Angebot der Stadtwerke Bonner wartet seit Monaten auf Solaranlage

Bonn · Um mit den Bürgern die Energiewende voranzutreiben, bieten die Stadtwerke Bonn Miet- und Kaufoptionen für Photovoltaikanlagen an. GA-Leser Ralph Dörmann wartet allerdings vergeblich auf die Lieferung und Installation einer Stecker-Solaranlage, die er im Mai dort bestellt hat.

 GA-Leser Ralph Dörmann wartet vergeblich auf die Installation einer Stecker-Solaranlage auf seinem Balkon. Im Mai hatte er diese bei den Stadtwerken Bonn bestellt.

GA-Leser Ralph Dörmann wartet vergeblich auf die Installation einer Stecker-Solaranlage auf seinem Balkon. Im Mai hatte er diese bei den Stadtwerken Bonn bestellt.

Foto: Christine van den Bongard

Ralph Dörmann stützt sich am leeren Balkongeländer ab. Dort wollte der Bad Godesberger eigentlich mit einer Stecker-Solaranlage seit einigen Monaten umweltfreundlicheren Strom erzeugen. Bestellt hat er die sogenannte Mini-Photovoltaik-Anlage bei den Stadtwerken Bonn (SWB) im vergangenen Mai, geliefert wurde sie bislang nicht.

„Für mich steht hauptsächlich der Umweltaspekt im Vordergrund und der Spaß an der Spielerei“, so Dörmann. Den fachmännischen Anschluss einer Solaranlage hätte er selbst nicht leisten können, weshalb er auf die Angebote der SWB aufmerksam geworden sei. Diese bieten sowohl Pacht- als auch Kaufmodelle für verschiedene Photovoltaikanlagen an. Das Pachtmodell ist beispielsweise als Komplettpaket, unter anderem mit Installation, Wartung und Anmeldung der Anlage, erhältlich. Beim Kaufmodell ist die Planung und Installation der passenden Solaranlage inbegriffen.

Allerdings scheint es in einigen Fällen zu erheblichen Wartezeiten zu kommen: Trotz Bestellbestätigung der Stadtwerke im Mai und mehrfacher Nachfrage bis November, habe er die Stecker-Solaranlage nicht erhalten, so Dörmann. Wie die SWB dem GA mitteilten, kam es 2021 hin und wieder zu Verzögerungen bei der Installation der Mini-PV-Anlagen. Grund dafür seien coronabedingte Lieferengpässe, weshalb bestimmte Teile nur schwer zu beschaffen waren. „Hinzu kommt die hohe Auslastung unserer Partner aus dem Handwerk, welche durch die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Sommer nochmal verstärkt wurde“, so die Pressesprecherin der SWB, Stefanie Zießnitz. Ziel sei es, die bestellten Anlagen in diesem Jahr wieder zeitnah anzubringen.

Fristen für Förderungen

Mini-PV-Anlagen eignen sich laut Zießnitz nicht nur für Hausbesitzer, sondern auch für Mieter, da man sie schnell auf dem Balkon oder im Garten aufbauen und bei einem Umzug problemlos abbauen und transportieren kann. Die Kosten für PV-Anlagen fallen je nach Modell unterschiedlich aus. Seit September können Bonner Bezuschussungen für Solaranlagen im Rahmen des Förderprogramms „Photovoltaik“ beantragen – auch für Mini-PV-Anlagen. Dörmann hat sich ebenfalls nach einer Förderung erkundigt – ist aber leer ausgegangen. Der Grund dafür laut Stadt: Wer den Antrag auf Fördermittel stellt, muss versichern, dass er zum Zeitpunkt des Antrags noch keine Anlage gekauft, in Auftrag gegeben oder installiert hat.

Dörmann hat die Anfrage erst im September nach Start des Förderprogramms und somit zu spät gestellt. Dennoch fragt er sich: „Warum bezuschusst die Stadt keine Solaranlagen, die man schon zuvor gekauft hat?“ Wie die Stadt mitteilte, solle die Förderung vor allem für jene Bürger einen Anreiz schaffen, die noch zögern oder die sich eine Solaranlage sonst nicht leisten könnten. „Menschen, die bereits eine Anlage gekauft beziehungsweise beauftragt haben, würden diese ja auch ohne eine Förderung installieren. Sie haben sich schon unabhängig von der Förderung dafür entschieden“, so Isabell Klotz vom städtischen Presseamt. Dies sei eine gängige Rahmenbedingung bei Förderprogrammen.

Steuiende Nachfrage für Solaranlagen in Bonn

Um die steigende Nachfrage für Solaranlagen in den vergangenen Jahren zu bewältigen, haben die SWB personell aufgestockt und der Netzanbieter BonnNetz hat verschiedene Internetseiten errichtet, damit Kunden Anfragen oder die Bestellung eines Netzanschlusses online abwickeln können – beispielsweise das Einspeiserportal und das Netzanschlussportal. Eine neue Plattform für Zähleranträge und eine automatische Netzanschlussprüfung sind für dieses Jahr geplant.

Mini-PV-Anlagen mit einer Leistung von 600 Watt können Kunden selbst online über das Einspeiserportal von BonnNetz anmelden. Größere Anlagen meldet die Fachfirma an, die die Anlage installiert. Der Netzbetreiber BonnNetz prüft dann unter anderem, welche Einspeisevergütung jemand für seine Anlage erhält und ob diese im Register der Bundesnetzagentur geführt ist.

Wer mehr Strom generiert als benötigt, erhält für den überschüssigen Strom, der dann ins Netz eingespeist wird, eine Vergütung vom Netzbetreiber. Das gilt laut den SWB allerdings nicht für Mini-PV-Anlagen, für sie dürfe keine Einspeisevergütung gezahlt werden. Hier solle der Strom vollständig im Haus verbraucht werden. Deshalb gilt: „Wer eine Mini-PV-Anlage bis 600 Watt betreibt, braucht einen rücklaufgesperrten Zähler, damit dieser den Verbrauch nicht hinunter zählt, also rückwärtsläuft, wenn ein Plus an Strom ins Netz fließt“, so Zießnitz. Falls notwendig, tausche BonnNetz den Zähler kostenlos aus.

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