Verkehrsgutachten in Bonn Anwohner sehen Parkkonzept für Weststadt und Poppelsdorf eher kritisch
Bonn · Eher skeptisch reagieren Anwohner aus der Weststadt und Poppelsdorf auf einer Infoveranstaltung der Stadt, wo die Untersuchung für ein Parkkonzept in diesen Wohnquartieren vorgestellt wurde.
Eine Frage brennt den Anwohnerinnen und Anwohnern aus der Weststadt und Poppelsdorf besonders auf den Nägeln: Wie viele Parkplätze bleiben übrig, wenn das geplante Parkraumkonzept in ihren Wohnquartieren umgesetzt ist? Eine Frage, die ihnen zurzeit noch niemand beantworten kann, wie sie auf einer Informationsveranstaltung der Stadt Bonn am Montagabend im Stadthaus erfuhren.
Gut 30 Bürgerinnen und Bürger, darunter auch einige Kommunalpolitiker, waren der Einladung zur Veranstaltung gefolgt, auf der Gutachter Hans-Rainer Runge die Ergebnisse einer entsprechenden Untersuchung aus dem Herbst 2020 in der Weststadt und Poppelsdorf präsentierte.
Das Untersuchungsgebiet wird durch die Jonas-Cahn-Straße und Endenicher Straße im Nordwesten, die Bahntrasse im Nordosten, die Poppelsdorfer Allee im Osten, die Kirschallee und die Trierer Straße im Süden sowie die A565 und die Sebastianstraße im Westen abgegrenzt. Geprägt ist es vor allem durch den Campus Poppelsdorf der Uni, wo bereits seit einigen Jahren sämtliche Parkplätze gebührenpflichtig sind. Die Folge: Selbst zur Vorlesungszeit sind dort stets zahlreiche Stellplätze ungenutzt, geparkt wird dagegen in den umliegenden Straßen, wo (noch) keine Parkgebühren erhoben werden.
Für die Bonner Nordstadt wurde bereits ein Parkkonzept beschlossen
Runge attestiert in seinem Fazit beiden Wohngebieten – ähnlich wie der Nordstadt, wo die Politik bereits die Umsetzung eines Parkkonzepts in der zweiten Jahreshälfte beschlossen hat – einen „hohen Parkdruck“. Was aber denn der Sinn und Zweck des Parkraumkonzepts sei, wollten einige Bürger wissen, die die Pläne eher skeptisch sehen. Runge: „Das Ziel ist unter anderem, die Parkregelungen zu vereinheitlichen.“ Zudem solle das Bewohnerparken sichergestellt werden, indem die Parkplätze für Fremdparker künftig gebührenpflichtig sein sollen.
Vor allem Pendler, die in umliegenden Unternehmen und Institutionen beschäftigt sind, sollen so möglichst mit ihren Autos aus den Wohnquartieren verschwinden. Sie sollen ihre Fahrzeuge auf private Parkplätze abstellen oder auf Bus und Bahn umsteigen. Und: Der öffentliche Raum soll insbesondere zugunsten der Fußgänger und Radfahrer gerechter aufgeteilt werden, so Runge.
Zunächst nur Beobachtungsgebiet sollen die an die Weststadt angrenzenden Straßen in Endenich sein. Allerdings befürchtet Runge, dass beispielsweise die heute schon durch hohen Parkdruck belastete Brahmsstraße und der Wiesenweg von Parkflüchtigen aus der Weststadt zugeparkt werden, wenn das Parkkonzept dort umgesetzt worden sei.
Ein Problem, das die Bezirksvertretung Bonn bereits schon längst erkannt habe, wie der Endenicher Ratsherr Rolf Beu (Grüne) dem GA bereits vor der Veranstaltung erklärt hatte. Sie habe deshalb das Votum gefasst, die Westgrenze des Konzepts bis zur Frongasse und zur Alfred-Bucherer-Straße auszudehnen. „So werden wir es am Ende auch beschließen“, betonte Beu.
Ein Anwohner der Sebastianstraße kritisierte, dass diese Untersuchung ausgerechnet zur Hochzeit der Pandemie durchgeführt worden sei, wo viele im Homeoffice gearbeitet hätten. Runge räumte ein, er hätte die Untersuchung gerne zu einem anderen Zeitpunkt durchgeführt, habe aber den Auftrag in jener Zeit umsetzen müssen. Deshalb sei man 2021 nochmals durch die Untersuchungsgebiete gegangen. Unterm Strich könne man sagen, dass der Parkdruck tendenziell heute höher sei. „Das ist aber eigentlich wurscht. Die Problemlage war 2020 heftig und ist es heute noch.“
Kritisch sehen einige Bürger das Bestreben der Stadt, mehr Autofahrer zum Umsteigen auf Bus und Bahn zu bewegen. „Der ÖPNV in Bonn ist nicht nur teuer, sondern er kommt entweder zu spät oder gar nicht“, kritisierte ein Mann. Auch die deutliche Erhöhung der Gebühren für den Anwohnerparkausweis, der ab 1. März 2024 rund 360 Euro im Jahr kosten soll, geht manchen gegen den Strich. Einig war man sich, dass ein Parkkonzept nur dann auch Sinn macht, wenn entsprechend kontrolliert wird.
Das gesamte Ergebnis dieser Untersuchung kann auf dem städtischen Beteiligungsportal www.bonn-macht-mit.de eingesehen werden. Alle Bürger können dort bis Dienstag, 21. März 2023 - ihre Anregungen zum Parkraumkonzept abgeben.