Wegen nicht gesicherten Kinderwagens Busfahrer schreit Mutter an und fotografiert sie und ihr Kind

Bonn · In einem Linienbus der SWB ist in Bonn ein Streit zwischen einem Busfahrer und einer Mutter eskaliert. In dessen Verlauf fotografierte der Mann die Frau und ihre Tochter. Die Stadtwerke untersuchen den Vorfall.

 In einem Linienbus der SWB ist ein Streit zwischen einem Busfahrer und einer Mutter eskaliert.

In einem Linienbus der SWB ist ein Streit zwischen einem Busfahrer und einer Mutter eskaliert.

Foto: Meike Böschemeyer

Auf der Buslinie 605 in Richtung Duisdorfer Bahnhof hat ein Busfahrer nach einem Streit mit einer Frau von ihr und ihrer zweijährigen Tochter ein Foto gemacht. Wie die Mutter auf Facebook bekannt gab, sei sie zuvor vom Fahrer mehrfach angeschrien worden, weil der mitgeführte Kinderwagen nicht ordnungsgemäß gesichert gewesen sein soll. Die SWB untersucht nun den Vorfall und hat sich bereits bei der Frau entschuldigt.

Eine Bonnerin war mit ihrer kleinen Tochter am Montagmorgen mit der Buslinie 605 vom Nordfriedhof in Richtung Stadthaus unterwegs, als sie in einen Streit mit dem Busfahrer geriet, wie sie berichtet. „Ich hatte den Kinderwagen dabei und wir haben uns im Bus hingesetzt“, schrieb die Mutter. Wenige Haltestellen später sei eine Frau mit Rollator zugestiegen. Die Mutter reagierte und stellte den Kinderwagen beiseite. „Nach einer Haltestelle ist der Busfahrer aufgestanden und hat mich direkt aggressiv angeschrien, dass ich den Kinderwagen wieder festhalten soll“, schilderte die Bonnerin. Der Kinderwagen sei mit einer Bremse festgestellt gewesen. „Ich war durch seine aggressive Art und Weise so geschockt, dass ich ihm gesagt habe: Sie brauchen nicht so zu schreien.“ Zwei Frauen sollen daraufhin reagiert und ihre Sitzplätze mit der Mutter gewechselt haben, damit sie den Kinderwagen festhalten kann. „Während der Weiterfahrt habe ich gemerkt, wie der Busfahrer mir durch den Rückspiegel böse Blicke zugeworfen hat.“

Busfahrer macht Foto nach Streit

Später sei eine weitere Frau mit Kinderwagen zugestiegen. Sie habe ihren Wagen auch nicht festgehalten, betonte die Mutter. „Außerdem hat ein Rollstuhlfahrer ganz vorne an der Eingangstür gesessen. Wenn dem Busfahrer die Sicherheit so wichtig ist, warum erlaubt er so etwas?“, fragte sie sich. Beim Ausstieg stellte sie den Fahrer dann zur Rede. „Ich habe ihn gefragt, warum er zum Verhalten der anderen Leute nichts sagt und die nicht anschreit.“ Der Busfahrer soll die Frau erneut angeschrien haben. „Er hat mir gesagt, ich soll meine Klappe halten.“ Es kam zum Streit. „Ich habe ihm gesagt, dass ich mich beschweren werde und bin gegangen.“ Daraufhin sei der Busfahrer ausgestiegen und der Mutter nachgelaufen. „Ich dachte, er würde mich angreifen.“ Der Busfahrer zog sein Handy und fotografierte Mutter und Tochter. In einer Facebook-Gruppe wurde der Vorfall mehrfach kommentiert. Viele Nutzer solidarisierten sich mit der Frau und berichteten von eigenen Erlebnissen mit den SWB. In den Kommentaren forderten sie die Bonnerin auf, den Vorfall zu melden.

Stadtwerke untersuchen den Vorfall in Bonn

Der Vorfall sei bekannt, und man habe eine entsprechende Beschwerde am Montagmittag erhalten, sagte Michael Henseler von den Bonner Stadtwerken auf Anfrage. Nach interner Recherche habe man den Fahrer ermitteln können. „Selbstverständlich haben wir zeitnah geantwortet, eine Erstbewertung vorgenommen und uns für den Tonfall und die Bildaufnahme entschuldigt“, berichtete der Sprecher. Bild- oder Videoaufnahmen von Fahrgästen durch Service- und Fahrpersonal seien grundsätzlich verboten, betont er. „Hier greift selbstverständlich das Grundrecht am eigenen Bild. Nach einem persönlichen Gespräch mit dem Busfahrer hat er das Foto umgehend gelöscht.“

Man werde den Vorfall nun intern aufarbeiten und bei nächsten Mitarbeiterschulungen ansprechen. Henseler sagte aber auch: „Die Sicherheit unserer Fahrgäste hat oberste Priorität. Der Busfahrer hat sich bezüglich der Sicherungspflicht des Kinderwagens richtig verhalten.“ Denn Kinderwagen seien zu beaufsichtigen und so zu sichern, dass andere Fahrgäste nicht gefährdet werden. Bei einer Gefahrenbremsung etwa könnte der Kinderwagen samt Kind umkippen oder in Bewegung geraten. „Unser Fahrpersonal ist dazu angehalten, Fährgäste in freundlichem Ton auf eventuelles Fehlverhalten aufmerksam zu machen und diese beim Sichern zu unterstützen“, hieß es.

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