Bürgerinitiative kritisiert Planung zum Bonner Tausendfüßler „Es ändert sich nichts im Hinblick auf die zerstörerische Planung“

Bonn · Die Kölner Bezirksregierung hat überarbeitete Planungsunterlagen zum Ausbau des Tausendfüßlers in Bonn veröffentlicht. An der Verbreiterung auf sechs Spuren plus Standstreifen hält die Autobahn GmbH fest. Eine Bürgerinitiative kritisiert das Vorhaben.

 Der Tausendfüßler soll neu gebaut werden. Nun wurde ein neues Klimagutachten veröffentlicht.

Der Tausendfüßler soll neu gebaut werden. Nun wurde ein neues Klimagutachten veröffentlicht.

Foto: Benjamin Westhoff

Seit Montag sind die überarbeiteten Planungsunterlagen für den umstrittenen Neu- und Ausbau der Autobahn 565 zwischen der Anschlussstelle Bonn-Nord und der Anschlussstelle Bonn-Endenich öffentlich einsehbar. Darüber informierte die Stadt in einer Pressemitteilung. Die Autobahn GmbH – vor der Namensumbenennung Landesbetrieb Straßen NRW – plant, in dem Abschnitt den Brückenneubau mit Stütz- und Lärmschutzwänden sowie Entwässerungsbauten nach derzeitigem Stand ab 2025 in Angriff zu nehmen und rechnet mit einer Bauzeit für das rund 300 Millionen Euro teure Projekt (Stand vor einem Jahr) von mindestens sechs Jahren.

Weiterhin sechs Spuren plus Standspuren geplant

Die zuständige Kölner Bezirksregierung hatte das Planfeststellungsverfahren am 10. September 2020 eingeleitet und ist dafür als Genehmigungsbehörde weiterhin zuständig. In der Folge waren 358 Einwendungen von Privatpersonen und weitere 23 von öffentlichen Trägern wie der Stadt Bonn gegen die Pläne eingegangen, die einen Ausbau des Tausendfüßlers von derzeit vier auf dann sechs Fahrspuren vorsehen. In jede Fahrtrichtung soll außerdem eine Standspur hinzukommen.

In die nun überarbeiteten Unterlagen sind Erkenntnisse aus einem weiteren Klimagutachten eingeflossen, das der Gesetzgeber forderte, wie Helge Wego von der Autobahn GmbH sagte. Beispielsweise ist in dem Bericht zu lesen, dass ohne Ausbau der A 565 etwa 443 Tonnen und nach dem Ausbau etwa 573 Tonnen sogenannte CO2-Äqivalente pro Jahr freigesetzt würden. Auf dem Tausendfüßler führen heute 92.600 Kraftfahrzeuge täglich, im Jahr 2030 wären es wohl 96.200 ohne den Ausbau, 114.300 mit der Verbreiterung. Zugleich käme es aber dem Bericht zufolge zu einem positiven Einfluss auf das innerstädtische Straßennetz: Der Autoverkehr am Straßenzug „Am Probsthof“ nehme laut Prognosen um bis zu 45 Prozent ab.

An den bisherigen Plänen eines Ausbaus ändern die überarbeiteten Unterlagen zunächst nichts. Die Stadt hatte in ihren Einwendungen ihre Sicht dargelegt und eine Umplanung mit vier Spuren plus zwei Seitenstreifen angeregt. Die Bürgerinitiative Moratorium A565 um Raimund Gerber und Irmgard Henseler fordert bis heute, von einer Verbreiterung ganz abzusehen und die Autobahn auf der bisherigen Breite zu erneuern. Gerber teilte am Montag als Reaktion auf die Veröffentlichung mit: „Es ändert sich nichts im Hinblick auf die zerstörerische Planung, die vor zwei Jahren veröffentlicht wurde.“ Die Entscheidung für die Erweiterung ist vor vielen Jahren in Berlin gefallen durch einen Parlamentsbeschluss für den Bundesverkehrswegeplan, in dem der Tausendfüßlerausbau als vordringliches Projekt aufgeführt ist.

Unterlagen liegen im Stadthaus aus

Die Unterlagen liegen nun bis einschließlich zum 11. Oktober im Stadthaus (Amt für Bodenmanagement und Geoinformation) aus. Die Öffnungszeiten sind montags, dienstags, mittwochs und freitags von 8 bis 13 Uhr und donnerstags von 8 Uhr bis 18 Uhr. Es wird um vorherige Terminvereinbarung gebeten, telefonisch unter 0228/772200 oder per E-Mail unter kundenzentrum-geodaten@bonn.de. Die Berichte veröffentlicht die Bezirksregierung außerdem auf ihrer Internetseite (www.bezreg-koeln.nrw.de) Einwendungen sind bis zum 8. November an die Bezirksregierung Köln zu richten. Sie dürfen sich nur auf die Änderungen des Deckblatts beziehen.

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