Vorfall am Bonner Hauptbahnhof Diese Kosten erwarten den Anrufer nach der Bombendrohung

Bonn · Polizisten, Spürhunde, Ersatzbusse und ausgefallene Bahnen: Der Schaden, der durch eine Bombendrohung und die nachfolgende Evakuierung entstanden ist, liegt nach Einschätzung von Behörden und Verkehrsunternehmen bei mehreren Zehntausend Euro.

Nach einer Bombendrohung ist der Bonner Hauptbahnhof am Sonntag gesperrt worden.

Foto: Benjamin Westhoff

Wenn mit dem Hochgehen einer Bombe gedroht wird, greifen bei der Polizei einstudierte Mechanismen – so auch am Sonntag am Bonner Hauptbahnhof, als ein Unbekannter aus einer Telefonzelle an der Poppelsdorfer Allee die 110 wählte. Der wichtige Verkehrsknoten inklusive des Busbahnhofs wurde für mehr als drei Stunden lahmgelegt, was massive Auswirkungen hatte. Der Schaden, der dadurch entstanden ist, liegt laut der Deutschen Bahn, den Stadtwerken Bonn (SWB) und der Polizei bei mehreren Zehntausend Euro. „Hinzu kommen die Verspätungen, die die Fahrgäste in Kauf nehmen mussten“, sagt SWB-Sprecherin Veronika John.

Um 14.10 Uhr war die Bombendrohung bei der Polizei eingegangen – man entdeckte jedoch keine verdächtigen Gegenstände. Laut Polizeisprecher Robert Scholten gibt es bei den Ermittlungen bereits erste Ergebnisse. Der Unbekannte soll seinen Anruf von einer Telefonzelle in der Poppelsdorfer Allee in Höhe eines Hotels nahe der Unterführung am Kaiserplatz abgesetzt haben. „An der Telefonsäule wurden Spurensicherungsmaßnahmen durchgeführt.“

Mehr als 60 Einsatzkräfte der Landes- und Bundespolizei sowie fünf Sprengstoffhunde riegelten den Bahnhof ab und durchsuchten ihn. Sogar Entschärfer waren vor Ort. Auch der zentrale Omnisbusbahnhof (ZOB) und die dazugehörigen Unterführungen waren gesperrt. Bis 18.45 Uhr fuhren weder Züge noch Busse das Bonner Zentrum an.  „Wir müssen jede Bombendrohung ernst nehmen. Unsere Aufgabe ist es, auszuschließen, dass tatsächlich eine Gefahr besteht“, sagt Scholten. Wenn es um unübersichtliche Areale wie den Bahnhof gehe, sei die Einschätzung aufwendig – und dauere eine gewisse Zeit. „Die Ermittlungen starten in solchen Fällen schon beim Notruf.“

Die Polizeileitstelle sieht jede Rufnummer

Die Polizeileitstelle sieht jede Rufnummer, auch wenn sie unterdrückt ist. Im Hintergrund werde dann beispielsweise abgefragt, ob und in welcher Situation die Nummer schon einmal gebraucht worden sei. So habe sich schnell die Telefonzelle als Anrufort herausgestellt. Schwieriger sei es, wenn aus dem Ausland angerufen werde – so wie häufig beim Enkeltrick. „Dann haben wir zwar eine Nummer, können sie aber nicht direkt einordnen.“ Verstärkte Probleme mit Trittbrettfahrern habe man derzeit nicht.

Aber nicht nur Drohungen, sondern auch herrenlose Gepäckstücke können schnell einen Großeinsatz verursachen. So musste im Jahr 2016 zum Beispiel die Telekom-Zentrale geräumt werden und ein Roboter anrücken, um einen Koffer zu untersuchen. „Wir versuchen dabei immer, das Gepäckstück einer Person zuzuordnen“, sagt Scholten. Mit Verkehrsbetrieben gebe es deshalb Vereinbarungen, wie Informationen ausgetauscht werden.

Ob Gefahr bestehe, sei immer eine Frage der Abwägung. „Das kann aber leider auch mal etwas länger dauern.“ Im Fall der Bombendrohung am Hauptbahnhof gleich mehrere Stunden.

Allein bei der Deutschen Bahn waren 37 Züge ganz oder auf Teilstrecken ausgefallen, 27 Züge wurden umgeleitet. Außerdem hatten 45 Züge eine Verspätung von rund 20 Minuten. Die SWB waren noch stärker betroffen: Die Linien 16, 18 und 66 mussten getrennt werden, Busse konnten den ZOB nicht mehr anfahren. „Das hat für Ausfälle, lange Umleitungen und Verspätungen gesorgt“, sagt John.

Wenn es darum geht, eine Schadensumme zu nennen, tun sich die Verkehrsunternehmen schwer. „Das eine sind die Kosten für zusätzliches Personal und die Fahrzeuge. Die verlorene Zeit der Fahrgäste zu beziffern, ist nicht seriös möglich“, sagt John. Nicht nur auf der Strecke und an den Haltepunkten, sondern auch in der SWB-Leitstelle habe man Mitarbeiter gebraucht, um für Ordnung im Chaos zu sorgen. „Da haben wir schnell fünfstellige Personalkosten.“ Auch die Deutsche Bahn geht von mehreren Zehntausend Euro Schaden aus, wie ein Bahnsprecher erklärt. „Und dann ist da noch der Imageschaden durch Verspätungen.“

Die Polizei kann dagegen gut einschätzen, was für Kosten ein Einsatz verursacht, weil dafür die Stundensätze der Beamten und Einsatzmittel zusammengerechnet werden. Die Situation im Hauptbahnhof vergleicht er nach einer ersten Schätzung vom Aufwand her mit einer Bombendrohung vor fünf Jahren im Bad Godesberger Obi-Baumarkt. „Damals kamen wir auf rund 30 000 Euro.“ Sollte der Anrufer ausfindig gemacht werden, werden ihm diese Kosten in Rechnung gestellt. Falls man niemanden ermittelt oder derjenige nicht zahlen kann, gehen Staat und Unternehmen leer aus.

Die Polizei bittet Zeugen, die zwischen 14 und 14.30 Uhr am Sonntag Beobachtungen mit einem Bezug zur Bombendrohung gemacht haben, sich unter  ☎ 0228/150 zu melden.