Polizei sucht Opfer und Zeugen Videomaterial deckt weitere Gewalttaten in der Bonner Altstadt auf

Update | Bonn · Im Februar hatte die Polizei drei Hauptverdächtige wegen schwerer Körperverletzung in der Altstadt in Bonn festgenommen. Videos haben nun weitere Gewalttaten aufgedeckt, die bislang allerdings nicht zur Anzeige gebracht wurden.

 Die Bonner Stadthausgarage ist einer der Tatorte von Gewalttaten aus 2021 und 2022.

Die Bonner Stadthausgarage ist einer der Tatorte von Gewalttaten aus 2021 und 2022.

Foto: Andreas Baumann

Drei junge Männer sitzen nach intensiven Ermittlungen der Bonner Polizei in Untersuchungshaft. Sie gelten als Hauptverdächtige bei zwei schweren Körperverletzungen, die sich Mitte Dezember und Ende Januar in der Bonner Altstadt ereigneten. Im ersten Fall wurden zwei Männer in der Stadthausgarage unter anderem mit einem Schlagstock verprügelt, im zweiten wurde ein Mann durch Messerstiche verletzt. Insgesamt gibt es 23 Tatverdächtige, die zum Teil noch nicht volljährig sind.

Neben diesen Taten haben sich nun Hinweise auf mindestens vier weitere Gewalttaten im Umfeld der Bonner Altstadt ergeben. Im Zuge der Ermittlungen werteten die Beamten nun noch weiteres Videomaterial aus, das ebenfalls Fälle von Körperverletzung in der Bonner Altstadt zeigen soll. Allerdings wurden diese Straftaten laut Angaben der Polizei bisher nicht zur Anzeige gebracht. Deshalb sucht die Bonner Polizei nun nach den Opfern von vier ähnlichen Straftaten, die sich im Bereich der Bonner Altstadt ereigneten und bislang nicht zur Anzeige gebracht wurden.

Die erste Tat ereignete sich demnach am 9. Juli vergangenen Jahres zwischen 23.17 und 2.45 Uhr. Ein bekannter Tatverdächtiger atttackierte einen sportlichen, etwa 1,75 bis 1,80 Meter großen Mann, der ein bunt gestreiftes Oberteil, eine dunkelblaue oder schwarze Hose und beige Schuhe trug.

Der zweite Vorfall trug sich am 7. November 2021 gegen 0.15 Uhr in der Garage des Stadthauses zu. Ein ebenfalls bekannter Täter griff einen sportlich gebauten, 1,75 bis 1,80 Meter großen Mann an. Das Opfer war mit dunklen oder schwarzen Klamotten bekleidet. Das Oberteil enthielt ein Muster und wies einen Fellkragen auf.

Ein weiterer Tatort befindet sich vermutlich in der Nähe einer Sparkasse. Dort überfiel ein Mann mit Dutt und seitlich abrasierten Haaren am 20. November des vergangenen Jahres gegen 3.58 Uhr einen anderen Mann. Der Überfallene konnte detailiert beschrieben werden. Er wird auf circa 20 Jahre und 1,80 Meter Größe geschätzt. Der Mann mit sportlicher Statur trug schwarze Nike-Schuhe, Hose und Oberteil in dunkler Farbe mit weißer Kapuze und hielt einen weißen Stoffbeutel in der Hand.

Die letzte von der Polizei beschriebene Tat spielte sich am 21. November 2021 um 3 Uhr an der Ecke zwischen Maxstraße und Weiherstraße ab. Zwei Tatverdächtige, die sich dort in einer sechsköpfigen Gruppe befanden, griffen zwei Männer mit weißen Sneakern an. Eines der Opfer trug eine dunkle Hose und einen grauen Pulli mit Kapuze, der andere Geschädigte ein dunkles Oberteil und eine beige Hose.

Die Polizei Bonn bittet Personen, die in den beschriebenen Zeiträumen in der Bonn Altstadt körperlich angegangen wurden, sich bei der Behörde zu melden. Auch Hinweise und Beobachtungen zu den beschriebenen Taten oder weiteren Straftaten werden entgegen genommen. Zeugen oder Betroffene können sich unter der Rufnummer 0228 150 melden oder per E-Mail an KK14.Bonn@polizei.nrw.de wenden.

Festnahmen nach Tat am 22. Januar

Ausgangspunkt für die Festnahmen nach den ersten Taten waren Ermittlungen einer Mordkommission unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Thomas Winterscheidt in enger Abstimmung mit Oberstaatsanwältin Claudia Heitmann. Sie hatten nach der Tat am 22. Januar auf der Heerstraße noch in der Tatnacht damit begonnen, nach den Tätern zu suchen.

Dort soll es zunächst ein Wortgefecht zweier Gruppen nahe der Stadthausgarage gegeben haben, in dessen Verlauf ein 22-Jähriger mit einem Begleiter über die Maxstraße davongerannt war. Eine Gruppe zwischen sechs und zehn Personen verfolgte die beiden, holte sie auf der Heerstraße ein und schlug und trat auf sie ein. Eine Person soll dann ein Messer gezückt und auf den 22-Jährigen mehrfach eingestochen haben. Das Opfer musste auf einer Intensivstation behandelt werden.

Letztlich konnten insgesamt 23 Tatverdächtige mit dem Geschehen in Verbindung gebracht werden. „Nach richterlichen Beschlüssen vollstreckten die Ermittler über 20 Wohnungsdurchsuchungen, bei denen diverse Beweismittel sichergestellt wurden“, erklärt ein Polizeisprecher. Im Zuge der weiteren Ermittlungen rückte dann ein 18-Jähriger in den Fokus – er soll den 22-Jährigen mit mehreren Messerstichen verletzt haben. Er wurde bereits am 27. Januar festgenommen. Auf Antrag der Bonner Staatsanwaltschaft erließ ein Haftrichter am nächsten Tag einen Untersuchungshaftbefehl wegen des Verdachts des versuchten Totschlags.

Ermittler decken weitere Straftaten auf

Die Mordkommission konnte aber durch Vernehmungen, Videoaufnahmen und Zeugenaussagen noch mehr aufdecken. Die Tätergruppe kommt demnach, in wechselnder Zusammensetzung, für weitere zurückliegende Körperverletzungsdelikte in der Bonner Altstadt in Frage. Viele von ihnen sind der Polizei aus weiteren Gewalttaten bekannt. Zu den Motiven machen die Behörden mit Hinweis auf die laufenden Verfahren aber keine Angaben. Die Opfer, ein 23-Jähriger und ein 24-Jähriger, waren in der Stadthausgarage schwer verletzt worden. Ein 18-Jähriger und ein damals 17-Jähriger, sollen, ebenfalls aus einer größeren Gruppe heraus, unter anderem einen Schlagstock ausgepackt haben. „Auch aufgrund von Videoaufnahmen konnten die beiden Tatverdächtigen schließlich identifiziert werden“, sagt ein Polizeisprecher. Die beiden Männer wurden am 22. Februar festgenommen und noch am gleichen Tag einem Haftrichter vorgeführt, der die Untersuchungshaft wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung anordnete.

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