Aktion in der Breite Straße in Bonn Künstler verwandelt Altstadt-Galerie in Suppenküche für Bedürftige

Nordstadt · Der Künstler Dennis Josef Meseg verwandelt die Bonner Update Gallery zeitweise in eine Suppenküche für Bedürftige. Wie passt Kunst zu dieser Aktion?

 Der Künstler Dennis Josef Meseg sitzt in seinem Atelier in Wesseling.

Der Künstler Dennis Josef Meseg sitzt in seinem Atelier in Wesseling.

Foto: Freya Dieckmann

„Kunstgalerien sind eigentlich ein Ort, an dem sehr viel Geld fließt. Ich wollte deshalb eine Galerie zur Armenküche machen, um die Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was eigentlich wichtig ist in der Welt“, sagt Künstler Dennis Josef Meseg. Am Sonntag eröffnet er zusammen mit der Update Gallery in der Bonner Altstadt eine Suppenküche für Bedürftige. Suppe statt Kunst steht für die nächsten drei Wochen in den Ausstellungsräumen an der Breite Straße auf dem Programm.

Jeden Tag sollen 100 Portionen warme Suppe ausgeteilt werden, die der Künstler und sein Team kostenlos zur Verfügung stellen. Statt einer Kunstausstellung liefert Meseg also Wohltätigkeit: „Ich wurde von der Galerie gefragt, ob ich in den Räumen ausstellen will. Da habe ich gesagt: Statt für Bilder und Skulpturen möchte ich den Raum für eine Suppenküche nutzen.“ Er wolle damit Menschen, die obdachlos seien oder nicht genug Geld für warmes Essen hätten, helfen.

Der aus Bornheim stammende Künstler ist bekannt für seine gesellschaftskritischen Installationen und Kunstwerke. Internationale Aufmerksamkeit hat ihm seine Installation „It is like it is“ (übersetzt: Es ist, wie es ist) verschafft, die er mit mehreren in rot-weißes Absperrband eingewickelten Figuren 2020 zuerst auf dem Bonner Münsterplatz gezeigt hatte. Damit thematisierte er die sozialen Folgen der Corona-Pandemie.

Sein neues Projekt, die „Armenküche“, wie er es nennt, sei für ihn in erster Linie auch ein Kunstprojekt, erzählt Meseg. Es gehe ihm nicht um eine medienwirksame Wohltätigkeitsaktion. Vielmehr sehe er die Suppenküche als Sozialexperiment. „Vordergründig ist es für mich Kunst. Zuerst einmal, weil das Ganze im Rahmen einer Galerie abläuft. Aber ich betrachte die Aktion auch im Sinne von Joseph Beuys‘ sozialer Plastik“, sagt Meseg. Die soziale Plastik ist ein Konzept, das auf den Künstler Joseph Beuys zurückgeht. Es sah die Gesellschaft als formbare Figur, an der alle Menschen durch ihr Handeln und Denken arbeiten und sie mitgestalten können.

Aktion soll Menschen ins Gespräch miteinander bringen

„Es geht mir darum, wie die Menschen reagieren und was diese Aktion der Armenküche mit ihnen macht. Sie sollen aus ihrer Komfortzone treten und miteinander ins Gespräch kommen“, erklärt Meseg. Er räumt aber ein, dass er und sein Team bisher wenig Erfahrung mit einer solchen Art von Kunstaktion gesammelt hätten. Es könne also alles Mögliche passieren. „Wir wissen überhaupt nicht, wie das aussehen wird. Es kann sein, dass die Galerie total überlaufen sein wird, oder auch, dass gar keiner kommt. Ich habe sowieso die Erfahrung gemacht, dass es häufig genauso kommt, wie man es nicht erwartet“, erzählt der Künstler.

Kritik zum Begriff Armenküche scheint vorprogrammiert. Meseg selbst begreift ihn allerdings keineswegs als politisch inkorrekt, wie er erklärt: „Ich wollte einen offensichtlichen Titel für meine Aktion. Suppenküche war mir da zu vage, es geht ja um Bedürftige.“

Ab Sonntag, 15. Januar, bis 9. Februar öffnet die Update Gallery in der Breite Straße 85 als Suppenküche täglich von 17 bis 20 Uhr ihre Türen.

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