Erhöhung in zwei Schritten Stadt Bonn erhöht Kosten für Anwohnerparken deutlich

Bonn · Für Anwohner wird das Parken in ihrem Viertel in den nächsten zwei Jahren deutlich teuer. Viele Betroffene reagieren frustriert und verärgert auf die Maßnahme, die von der Bonner Ratskoalition gewünscht wird.

 Parken in der Bonner Südstadt: An den Straßenrändern ist selten ein Platz frei.

Parken in der Bonner Südstadt: An den Straßenrändern ist selten ein Platz frei.

Foto: Benjamin Westhoff

In der Bonner Südstadt einen Parkplatz zu finden, ist nicht leicht. Gerade gegen Nachmittag sind die Plätze rar. Das führt dazu, dass viele ihr Auto auf nicht gekennzeichneten Flächen abstellen, Garagen zuparken, in zweiter Reihe stehen. Geschätzt die Hälfte der parkenden Autos an der Argelanderstraße hat keinen Parkausweis. Die andere Hälfte muss bald mehr zahlen.

Erhöhung in zwei Schritten

Seit 1993 hat die Stadt die Preise für Anwohnerparkausweise nicht erhöht, 30,70 Euro zahlen die Bonner im Jahr. Das wird sich 2023 ändern. Ab dem 1. März kostet es 15 Euro pro Monat, ab dem 1. März 2024 sind es dann 30 Euro. Für alle Personen mit Bonn-Ausweis übernimmt das Amt für Soziales und Wohnen 75 Prozent der Gebühren. So lautet der Vorschlag der Stadtverwaltung, über den jetzt der Rat entscheiden soll. Die Koalition befürwortet die Gebührenerhöhung.

Hintergründe: Warum wird Anwohnerparken teurer?

Die aktuellen Preise entsprächen nicht den Anforderungen an nachhaltige Nutzung des öffentlichen Raumes, so die Stadt. Die Bevölkerungszahl wachse und es gebe nur begrenzt Platz in Bonn. Parkende Autos und Parkplatzsuchende würden die Straßen belasten. Die Erhöhung der Preise sei ein Instrument, die Zahl der Autos in Städten zu reduzieren. Außerdem sei die Maßnahme ein wichtiger Baustein der Mobilitätswende. Für Menschen, die nicht auf ein Auto angewiesen sind, würden in Bonn die Alternativen wie das Fahrrad, Carsharing oder der ÖPNV gestärkt.

Mit den neuen Regeln und Preisen möchte die Stadt, dass Autohalter den Unterhalt der Parkplätze selbst finanzieren. Derzeit würden sie überwiegend aus dem städtischen Haushalt bezahlt. Die Mehreinnahmen durch die Preiserhöhungen würden laut Stadt in Klimaschutz und Mobilitätswende fließen.

Das sagen die Anwohner und Passanten

Marc Lehner (Name von der Redaktion geändert) empfindet die Parksituation in Bonn als angespannt. Er muss in der Südstadt parken. „Gerade sonn- und feiertags oder spät abends findet man nichts. Und das, obwohl schon viele Leute nicht so parken, wie sie müssten“, bemängelt er. Von den steigenden Gebühren hält er nichts. Andernorts würde er für 30 Euro im Monat einen eigenen Parkplatz mieten können. Die Bahn sei unzuverlässig und damit keine Alternative.

„Ich finde, dass es sehr voll ist in Bonn“, sagt Studentin Ann-Christin Bäumker. Parkverbotsschilder, Baustellen, Zweistunden-Parkplätze: Ihrer Meinung nach müsse man sehr darauf achten, wo man parkt oder umparken. Fremdparker bemerkt sie kaum, viele hätten den notwendigen Anwohnerausweis. „Es dürfen aber nicht weitere zehn Autos mit Anwohnerausweis dazukommen, sonst ist unsere Parkordnung hier zerstört“, sagt sie. Den heutigen Preis findet Bäumker mehr als fair, die Erhöhungen nicht: „Die Einheimischen finden sich schon mit allen Auflagen und Änderungen der Stadt ab. Wo soll man sein Auto denn noch hinstellen? Wir parken auf dafür gekennzeichneten Flächen, wen stört das?“ Paul Meyer (Name von der Redaktion geändert) hat sein Büro in der Südstadt. „Ich habe keinen Parkausweis. Ich stelle mich meistens einfach irgendwohin, wo Platz ist“, sagt er. Bisher habe er keinen Bußgeldbescheid bekommen.

Ein Bonner hat seinen SUV gerade geparkt. Er hat Glück gehabt, sonderlich groß sind die Parklücken im Bonner Süden nicht. „Die Situation ist nicht einfach hier“, sagt er. „Die steigenden Preise für die Anwohnerparkausweise finde ich unfair. Man hat keine Garantie auf einen Parkplatz.“ Es würden sich Leute ohne Ausweise auf die Parkplätze stellen und ein Knöllchen riskieren. „Die zahlen dann einmal, ich zahle jeden Monat“, sagt er. Diese Meinung teilt eine Bonner Hebamme. „Ich finde die Regelung nicht gut. Ich bin auf mein Auto angewiesen und wohne auf dem Venusberg“, sagt sie. Die steigenden Preise für das Anwohnerticket sieht sie nicht ein. „Ich muss irgendwo parken, das wird dann richtig teuer jeden Monat.“

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