Behördenranking in Deutschland Bonner Bürgerdienste erhalten im Netz schlechte Bewertungen

Bonn · Unternehmen müssen sich im Internet den Bewertungen ihrer Kunden stellen. Bewertet werden dort auch Behörden und die schneiden in Bonn nicht besonders gut ab, wie ein Verbraucherschutzverein aufführt. Für die Stadt haben die Bewertungen jedoch keine Aussagekraft.

 Das Dienstleistungszentrum im Bonner Stadthaus schneidet bei Bewertungen im Internet eher schlecht ab.

Das Dienstleistungszentrum im Bonner Stadthaus schneidet bei Bewertungen im Internet eher schlecht ab.

Foto: Benjamin Westhoff

Bonner Bürger sind besonders unzufrieden mit ihren Bürger- und Meldeämtern, so lautet das Ergebnis einer Auswertung des Verbraucherschutzvereins Berlin/Brandenburg (VSVBB). Herangezogen wurden dafür Bewertungen im Internet bei der Suchmaschine Google.

Behördengänge sind zwar grundsätzlich nicht sehr beliebt, Bonn landet in der Auswertung von 40 deutschen Städten aber mit einem Schnitt von 2,73 von fünf möglichen Sternen bundesweit auf dem vorletzten Platz. Schlechter schnitt demnach nur die Stadt Mönchengladbach ab.

Bewertet wurden in Bonn vier Ämter: neben den Bürgerämtern in Bad Godesberg, Beuel und Hardtberg auch das Dienstleistungszentrum der Stadt Bonn. Dabei erhielten die Bürgerämter der Stadtbezirke deutlich bessere Noten. Mit 3,5 Sternen liegt Beuel an der Spitze, gefolgt von Hardtberg (3,4 Sterne) und Bad Godesberg (3,2 Sterne). Mit 2,3 von fünf Sternen schnitten die Bürgerdienste im Stadthaus dafür wesentlich schlechter ab.

Ein Blick in die Kommentare der Bürger zeigt: Vor allem lange Wartezeiten sind dort Grund für Kritik - sowohl vor Ort als auch bei der Terminvergabe. „Trotz Termin lange Wartezeiten. Zusätzlich auch noch unfreundliche Mitarbeiter. Hätte ich die Wahl, würde ich hier nicht hingehen!“, heißt es in einer aktuellen Bewertung. „Monatelange Wartezeit für die einfachsten Anliegen“, lautet eine andere. Obwohl der Service ebenfalls kritisiert wird, bekommen die städtischen Mitarbeiter auch viel Lob: „Trotz Fehler in meinen Unterlagen waren die Mitarbeitenden sehr geduldig und konnten mir helfen. Sehr guter Service!“, schreibt ein Nutzer. Und wie individuell die Erfahrungen der Bürger vor Ort sein können, zeigt auch folgende positive Bewertung: „Sehr freundliche und kompetente Mitarbeiter, sowohl am Empfang als auch an den Schaltern. Außerdem gab es am Morgen kaum Wartezeiten.“

Mit knapp 300 Bewertungen für Bonn ist die Aussagekraft des Rankings allerdings begrenzt. Darüber hinaus fließen auch ältere Bewertungen mit in die Durchschnittsnote ein. Allerdings hatte sich Bonn nach Aussage des Vereins zuletzt sogar leicht verschlechtert. „Zumindest haben die Bürger hier eine Möglichkeit, ihre Ämter öffentlich zu bewerten“, sagt VSVBB-Sprecher Tobias Haffner. Alternativen dazu fehlten.

Die Stadtverwaltung bezeichnet die Auflistung indes als unseriös. Sie sei nicht aussagekräftig und decke sich nicht mit den Erkenntnissen aus dem eigenen Controlling und Beschwerdemanagement. So erhalte die Verwaltung viel positives Feedback etwa per E-Mail. Am Feedback-Terminal, das sich seit Januar im Stadthaus befindet, sei bei 70 Prozent der abgegebenen Stimmen „sehr zufrieden“ ausgewählt worden. Die Stadt weist auch darauf hin, dass die verglichenen Behörden im Ranking des VSVBB unterschiedlich organisiert und damit nicht vergleichbar seien. So würden in der Bonner Behörde, anders als in anderen Städten, auch Anliegen der Kfz-Zulassungsstelle und der Führerscheinstelle bearbeitet. Die Vorlaufzeiten für Termine hätten sich zudem positiv entwickelt, auch wenn Herausforderungen wie Geflüchtete aus der Ukraine und eine erhöhte Nachfrage nach Reisedokumenten die Vorlaufzeiten wieder ansteigen ließen.

Insgesamt kommen Deutschlands Behörden beim Bewertungsranking auf einen Durchschnittswert von 3,57 Sternen. „Eine Pizzeria mit dieser Bewertung würde mich jedenfalls nicht ansprechen“, sagt Vereinsvorsitzende Angelika Menze. Verständnis für das schlechte Abschneiden vieler Behörden in NRW hat sie nicht. „Selbst in Millionenstädten wie Berlin wird die Arbeit der Behörden vor Ort vergleichsweise gut bewertet“, so Menze. „In Bonn, Köln und Mönchengladbach wird es hingegen höchste Zeit, dass das viele negative Feedback der eigenen Bürger endlich ernstgenommen wird.“

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