Wohnen in Bonn 193 Wohnungen der Bima in Bonn stehen leer

Tannenbusch · Die Bewohner der Hicog-Siedlung in Tannenbusch ärgern sich über Sanierungsstau und nächtlichen Lärm. Zahlreiche Bima-Wohnungen dort stehen außerdem immer noch leer.

 Die Hicog-Siedlung in Tannenbusch wurde 1951 erbaut und steht seit 1995 unter Denkmalschutz.

Die Hicog-Siedlung in Tannenbusch wurde 1951 erbaut und steht seit 1995 unter Denkmalschutz.

Foto: Stefan Hermes/Stefan (FM) Hermes

„Die Fenster sind zu klein“, beschwert sich der Mieter der Hicog-Siedlung in Tannenbusch, um im Badezimmer richtig lüften zu können. Durchzug könne man auch keinen machen. Schimmelbildung sei die Folge. An anderer Stelle, so der Mann, der sich an den GA gewandt hat und anonym bleiben will, gebe es bauseitig bedingte Kältebrücken, die zu verschimmelten Wänden führten. Das Gerüst an zwei der fünf denkmalgeschützten Laubenganghäuser mit jeweils bis zu 30 Wohneinheiten habe zehn Monate gestanden, obwohl es für drei Monate angekündigt war.

Nun, in der dunklen Jahreszeit, baue man erneut ein Gerüst auf, um die rückwärtige Fassade von Haus Nummer 26 zu sanieren. Der Mieter ärgert sich, dass es niemanden gebe, der die Arbeiten sinnvoll koordiniere. Längst würde der Austausch der inzwischen sogar verbotenen Bleileitungen anstehen. Das bedeute erneute Aufstämmarbeiten – auch in den renovierten Bereichen.

„Das ist doch Abzocke, es geht doch nur um Kosmetik. Ansonsten lässt man hier alles vergammeln“, schimpft der Tannenbuscher, der sich vor zwei Monaten bei der BauGrund-Immobilien-Gesellschaft, der Verwalterin der Siedlung, beschwert hatte, aber keine Antwort bekam. Auch dem GA gegenüber gibt Christian Kürten, Leiter des Property Managements der BauGrund, keine Auskunft zu den angeblichen Missständen und verweist an den Eigentümer der Hicog-Siedlung, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima).

Die äußert sich zu den Gerüsten: „Im Zuge der Betonsanierung wurden größere, vorher nicht erkennbare Substanzschäden vorgefunden, die eine umfangreiche Untersuchung erforderlich machten. Dabei wurde festgestellt, dass weitere, substanzerhaltende Maßnahmen notwendig sind“, heißt es. Durch die erneute Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde und durch die erweiterte Ausschreibung von Zusatzarbeiten sei es zu den um fünf Monate verlängerten Gerüststandzeiten gekommen.

In Bonn verfügt die Bima über 1232 Wohneinheiten, wovon 399 Wohnungen in Tannenbusch liegen. Es gebe keine Überlegungen, Wohnungen an die Stadt Bonn zu verkaufen. In Bonn stehen trotz akutem Wohnungsmangel 193 Bima-Wohnungen leer, davon 78 in der Tannenbuscher Hicog-Siedlung. Die Anstalt bezeichnet den Leerstand ebenfalls als unbefriedigend: Es seien Strangsanierungen (Kalt- und Warmwasserzuleitungen) wegen Bleigrenzwertüberschreitungen im Trinkwasser nötig.

„Um doppelte Sanierungsarbeiten zu vermeiden, konnten daher anderweitige Sanierungen in den Siedlungen bisher nur eingeschränkt umgesetzt und die Wohnungen wieder vermietet werden.“ Man plane auch altersgerechte neue Bäder. Im Dezember sollen entsprechende Arbeiten beginnen. Den Anfang machen Abbrucharbeiten an der Hohestraße 10 bis 14.

Schon 2013 setzte sich der damalige Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD) intensiv für die Belange der Hicog-Bewohner ein und bekam die Zusage, dass eine Millionen Euro in die Sanierung der Bausubstanz investiert werde. Erste Renovierungen fanden 2015 statt, als der Bund durch die Bima der Stadt Bonn kostenlosen Wohnraum in den leerstehenden Hicog-Wohnungen anbot. Bezahlt wurde die Instandsetzung durch die den Kommunen zustehenden Flüchtlingspauschalen.

Die Lebensgewohnheiten der neuen Mitbürger brachten neue Probleme mit sich. Einige Bewohner klagten gegen nächtlichen Lärm in der Siedlung, andere zogen aus. Von den anfangs 80 neuen Mitbürgern dürften noch etwa 60 dort leben, schätzt Bernd Volkert von der Initiative „Nachbarn helfen Nachbarn“.

Der pensionierte Verwaltungsfachmann ist mit drei weiteren Nachbarn zur Anlaufstelle für Mieterangelegenheiten und Soziales geworden. Doch: „Die meisten beschweren sich immer nur und sorgen für eine hier typische Meckerkultur“, sagt Volkert. Manche setzten Mietminderungen durch. Das führe „automatisch zum Gerede bei denen, die nicht davon profitieren“.Volkert denkt, dass sachgerechte Beschwerden auch zum gewünschten Erfolg führten.

„Es ist doch wunderschön hier“, meint der Arzt Andreas Dahm (62). Er wohnt seit seiner Geburt in verschiedenen Häusern der Siedlung. Ihm gegenüber lebt seine Mutter Annemarie (94) seit 64 Jahren im Laubenganghaus. Ihr Sohn hat nur den Wunsch, dass in den vierstöckigen Häusern Aufzüge angebracht werden.

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