Wahlpartys der Bonner Parteien Jubel im Nyx, dicke Luft im Zeughaus

Bonn · Bis in den späten Abend fieberten die Anhänger der Parteien in Bonn jeder neuen Hochrechnung entgegen. In der Altstadt gab es bei der SPD kein Halten mehr, in Beuel bei der CDU enttäuschte Gesichter.

 Jessica Rosenthal kann das Ergebnis der ersten Hochrechnung bei der Wahlparty im Nyx kaum glauben.

Jessica Rosenthal kann das Ergebnis der ersten Hochrechnung bei der Wahlparty im Nyx kaum glauben.

Foto: Maximilian Mühlens

Kleine Location, aber große Emotionen: Die Sozialdemokraten feierten im „Nyx“ in der Altstadt. Als die ersten Prognosen um 18 Uhr über eine große Leinwand einliefen, gab es bei den Genossen kein Halten mehr. Direktkandidatin Jessica Rosenthal und SPD-Vorsitzender Enrico Liedtke schienen die Zahlen erst gar nicht zu glauben. Der Andrang der SPD-Anhänger war so groß, dass einige Genossen draußen feiern mussten. Entsprechend flammend war die Dankesrede von Rosenthal an ihre Wahlhelfer – für die Ansprache benötigte sie kein Mikrofon. „Es gibt zwei Botschaften: Die erste ist: Die CDU hat historisch verloren. Die zweite ist: Die SPD hat gewonnen“, so die Direktkandidatin. Entsprechend gelassen verfolgten die Gäste der Wahlparty die ersten Bonner Ergebnisse, bei der Rosenthal als Direktkandidatin vorne lag.

 Bevor die Grünen im Café Blau im Viktoriakarree feiern durften, verfolgten sie gemeinsam mit ihrer Direktkandidatin Katrin Uhlig die ersten Prognosen unter freiem Himmel in ihrer Kreisgeschäftsstelle in der Altstadt. Weil sich direkt neben dem Café Blau ein Wahllokal befand, konnte die Wahlparty dort erst etwas später stattfinden. Die Stimmung war ausgelassen. „Wir hatten noch nie so viele Menschen bei einer Wahlparty. Beim Wahlkampf haben noch nie so viele mitgemacht“, sagte Kay Wilhelm Mähler, der gemeinsam mit Charlotte Bander den Vorstand der Bonner Grünen bildet. Bander lobte zuvor den „fantastischen Wahlkampf“. „Die Ergebnisse für den Bund hatten wir uns ein wenig besser vorgestellt. Was man aber auf jeden Fall sagen kann: Katrin Uhlig kommt in den Bundestag“, so Mähler.

  Andrea Bauer, Katrin Uhlig und Alexandra Geese (v.l.) von den Grünen stoßen im Hof der Kreisgeschäftsstelle auf ein erfreuliches Ergebnis an.

Andrea Bauer, Katrin Uhlig und Alexandra Geese (v.l.) von den Grünen stoßen im Hof der Kreisgeschäftsstelle auf ein erfreuliches Ergebnis an.

Foto: Benjamin Westhoff

Ausgelassene Stimmung in der Südstadt bei der FDP

Bei der FDP, die ihre Wahlparty in der Bonner Südstadt feierte, war die Stimmung schon kurz nach Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen ausgelassen – auch ohne Alexander Graf Lambsdorff und Joachim Stamp, die in Berlin weilten. Mit gelb-blau-magentafarbenen Fähnchen, kleinen Windrädern und Luftballons waren die Tische unter der Pergola des Restaurants Casa D’Olid geschmückt. Mittendrin saß die Landtagsabgeordnete Franziska Müller-Rech. Für sie sei das Wahlergebnis ein „Zeichen dafür, dass der Wiederaufbau in der Partei gut funktioniert hat“. „Wir wollten wieder zweistellig werden, das haben wir geschafft“, sagte sie. Die politische Mitte sei dadurch gestärkt worden. Müller-Rech könne sich persönlich eine Koalition mit der CDU gut vorstellen. „Die Zusammenarbeit funktioniert im Land, mit Laschet könnte es auch gut im Bund klappen.“ Allerdings verwies sie darauf, dass es letztlich darauf ankomme, mit welchem Partner die freien Demokraten ihr Programm am besten durchsetzen könnten.

Es war ein verhaltener Jubelschrei bei der CDU-Wahlparty im Zeughaus der Beueler Stadtsoldaten, als die ersten Ergebnisse über die Leinwand auf der kleinen Bühne flimmerten. Man könnte auch sagen: Die Luft war so dick wie bei einer Karnevalssitzung, passend dazu wurden Würstchen, Käsebrötchen und Kölsch serviert. „Keine Mehrheit für ein rot-grünes Bündnis“, kommentierte CDU-Landtagsabgeordneter Christos Katzidis die Situation, kurz bevor er sich zum Direktkandidaten Christoph Jansen ins Stadthaus aufmachte.

Marlon Brüßel, stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union Bonn, gestand ein schlechtes Wahlergebnis ein. „Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber wir haben noch die Chance, stärkste Kraft zu werden und den Bundeskanzler zu stellen“, sagte er und fügte hinzu: „Jetzt geht es um das Direktmandat.“ Je später der Abend wurde, desto mehr ging diese Hoffnung verloren. CDU-Mitglied Dennis Guenzel, der Freitagnacht noch 600 Flyer in Briefkästen verteilt hatte, sprach von einer „emotionalen Enttäuschung“, weil ein sehr engagierter Wahlkampf geführt worden sei und Jansen „frischen Wind“ gebracht hätte. „Wir müssen uns jetzt auf die nächsten Wahlen konzentrieren“, sagte Guenzel.

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