Prozessauftakt in Bonn Angeklagter wollte 29 Kilo Opium in Nähmaschinen transportieren

Bonn · Vor dem Bonner Landgericht muss sich seit Dienstagmorgen ein Kölner wegen Beihilfe zum Drogenhandel verantworten. Der Angeklagte wurde nach dem Verladen festgenommen. Die Drogen waren da bereits sichergestellt.

 Mit Opium wird in Deutschland eher selten gehandelt.

Mit Opium wird in Deutschland eher selten gehandelt.

Foto: Federico Gambarini/Archiv

Kurz nachdem ein Kölner auf dem Hof einer Bonner Spedition elf Pakete mit Nähmaschinen in seinen BMW geladen hatte, sah er sich gleich von mehreren Fahrzeugen des Zolls ausgebremst: Der Mann war nämlich observiert worden, während er die Spezialmaschinen zur Herstellung aufwendiger Hochzeitskleider mit Mühe und Not in das Fahrzeug gezwängt hatte, das für eine so umfangreiche Ladung eigentlich viel zu klein war. Die nun folgende Kontrolle galt allerdings nicht missachteten Ladevorschriften: Im Blick der Fahnder waren vielmehr 29 Kilogramm Opium, die zuvor in den Sockeln der Maschinen gefunden worden waren.

Die Drogen selber hatte der Zoll nach einem Hinweis des Speditionsbesitzers bereits im Vorhinein sichergestellt. Er habe von einem Bekannten im Irak erfahren, dass sich in einer erwarteten LKW-Ladung nicht nur die bestellten Maschinen, sondern auch Opium befände, sagte der Unternehmer als Zeuge aus. Daraufhin habe er die deutschen Behörden eingeschaltet.

Und tatsächlich konnte der Zoll die in Deutschland eher unübliche Droge beim Eintreffen des irakischen Trucks sicherstellen. So muss sich der 46-jährige Angeklagte nun nur wegen Beihilfe und versuchten Besitzes verantworten. Vor Gericht gab sich der Mann durchaus mitteilsam, den eigentlichen Sachverhalt ließ er aber von seinem Anwalt vortragen.

Opiumsucht bringt Angeklagten um eigenes Restaurant

Als gelernter technischer Zeichner habe er nach seiner Flucht aus dem Iran im Jahr 2001 nicht mehr arbeiten können. So habe er über Hilfsjobs den Weg in die Gastronomie gefunden und sich im Jahr 2014 mit einem eigenen Restaurant selbstständig gemacht. Das sei aber körperlich so belastend gewesen, dass er die starken Schmerzen irgendwann mit Opium zu therapieren begann.

Schnell sei eine Abhängigkeit entstanden, die auch das Ende seiner Selbstständigkeit bedeutet habe. Mögliche Therapien habe er vor allem deshalb nicht in Anspruch genommen, weil er gefürchtet habe, seinen neuen Job am Kölner Flughafen zu verlieren.

Opiumschmuggel in Nähmaschinen - Auftrag im Iran erhalten

In die Geschichte mit den Nähmaschinen sei er allerdings hineingerutscht, weil er zu vertrauensselig gewesen sei. Im Jahr 2019 habe er einen Kölner Geschäftsmann kennengelernt, der ihm kleinere Aufträge gegeben habe. Zunächst sei es um eine Fahrt zu einem Messebesuch nach Frankfurt gegangen, für die er 500 Euro erhalten habe. Das habe er sehr großzügig gefunden und daher nicht gezögert, als der Geschäftsmann ihm im Rahmen eines Familienbesuchs in Teheran einen Folgeauftrag anbot. Er solle nach seiner Rückkehr nach Deutschland besagte Pakete bei einer Bonner Spedition für ihn abholen.

Dazu habe er sich eine iranische Telefonkarte besorgt, über die er kurz vor dem geplanten Termin einen Abholcode erhalten sollte. Vor Ort angekommen, sei er aber dann vom Umfang der Ladung überrascht gewesen. Weil er zwei Kindersitze in seinem Wagen hatte, habe er den Spediteur vor Ort gefragt, ob er die Pakete nicht später abholen könne. Das habe sein Gegenüber aber verneint, er müsse die Pakete auf jeden Fall sofort mitnehmen und eine Zeit lang bei sich zu Hause lagern. Daher habe man gemeinsam die Maxi-Cosis ausgebaut und die Nähmaschinen in das Fahrzeug gezwängt.

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