein, gerade in diesen Tagen.“

Der Künstler Kurt Delander moderierte die Veranstaltung im Hof des Museums. Er verlas einen Gruß aus Nivelles, dem französischen Geburtsort der Heiligen Gertrudis, der 1940 von den Deutschen mehrmals bombardiert wurde. Längst hat man Frieden geschlossen: „Unsere beiden Völker haben diese Herausforderung zusammen gemeistert“, so Delander. Er ließ in diesem Jahr nicht die Glocken von Nivelles erklingen, sondern die des „Immerather Doms“. Die Kirche wurde vor zwei Jahren für den Braunkohleabbau abgerissen – obwohl sie unter Denkmalschutz stand, kritisierte Delander.

Prälat Johannes Schlößer, der den Angriff vor 76 Jahren im Luftschutzbunker erlebt hatte, sprach ein Gebet. Pastoralreferentin Ingeborg Rathofer von der katholischen Gemeinde Sankt Petrus erinnerte daran, dass viele Menschen damals obdachlos wurden und ihnen Hilfe zuteil wurde. Mit Blick auf die Flüchtlingssituation in Europa mahnte sie, es sei eine wichtige Aufgabe für Christen, Leben und Heimat zu geben. Die Tugend der Gastfreundschaft ermögliche Neuanfang und Zukunftsperspektive.

Neben Schifferverein und Kolpingfamilie waren auch die Rot-Grünen Senatoren als einzige Karnevalsgesellschaft aus der ehemaligen wirklichen Altstadt gekommen. Zum Abschluss spielte Guido Wilms zwei Friedenslieder auf der Gitarre. Bei „Sound of silence“ summten einige Umstehende mit.

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