Prozess in Bonn Bande soll mindestens 67 Autos gestohlen haben

Bonn · Eine Band soll rund um Bonn zahlreiche Autos gestohlen haben, die später in ihre Einzelteile verlegt wurden. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter belasten sich vor Gericht nun gegenseitig.

 Eine Bande hat rund um Bonn zahlreiche Autos gestohlen.

Eine Bande hat rund um Bonn zahlreiche Autos gestohlen.

Foto: dpa/Axel Heimken

Im spektakulären Fall um eine Autoteilebande, die in der gesamten rechtsrheinischen Umgebung von Bonn mindestens 67 hochwertige Fahrzeuge der Marken BMW und Mercedes gestohlen haben soll, haben mittlerweile alle sechs Angeklagten ausgesagt und sich im Großen und Ganzen zu den Vorwürfen bekannt. Nachdem einer der mutmaßlichen Drahtzieher und drei weitere Bandenmitglieder bereits im Vorfeld gegenüber den Ermittlern umfangreiche Aussagen zum „Geschäftsmodell“ der Bande gemacht hatten, brachen an den ersten Verhandlungstagen nun auch die beiden verbliebenen Männer ihr Schweigen. Einer von ihnen, ein 29-Jähriger, könnte möglicherweise sogar der Chef der Bande gewesen sein.

Das ließ sich jedenfalls aus der Aussage des Mannes schließen, der bereits vor Prozessbeginn ausgepackt hatte. Wer nun aber tatsächlich die Leitung der Bande innehatte, muss noch von den Richtern der 10. Großen Strafkammer geklärt werden. Jedenfalls erhob der nun ebenfalls geständige 29-Jährige entsprechend Gegenvorwürfe. Der 32-Jährige habe ihn über Mittelsmänner angeworben und den größten Teil der Gewinne für sich behalten. Die Motoren der gestohlenen Wagen seien ohnehin stets für den 32-Jährigen bestimmt gewesen, die restlichen Einzelteile durfte der 29-Jährige zwar an den Käufer bringen. Dazu habe er allerdings meist die Kontakte seines Mittäters nutzen müssen und der habe außerdem nicht korrekt abgerechnet. Dem 32-Jährigen werden von der Staatsanwaltschaft ohnehin die meisten Taten vorgeworfen und er soll auch die drei Werkstätten gepachtet haben, in denen die erbeuteten Autos in ihre Einzelteile zerlegt worden waren.

Diebesbande nutzte Sicherheitslücke

Für ihre Diebeszüge nutzten die Bandenmitglieder eine Sicherheitslücke bei sogenannten Keyless-Go-Verfahren: Wer diese schlüssellosen Öffnungstechniken nutzt, muss keinen Autoschlüssel mehr zücken. Es genügt, den Schlüssel bei sich zu tragen, um die Türe zu öffnen oder den Motor zu starten. Die Bandenmitglieder bedienten sich bei ihren Diebeszügen eines sogenannten Funkwellenverlängerers: Während ein Täter sich vor dem zu stehlenden Wagen postierte, suchte der andere mit einem selbstgebautem Scanner nach dem Signal des Schlüssels, den viele Besitzer in unmittelbarer Nähe der Haustüre aufbewahrten. Wenn alles in ihrem Sinne lief, fanden die Täter das Schlüsselsignal und reichten es per selbstgebautem Scanner zum Wagen weiter. War erst die Tür geöffnet und der Motor gestartet, wurden die Wagen in eine von drei Zerlegewerkstätten im Bergischen Land oder dem Westerwald gebracht.

Das Verfahren gegen die einzige beteiligte Frau ist inzwischen abgetrennt und dann eingestellt worden: Ihr wurde nur Beihilfe vorgeworfen und die Tatbeteiligung der mittlerweile schwangeren Frau bestand offensichtlich hauptsächlich in Küchen- und Reinigungsarbeiten.

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