Stadtwerke drängen auf Lösung Bonner Brücken sind zu niedrig für Elektro-Busse

Bonn · Die Stadwerke stellen ihren Fuhrpark auf E-Mobilität um. Doch die neuen Busse sind höher als die alten - und in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ist die Durchfahrtshöhe an etlichen Brücken zu gering. Jetzt sind Ingenieure gefragt.

Drei Meter ist die Durchfahrt an der Rheinalleee in Bad Godesberg hoch.

Drei Meter ist die Durchfahrt an der Rheinalleee in Bad Godesberg hoch.

Foto: Meike Böschemeyer

Sauber, leise, komfortabel: Mit Elektrobussen will Bonn einen weiteren großen Schritt in Richtung Verkehrswende gehen. An manchen Stellen im Stadtgebiet wird die neue Technik jedoch durch die Örtlichkeiten ausgebremst. Denn die modernen Busse mit dem alternativen Antrieb können in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis nicht auf allen Strecken problemlos eingesetzt werden. Mancherorts sind die Unterführungen so niedrig, dass die Fahrzeuge nicht darunter hindurch fahren können.

Andere Wege bedeuten längere Fahrzeiten

Kritsch wird es beispielsweise in der Rheinallee (Buslinien 611, 613, 637, 638, 855, E-Wagen, N7, N10), in Ramersdorf in der Heinrich-Konen-Straße (Buslinie 607) sowie Am Probsthof (Buslinie 632). Um sicher passieren zu können, benötigen die neuen Busse eine Durchfahrtshöhe von 3,50 Meter – an den drei genannten Bereichen stehen jedoch nur 3 bis maximal 3,40 Meter zur Verfügung.

Mit diesem Dilemma steht Bonn jedoch nicht alleine da. Auch im Rhein-Sieg-Kreis werden die neuen Fahrzeuge an einigen Stellen gestoppt. Betroffen sind der Bahnhof Menden/Meindorf in Sankt Augustin (Buslinien 540, 640) sowie in Rhöndorf die Karl-Broehl-Straße (Bahnersatzverkehr Linie 66). Diese Unterführungen liegen zwar nicht auf Bonner Stadtgebiet, werden aber von Linien der SWB angesteuert. Schon mehrfach haben sich die politischen Gremien in Bonn mit dem Thema befasst. Nun soll ein Ingenieurbüro Lösungsvorschläge erarbeiten.

Mit dem Einsatz von Elektrobussen (durch SWB) sowie Wasserstoffbussen (durch RVK) soll der Nahverkehr bis 2035 emissionsfrei betrieben werden. „Hierfür beschafft SWB Bus und Bahn sukzessive neue Fahrzeuge“, erklärt Clarissa Pütz von den Stadtwerken. Aktuell seien in Bonn vier E-Solo- und drei E-Gelenkbusse in Betrieb. Im ersten Quartal des kommenden Jahres soll die Flotte um weitere zehn Elektrobusse aufgestockt werden.

Das Problem: Die Batterien sind größtenteils auf dem Dach verbaut, wodurch die Fahrzeuge höher sind. Bei den mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeugen befindet sich der Tank ebenfalls auf dem Dach. Einig sind sich alle Verkehrsunternehmen (SWB, RVK, RSVG), dass für den Einsatz der neuen Busse an Unterführungen eine Durchfahrtshöhe von 3,50 Meter notwendig ist. Durch den Einsatz der neuen Antriebstechnik können schon heute Neufahrzeuge auf bestimmten Linienwegen aufgrund der mangelnden Durchfahrtshöhe nicht eingesetzt werden, teilte die Stadtverwaltung in einer entsprechenden Vorlage mit.

Durch den Einsatz herkömmlicher Linien in den kritischen Bereichen kann das Problem jedoch nur kurzfristig gelöst werden. „Falls eine Anpassung der Durchfahrtshöhen nicht möglich sein sollte, müssen alternative Routen gefunden werden. Damit wären mitunter auch längere Wege und Fahrzeiten verbunden“, erklärt die SWB-Sprecherin. Um einen sicheren Verkehrsfluss zu gewährleisten, sei es wichtig, dass alle Fahrzeugtypen auf allen Strecken eingesetzt werden können. „Außerdem wollen wir bis 2035 vollständig auf emissionsfreie Busse umgestellt haben. Durchfahrtshöhen werden dann für den gesamten Fuhrpark relevant sein“, ergänzt Pütz.

Bis zum Frühjahr sollen die Ingenieure nun Lösungsvorschläge erarbeitet. Möglich wären unter anderem eine Tieferlegung der Fahrbahn, eine mittige Verkehrsführung (bei Bogenbrücken) oder eine Veränderung der Linienführung. „Über die Ergebnisse wird die Verwaltung die Politik nach Abschluss der Untersuchung informieren und Beschlussvorlagen erstellen“, so das Presseamt.

Die Stadtwerke hoffen auf eine schnelle Entscheidung, spätestens aber bis Ende 2024. „Zu diesem Zeitpunkt wird die Anzahl der rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge nämlich so hoch sein, dass es kaum noch möglich sein wird, diese Streckenabschnitte zu vermeiden“, betont die SWB-Sprecherin.

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