Bonnerin im Amt Anja Goller ist erste Generalvikarin der Alt-Katholiken

Bonn · Anja Goller ist ab sofort Stellvertreterin des Bischofs der Alt-Katholiken in Deutschland. Damit ist sie die erste Frau, die dieses Amt bekleidet.

  Neue Generalvikarin des Bistums der Alt-Katholiken: Anja Goller.

Neue Generalvikarin des Bistums der Alt-Katholiken: Anja Goller.

Foto: Holger Effertz

Die Alt-Katholiken Deutschlands haben ihre erste Generalvikarin. „Mein bisheriger Generalvikar Jürgen Wenge hat nach zehn Jahren auf eigenen Wunsch das Amt aufgegeben. An seiner Stelle habe ich die Priesterin Anja Goller ernannt, die damit meine Stellvertreterin ist“, erklärt Bischof Matthias Ring, der das Bistum seit 2009 bundesweit leitet. „In der Geschichte unserer Kirche ist dies die erste Frau in diesem Amt“, fügt er hinzu. Goller sei für ihn jetzt die erste Ansprechpartnerin in allen dienstlichen Fragen, vor allem aus dem Personalbereich. Erstverantwortlich ist sie bundesweit für das alt-katholische Friedhofswesen zuständig. Die 42-Jährige wurde in einem feierlichen Gottesdienst in ihr Amt eingeführt. „Ehrlich gesagt schlackere ich noch ein bisschen mit den Knien“, erklärt Goller im GA-Gespräch. „Aber ich freue mich sehr auf die Herausforderung.“

Die Stelle wird nun auch erstmals hauptamtlich vergeben. Ihr Vorgänger, der zusätzlich Pfarrer in Köln war, hatte angesichts des gewachsenen Aufgabenpensums selbst dafür plädiert, wie Bischof Ring bei Wenges Verabschiedung erläuterte. „Es ist also sozusagen ein Versuchsballon, wie sich die Arbeit als Alter-Ego des Bischofs jetzt gestaltet. Ich unterstütze, ergänze und bei Bedarf vertrete ich ihn“, sagt Goller. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. Das Interesse für Kirchliches habe ihre „ganz tolle Religionslehrerin“ geweckt, erzählt sie. Goller war römisch-katholische Ministrantin und in der Gemeindejugendarbeit aktiv. Zuerst habe sie in Köln Pädagogik studiert und sei dann erst in Bonn auf Alt-Katholische Theologie umgestiegen. „Im Bonner Studentenwohnheim hatte ich die Theologie gleich mit im Haus. So habe ich über Freunde zur Alt-katholischen Kirche gefunden“, blickt sie lächelnd zurück.

Goller war im Vorstand des Bundes alt-katholischer Jugend

In dieser Zeit gehörte Goller dem Vorstand des Bundes alt-katholischer Jugend an. 2008 wurde sie während ihres Vikariats in Frankfurt zur Priesterin geweiht. Seither erlebe sie es als berührend, wenn Frauen, denen sie die Kommunion gebe, die Tränen herunterliefen, erzählt Goller. „Toll, dass eine Frau Priesterin sein kann“, werde ihr gesagt. Aber es habe anfangs von älteren Herren auch Gegenwind gegeben. 2011 kam sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Alt-Katholischen Seminar zur Universität Bonn zurück. 2012 wurde sie zur Dozentin für Katechetik am Bischöflichen Seminar ernannt. Gleichzeitig hatte sie da in Bonn schon als Priesterin mitgearbeitet. Sie sei jetzt eigentlich nur auf die andere Seite der Kirchenleitung gewechselt, meint Goller. „Wir teilen uns bei der Dienstbesprechung die anfallenden Aufgaben und Termine auf“, berichtet Bischof Ring. Für ihn sei das vertrauensvolle Vier-Augen-Gespräch der wichtigste Aspekt dieses Amtes.

Die Wahl sei übrigens auf Goller gefallen, weil er ihr erstens dieses Amt zutraue und sie zweitens anders sei als er und damit einen anderen Blick auf viele Probleme und Fragen haben dürfte. „Jemand, der alles so sieht wie ich, ist zwar zunächst bequem, hilft mir aber nicht weiter“, führte der Bischof im Gottesdienst aus. Goller selbst bezeichnet sich als vom Glauben fest getragen. „Ich bin überzeugt, dass Gott und Jesus viel für unser aller Leben zu sagen haben“, meint sie. Wenn auch in den Kirchen nicht alles gut laufe, weil Menschen fehlbar seien, trage sie einen großen Schatz ins sich: das Vertrauen und die Hoffnung, mit Gottes Hilfe zu einer lebenswerten Welt beitragen zu können. Und wie haben ihre Kinder auf die Ernennung reagiert? Goller lacht. „Denen musste ich erst einmal erklären, was eine Generalvikarin ist“, antwortet sie. „Und jetzt sind sie, glaube ich, stolz.“

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