Tag der offenen Tür im Arithmeum Institut der Uni Bonn erwirbt die „Rechenmaschine des Papstes“
Bonn · Eine historische Rechenmaschine von Pius IX. gehört jetzt zur Sammlung des Bonner Instituts für Diskrete Mathematik. Am Samstag können Besucher auch die Kunst des Arithmeums besichtigen.
Jeder, der heute einen Computer benutzt, profitiert von der jahrhundertealten Geschichte der Mechanisierung des Rechnens. Noch vor 500 Jahren lag das Rechnen in der Hand weniger, gut ausgebildeter Rechenmeister. Bald darauf haben sich zahlreiche große Denker und Mathematiker der Aufgabe gewidmet, das Rechnen fehlerfrei und zügig zu gestalten. Je einwandfreier die Mechanik einer Rechenmaschine funktionierte, desto größer wurde der Wunsch, noch schneller, komfortabler und besser zu rechnen. Das Bonner Arithmeum zeichnet die Geschichte des Rechnens in seiner Ausstellung nach.
Das neueste Stück der umfangreichen Sammlung, das Arithmomètre für Papst Pius IX., wurde am Freitagnachmittag im Beisein von Oberbürgermeisterin Katja Dörner ans Arithmeum übergeben. Die französische Botschafterin Anne-Marie Descôtes hielt eine Laudatio per Videobotschaft. Sie sagte: „Die Ausstellung wird nun gekrönt.“ Professor Bernhard Korte, Direktor des Forschungsinstituts für Diskrete Mathematik, begrüße rund 100 Gäste und dankte Ina Prinz, der Direktorin des Arithmeums: „Frau Prinz hat sich immer bis zum Äußersten eingebracht für das Arithmeum. Ja, sie ist das Arithmeum.“ Als neuer Chefkurator wurde am Freitag Professor Patrick Rocca vorgestellt.
Das neue Exponat geht auf einen Pionier zurück: Charles Xavier Thomas de Colmar (1785-1870) gilt als Begründer der Rechenmaschinenfabrikation in Europa. Im Alter von 35 Jahren ließ er 1820 die erste Rechenmaschine patentieren. Er nannte sie Arithmomètre. Schon bald, nach einigen Versuchen, bat er einen Pariser Uhrmacher namens Devrine, seine Maschine zu perfektionieren. Sie enthielt zahlreiche technische Neuerungen: eine Handkurbel als Ersatz für die Zugschnur als Antrieb, ein „Memento”, um ein Zwischenergebnis „im Gedächtnis” zu behalten. „Und, als große Neuheit, einen Umkehrschalter zwischen Addition und Subtraktion“, informiert das Arithmeum.
Um seine geniale Erfindung publik zu machen, schenkte Thomas ausgewählten Potentaten seiner Zeit besonders eindrucksvoll gestaltete Dedikationsexemplare. Mit dem Erwerb des Arithmomètre für Papst Pius IX. gelangt ein kulturhistorisch außergewöhnliches und technisch wegweisendes Prunkexemplar in die Sammlung des Arithmeums. Gäste haben bereits an diesem Samstag Gelegenheit, sich die historischen Rechenmaschinen und die Sammlung des Hauses anzuschauen.
Tag der offenen Tür im Arithmeum, Lennéstraße 2, ist am Samstag, 9. Juli, ab 11 Uhr. Um 15 Uhr gibt es eine Familienführung durch die Ausstellung „200 Jahre Arithmomètres von Thomas de Colmar”. Um 16.30 Uhr führt Direktorin Ina Prinz durch die Kunstausstellung „Geometrie und Raum”.