Statue muss saniert werden Beethoven-Denkmal schwebt über dem Münsterplatz
Bonn · Viele Passanten beobachteten am Mittwochvormittag auf dem Münsterplatz, wie die rund 3,2 Tonnen schwere Beethoven-Statue auf einen Tieflader verladen wurde. Die Experten mussten dabei ganz vorsichtig vorgehen.
Auf dem Münsterplatz ist es an diesem Mittwochvormittag um 10.43 Uhr rund um das Beethoven-Denkmal mucksmäuschenstill. Was man hört, ist lediglich das Klicken von Kameras. Journalisten und Passanten haben sich versammelt und blicken gespannt zu dem berühmtesten Sohn der Stadt. Seine Statue ist mit mehreren Tragegurten umschlungen, ein Spezialkran hat sie am Haken. Als sich das Beethoven-Denkmal ganz langsam in die Höhe bewegt, brandet Applaus auf. Die Gesichtszüge von Hermann Krause entspannen sich.
Abtransport wurde ein Jahr lang vorbereitet
Krause ist der Projektleiter im Städtischen Gebäudemanagement (SGB) und hat mehr als ein Jahr lang gemeinsam mit weiteren Spezialisten den Abtransport des Beethoven-Denkmals organisiert und geplant. Eine anspruchsvolle Aufgabe, schließlich handelt es sich bei der Statue um die bekannteste und auch beliebteste der Bundesstadt.
Bei einer Begutachtung der Statue wurden im Herbst 2020 Korrosionsschäden festgestellt. Schmutz und Wasser können so ungehindert eindringen und auch für eine Korrosion im Inneren der hohlen Statue sorgen. Für Passanten sind die Schäden kaum sichtbar, sie müssen aber dringend behoben werden. Daher nun der Abtransport.
Jeder Gurt muss perfekt sitzen
Die vielen Gurte, die einem Hosenträger ähnelten, waren auch zwingend notwendig, wie Krause erklärte. „Wir müssen die Gewichtlast der Figur möglichst gleichmäßig hochheben, damit es keine Verformungen oder Beschädigungen gibt. Das wäre natürlich ein Worst-Case-Szenario für einen Denkmalpfleger“, so der Projektleiter. Daher haben die Vorbereitungen am Denkmal auch länger gedauert als gedacht. Jeder Gurt musste perfekt sitzen, durfte nicht verrutschten und durfte natürlich auch nicht zu viel Druck auf nur eine Stelle ausüben.
Die denkmalgeschützte Figur wiegt rund 3,2 Tonnen, die Sockelverkleidung, das sogenannte Postament, rund 3,4 Tonnen. Insgesamt mussten die Spezialisten also rund 6,6 Tonnen Gewicht auf den bereitstehenden Tieflader verladen. Dieser wurde direkt vor dem Postamt geparkt, da auch der Tieflader ein hohes Eigengewicht hat – schließlich befindet sich direkt unter dem Münsterplatz die Tiefgarage. Daher konnte der Spezialkran und auch der Aufleger nicht beliebig geparkt werden.
Firma aus Schleswig-Holstein mietet Werkstatt für Restauration an
Schwierig sei es gewesen, eine geeignete Firma für die Restaurierung zu finden. In Deutschland würde es nur wenige Firmen geben, die so etwas machen, erklärte der Projektleiter. Die Entscheidung fiel nach einer Ausschreibung auf ein Unternehmen aus Schleswig-Holstein. Die Firma Recovis sei darauf spezialisiert, Metallrestaurierungen durchzuführen, insbesondere von Bronze. Um den Transportweg für die kostbare Statue so kurz wie möglich zu halten, hat das Unternehmen eine Werkstatt im Rhein-Sieg-Kreis angemietet. Insgesamt, so Projektleiter Krause, würde die Restaurierung des Beethoven-Denkmals rund 60.000 Euro kosten – die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Land NRW unterstützen die Arbeiten mit je 15.000 Euro.
Betonsockel wird vor Ort instandgesetzt
Der Betonsockel bleibt vor Ort und wird ebenfalls instandgesetzt. Auch die Beleuchtung wird erneuert. In der Werkstatt müssen sich die Restauratoren nun auf eine kleinteilige Arbeit gefasst machen: Mit Wattestäbchen, Schwämmen und Wasser wird die Oberfläche der Statue gereinigt werden. Eine absolut saubere Oberfläche ist dabei nicht das Ziel, vielmehr sollen Schmutzschichten entfernt und die Patina erhalten bleiben. Auch Taubenkot und Graffiti-Reste unter anderem an den Allegorie-Platten werden entfernt. Mit Skalpell und Glasfaserstift müssen gegebenenfalls Krusten ausgedünnt werden. SGB-Chef Lutz Leide zeigte sich nach dem Verladevorgang sehr zufrieden. „Es hat alles super geklappt – dank der Vorbereitung von Herrn Krause und seinem Team“, so Leide.
Beethoven-Statue verlässt bereits zum zweiten Mal seinen Standort
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass das Beethoven-Denkmal seinen angestammten Platz verlassen hat. In den Jahren 1963 bis 1965 wurde es zuletzt umfangreich restauriert, 1963 wurde die Statue daher abgebaut. Auch aus dieser Zeit müssen Reparaturstellen nachgebessert werden. Damit es vor Ort nun nicht ganz leer ist, wird es einen Sockelschutz mit Informationen und historischen Ansichten der Statue geben. Der Schutz wird eine drei Meter hohe Holzkiste bis zur Rückkehr des Beethoven-Denkmals verkleiden.
Passantin singt „Freude, schöner Götterfunken“ zum Abschied
Stephan Eisel, Vorsitzender der Bürger für Beethoven, ließ sich den Abtransport natürlich nicht entgehen. Er beobachtete die Szenerie mit einem „weinenden und einem lachenden“ Auge. Mit einem weinenden, weil die beliebte Statue nun erst einmal weg ist, aber auch mit einem lachenden, weil sie im Sommer wieder zurückkehren soll. Das Engagement der Stadt lobte er dabei ausdrücklich. Sein Verein plane für die wärmeren Monate auch Aktionen am Denkmal, um die Zeit der Restauration zu überbrücken. Wenn alle Arbeiten nach Plan verlaufen, soll die Statue im Juni dieses Jahres zurückkehren. Während die Mitarbeiter des Transportunternehmens Beethoven fest auf dem Tieflader verzurren, fing eine ältere Dame an, „Freude, schöner Götterfunken“ zu singen. Sozusagen als Glücksbringer für die anstehende Restauration.