Kritik an Autobahn GmbH Stadt Bonn lehnt Pläne zur Sperrung der A 565-Abfahrten ab

Update | Bonn · Die Stadt Bonn lehnt die Pläne der Autobahn GmbH zu den A565-Abfahrten Reuterstraße ab. Statt einer Sperrung für zweieinhalb Jahre fordern OB Dörner und Stadtbaurat Wiesner eine andere Lösung. Von der Autobahn GmbH kommt prompt eine Erwiderung.

 Ab November will die Autobahn GmbH die Autobahnabfahrten Poppelsdorf zur Reuterstraße komplett sperren.

Ab November will die Autobahn GmbH die Autobahnabfahrten Poppelsdorf zur Reuterstraße komplett sperren.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Stadt Bonn lehnt die Pläne der Autobahn GmbH ab, die Autobahnabfahrten Poppelsdorf zur Reuterstraße für zweieinhalb Jahre sperren zu wollen. Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Stadtbaurat Helmut Wiesner haben an den Bauträger einen Brandbrief geschrieben, sie würden die „vermeintliche Alternativlosigkeit“ nicht akzeptieren, wie aus einer am Montagnachmittag verschickten Meldung des Presseamts hervorgeht.

Laut der Pressemitteilung schreiben die beiden: „Es muss dringend noch weitergehend geprüft und dargelegt werden, wie eine gedrosselte Zuführung des Verkehrs von der Autobahn auf die Reuterstraße unter Vermeidung von Rückstaus oder Abmilderung dessen Folgen realisiert werden könnte.“

Dörner und Wiesner schlagen also eine einspurige Lösung vor, die beispielsweise mit einem Tempolimit im Zufluss auf die Anschlussstelle einhergehen könnte. Sie fordern die Autobahn GmbH zudem auf, die Auswirkungen der künftigen Baustelle auf den Gesamtverkehr zu eruieren und die möglichen Verdrängungseffekte näher zu untersuchen. „Hierauf basierend, müssten großräumige Verkehrslenkungsmaßnahmen definiert, eingerichtet und kommuniziert werden“, heißt es in der Pressemitteilung. Für den innerstädtischen Verkehr seien ebenfalls Maßnahmen zu entwickeln, um die befürchteten Auswirkungen abzumildern.

Wie berichtet, hatte die Autobahn GmbH vor einer Woche angekündigt, die beiden Autobahnabfahrten Poppelsdorf der A 565 aus beiden Richtungen ab November dieses Jahres für zweieinhalb Jahre vollständig sperren zu wollen.

Hintergrund sind langwierige Arbeiten wie die Erneuerung der Fahrbahndecke und der Entwässerungsanlagen sowie der Bau neuer Lärmschutzwände. Die Zufahrt von der Reuterstraße zur Autobahn soll hingegen einspurig erhalten bleiben.

Stadt Bonn kündigt Dialogforum zur Autobahn-Sperrung an

Die Stadt macht nicht nur deutlich, dass sie die Vollsperrung ablehnt. Sie kritisiert auch die Kommunikation der Autobahn GmbH. Die Entscheidung habe für „Irritationen“ gesorgt bei der Verwaltung, in Politik, Bürgerschaft und Wirtschaftsverbänden. Erst am 8. April, am Freitag vor den Osterferien, habe der Bauträger einen Teil der Stadtspitze über ihre Pläne einer Vollsperrung informiert. „Diese Lösung ist nicht mit der Stadtspitze abgestimmt worden“, so das Presseamt. Montag vor einer Woche, am 25. April, informierte die Autobahn GmbH bei einer Bürgerinformationsveranstaltung auf dem Münsterplatz über ihre Absichten. Erst tags darauf kam der Verwaltungsvorstand erstmals nach den Ferien wieder zusammen. Wirtschafts- und Verkehrsverbände erfuhren von den Sperrabsichten in den Osterferien.

Die Autobahn GmbH betonte am Montag auf Anfrage gegenüber unserer Redaktion, sie habe vor ihrer Entscheidung Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Anordnungsbehörden einbezogen: „Ursprünglich war eine einspurige Verkehrsführung in beide Richtungen vorgesehen. In der detaillierten Bauvorbereitung hat sich jedoch gezeigt, dass unter Berücksichtigung aller Sicherheitsvorgaben die Zuführung von der Anschlussstelle Poppelsdorf zur Reuterstraße leider gesperrt werden muss“, sagte der Sprecher der Autobahn GmbH, Helge Wego. Durch die Vollsperrung könne die Gefahr von Unfällen auf der Autobahn bei Rückstaus vermieden werden. Ein Fahrstreifen müsse als Rettungsweg bei Noteinsätzen zur Verfügung stehen. Als Notspur sollen die Autobahnabfahrten Poppelsdorf nur für Rettungsfahrzeuge erhalten bleiben.

Die Stadt Bonn kündigte an, zeitnah ein Dialogforum Mobilität ins Leben zu rufen, mit verschiedenen Teilnehmern wie den Arbeitgebern der Stadt, um über mögliche Maßnahmen zu debattieren. Es müsse alles unternommen werden, um die Pendlerströme beispielsweise mithilfe des Nahverkehrs, Homeoffice und flexiblen Arbeitszeiten zu senken. Dazu biete sich das Programm Jobwärts an, das Stadt und Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam finanzieren. Es schafft Anreize, um Pendlern den Umstieg auf Alternativen zum Auto wie das Rad oder den Nahverkehr zu erleichtern.

Den Wunsch eines schnellen Austauschs hatten in der vergangenen Woche neben dem ADFC und dem VCD auch der Einzelhandelsverband und die Industrie- und Handelskammer (IHK) geäußert. IHK-Sprecher Michael Pieck sagte zu den Forderungen der Stadt an den Bauträger: „Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, nach Alternativen zu suchen, die Verkehr und Umwelt entlasten.“

Wir wollen wissen, was Sie denken: Der General-Anzeiger arbeitet dazu mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Wie die repräsentativen Umfragen funktionieren und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort