Weihnachtsfest in Bonn Hier wird die Weihnachtsbotschaft sichtbar

Bonn · Die Weihnachtsgeschichte ist immer noch aktuell, auch in Bonn. Der GA hat sich auf ihre Spuren in der Bundesstadt begeben.

 Superintendent Dietmar Pistorius (links) besucht Alla Taran und Tetiana Burmaka mit ihren Söhnen Oleksandr, Sviatoslav und Anton in der Dienstwohnung von Tobias Manig (2. v.l.)

Superintendent Dietmar Pistorius (links) besucht Alla Taran und Tetiana Burmaka mit ihren Söhnen Oleksandr, Sviatoslav und Anton in der Dienstwohnung von Tobias Manig (2. v.l.)

Foto: Benjamin Westhoff

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit: An Heiligabend feiern Christen Jesu Geburt. Es gibt ganz unterschiedliche Orte in Bonn, an denen man in diesen Tagen der Weihnachtsbotschaft und dem Kind in der Krippe begegnet.

Herberge für Geflüchtete

Der Bonner Superintendent Dietmar Pistorius sagt: „Da, wo Menschen auf der Flucht, in der Not Herberge finden, Schutz und Unterstützung, da ist für mich Weihnachten. So wie Maria und Josef im Stall in Bethlehem Unterschlupf fanden, eine biblische Notunterkunft. Ich bin dankbar für jede und jeden, der sich hier engagiert. Viele in Bonn und der Region machen das ohne große Worte. Für Geflüchtete aus der Ukraine, aber genauso auch für Menschen aus dem Iran, aus Syrien, Afghanistan... In der Not ist jeder Mensch gleich und Gott für alle da. Dieser weihnachtlichen Botschaft sollten wir folgen.“

Pistorius besuchte vor Weihnachten eine Familie aus der Ukraine. Tetiana Burmaka ist mit ihren Söhnen Oleksandr (17), Sviatoslav (10) und Anton (7) sowie Mutter Alla Taran bei einem Gemeindeglied untergekommen. Tobias Manig, der sich ehrenamtlich in der evangelischen Lutherkirchengemeinde engagiert, hat der Familie eine Dienstwohnung in seiner Firma in Ippendorf zur Verfügung gestellt und eine weitere Familie im Privathaus in der Südstadt aufgenommen. Bei ukrainischem Weihnachtskuchen berichteten die Burmakas Superintendent und Gästen von den Bomben auf ihre Wohnung, von der chaotischen Flucht über Berlin nach Bonn und dem Segen, dass Tobias Manig der Stadt Wohnraum für zwei Familien angeboten hat.

 Für Stadtdechant Wolfgang Picken ist das Kirchenschiff mit Blick auf den weihnachtlich dekorierten Hochchor der schönste Ort.

Für Stadtdechant Wolfgang Picken ist das Kirchenschiff mit Blick auf den weihnachtlich dekorierten Hochchor der schönste Ort.

Foto: Meike Böschemeyer

In der sanierten Münsterbasilika

„Der schönste Ort ist für mich im Bonner Münster im Kirchenschiff mit Blick auf den weihnachtlich dekorierten Hochchor der Basilika und die Krippenszene, die sich auf den Stufen des Altarraums befindet: in Ruhe Eintauchen in das Geschehen der Weihnacht, ein Teil des Bildes werden und die Nähe Gottes in sich ankommen lassen“, sagt Stadtdechant Wolfgang Picken. Heiligabend im Münster beginnt um 16 Uhr mit dem Krippenspiel, der Stadtdechant predigt bei der Christmette um 18 Uhr auch für Gläubige, die nicht in die Basilika kommen können. Die Christmette und die Festhochämter an den beiden Weihnachtstagen ab 12 Uhr werden live im Internet übertragen, der Link wird vorher unter www.katholisch-bonn.de und www.bonner-muenster.de veröffentlicht. An beiden Weihnachtstagen finden auch Gottesdienste ab 18 Uhr statt, am zweiten Weihnachtstag besonders für junge Leute.

In der Kreuzkirche am Kaiserplatz ist das größte Kirchenfenster mit der Weihnachtsgeschichte zu sehen.

In der Kreuzkirche am Kaiserplatz ist das größte Kirchenfenster mit der Weihnachtsgeschichte zu sehen.

Foto: Martin Gröger

Ein Kirchenfenster mit Krippenszene

Das größte Weihnachtsgeschichten-Kirchenfenster in Bonn ist in der evangelischen Kreuzkirche zu sehen. Es stammt von Hans von Stockhausen (1920-2010), einem der bedeutendsten deutschen Glasmaler der Nachkriegszeit. Wie Joachim Gerhardt, Pfarrer und Pressesprecher des Kirchenkreises Bonn, berichtet, hat Stockhausen mehr als 500 Kirchenfenster gestaltet. „Der Bilderzyklus in der Kreuzkirche zeigt anschaulich das Leben Jesu von der Krippe bis zur Auferstehung“, sagt Gerhardt. Markenzeichen des Künstlers seien farbige, figürlich einprägsame Darstellungen, die biblische Geschichten im Bild verständlich nacherzählen wollen. Die evangelische Stadtkirche am Kaiserplatz ist rund um die Gottesdienste an den Feiertagen, Silvester und Neujahr geöffnet, außerdem dienstags bis samstags von 9 bis 17 Uhr.

 Jugendliche aus dem Chor „Sunrise“ gestalten die Christnacht in der Dornbuschkirche mit.

Jugendliche aus dem Chor „Sunrise“ gestalten die Christnacht in der Dornbuschkirche mit.

Foto: Ralf Klodt

Mit Jugendlichen in der Dornbuschkirche

Jugendliche in Bonn sagen: Weihnachten ist, wenn ich mit meinen Freundinnen und Freunden zusammen bin. Deshalb gehört für sie zum Heiligabend das „Get Together“ nachts in der Dornbuschkirche in Holzlar. Nach der Feier zu Hause mit Eltern, Geschwistern und Großeltern gehen sie Heiligabend um 23 Uhr zur Christnacht in die evangelische Kirche am Dahlienweg. Etliche Jugendliche aus dem preisgekrönten Chor „Sunrise“ gestalten diesen nächtlichen Weihnachtsgottesdienst mit.

„Nacht der Hoffnung“ mit Jazz

Mit Jazzmusik, Poesie und Kerzenschein lädt die Lutherkirchengemeinde in der Bonner Südstadt am Heiligen Abend zu einer „Nacht der Hoffnung” ein. Der Gottesdienst mit Pfarrer Joachim Gerhardt und dem „Silent Night“-Ensemble unter Leitung von Kantor Marc Jaquet beginnt um 22.30 Uhr in der Lutherkirche, Reuterstraße 11. Anschließend sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, bei Wein und Saft, Brot und Käse am Altar noch miteinander zu feiern. „Weihnachten soll keiner alleine bleiben“, erklärt Gerhardt. „Wir schließen erst, wenn der Letzte gegangen ist." Für alle, die Weihnachten nicht in der Familie oder mit Freunden feiern oder die einen etwas anderen Gottesdienst suchen, ist die „Nacht der Hoffnung“ schon seit rund 20 Jahren eine Alternative.
Das Besondere in diesem Jahr: Um Mitternacht gibt es noch einen ökumenischen Weihnachtssegen, je nach Wetter vor oder in der Kirche. Pfarrer Bernd Kemmerling kommt aus der benachbarten Kirche St. Sebastian, spendet den Segen gemeinsam mit Gerhardt und Pfarrerin Ulrike Veermann. Erik Nestler begleitet die ökumenische Feier am Saxophon.

100 Krippenfiguren erzählen in der evangelischen Heilandkirche in Mehlem die Weihnachtsgeschichte

100 Krippenfiguren erzählen in der evangelischen Heilandkirche in Mehlem die Weihnachtsgeschichte

Foto: Axel Vogel

Besondere Krippen in den Kirchen

Tanzbär, Nashorn oder die Seherin Sybille – über 100 Figuren stehen rund um die Krippe in der evangelischen Heilandkirche in Mehlem. Seit über 40 Jahren wird das ungewöhnliche Ensemble aus Eichenholz dort gezeigt. Die Krippe erzählt nicht nur die Weihnachtsgeschichte, sondern spannt einen Bogen vom Alten zum Neuen Testament. Gerade für Kinder wird so das Weihnachtsgeschehen auf eine besondere Weise sichtbar gemacht, an der Domhofstraße zu besichtigen am ersten und zweiten Weihnachtstag sowie bis zum 15. Januar freitags, samstags und sonntags jeweils von 15 bis 17 Uhr. Am 7. Januar und am 15. Januar finden um 15 Uhr öffentliche Führungen statt.

Es lohnt sich auf jeden Fall, an den Weihnachtstagen einen Blick in die Kirchen der Nachbarschaft zu werfen. Die Krippen unterscheiden sich in Größe, Material und Geschichte. Einige werden als Wandelkrippen während der Weihnachtszeit umgebaut. In St. Marien an der Adolfstraße in der Bonner Altstadt ist die Pinnwand neben der Krippe für Krippenbauer Karl Josef Dressen das Wichtigste. Er sammelt hier Ideen aus der Gemeinde für die Szenen, die er jedes Jahr neu für die Krippenfiguren gestaltet. „Mein Thema dieses Jahr war: Eine Kirche bauen, und zwar auch im übertragenen Sinne“, berichtet Dreesen. Rein formal zeigt sich das im Kirchenportal von Sankt Marien, die nachgebauten Türen öffnen sich pünktlich zu Weihnachten, am 5. Januar kommen die Heiligen Drei Könige dazu und am 15. Januar ein Bild zu Flucht und Schutz. Dreesen baut die Figuren dann schützend rund um die Heilige Familie auf. „Für mich ist das keine Geschichte von vor 2000 Jahren, Krippe ist heute“, sagt Dreesen.

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