Demonstrationen in Bonn Corona-Protest in der Bonner Innenstadt bleibt friedlich

Bonn · Rund 800 Menschen haben am Montagabend in der Bonner Innenstadt gegen den Regierungskurs in der Corona-Politik protestiert. Bei einer Gegenkundgebung warben Ratspolitiker und OB Dörner fürs Impfen.

 Der Demonstrationszug führte am Montagabend durch die Bonner Innenstadt.

Der Demonstrationszug führte am Montagabend durch die Bonner Innenstadt.

Foto: Benjamin Westhoff

Am Montagabend sind nach Schätzungen der Polizei rund 800 Menschen dem Protestaufruf gegen die politischen Maßnahmen in der Corona-Pandemie durch die Bonner Innenstadt gefolgt. Dieses Mal hatten eine 30-Jährige und ein 35-Jähriger, beide aus Bonn, die Demonstration offiziell bei der Polizei angemeldet. Zeitlich fast parallel hatte der Linken-Stadtverordnete Jürgen Repschläger zu einer Gegenkundgebung vor dem Alten Ratshaus aufgerufen, an der Vertreter verschiedener Ratsfraktionen und Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) teilnahmen.

In der vergangenen Woche hatte ebenfalls ein Protest gegen die Corona-Maßnahmen stattgefunden, der allerdings vorab nicht als Versammlung angemeldet war, sondern als „Spaziergang“, vermutlich um die üblichen Auflagen der Polizei zu umgehen. Erst vor Ort hatte sich ein Versammlungsleiter zu erkennen gegeben und mit der Polizei einen Zugweg festgelegt. Auch hatten sich an diesem Tag in der etwa 700 bis 800 Leute umfassenden Demonstration auch Personen eingefunden, die dem rechtsextremen Spektrum zugerechnet werden. Wie berichtet war der Ton gerade an der Zugspitze scharf, was nicht jedem der weiter hinten gehenden Teilnehmer aufgefallen sein mag.

Sorge vor allgemeiner Impfpflicht

Diesmal verlief der Protest hingegen ausgesprochen friedlich. Die Anmelder, die ihren Namen beide nicht in der Zeitung lesen wollen, sagten gegenüber dem General-Anzeiger, die Maßnahmen der Politik gingen ihnen zu weit. „Es ist meine freie Entscheidung über meinen Körper, ob ich mich impfen lasse oder nicht“, sagte der 35-Jährige Anmelder. Insbesondere richte sich die Versammlung gegen eine zunehmend diskutierte, aber noch nicht beschlossene allgemeine Impfpflicht in Deutschland. Der Anmelder sprach davon, dass schon heute der Druck auf die Bürger derart groß sei, dass sich viele seiner Freunde förmlich genötigt sähen, sich immunisieren zu lassen. Von rechtsextremen Gruppen distanzierten sich die Anmelder. Am Montagabend waren in der Stadt auch keinerlei zugespitzte Plakate zu sehen oder Parolen zu hören.

Der überwiegende Teil der Demonstranten hielt sich an die Maskenpflicht, es waren aber auch immer wieder kleinere Gruppen ohne Mund-Nasen-Schutz zu sehen. Namentlich wollte niemand Auskunft geben zur persönlichen Motivation, an dem Marsch teilzunehmen. Eine Rentnerin erklärte, sie selbst sei doppelt geimpft und geboostert, halte eine Impfpflicht aber für einen zu gravierenden Eingriff in die Grundrechte. Sie befürchte eine Spaltung der Gesellschaft, wenn die Politik auf „Zwang setzt statt auf Aufklärung“. Ein Student hingegen gab sich als Masken- und Impfgegner zu erkennen: „Gestorben wurde schon immer.“

Dörner: Versammlungsfreiheit ist hohes Gut

An der Gegendemonstration vor dem Rathaus mögen etwa hundert Menschen teilgenommen haben, auch blieben viele Innenstadtbesucher stehen. Sowohl Repschläger als auch OB Katja Dörner und der Bonner CDU-Fraktionschef Guido Déus betonten, die Kundgebung richte sich nicht gegen das hohe Gut der Versammlungsfreiheit. Einen Diskurs über richtige politische Maßnahme müsse es in einer Demokratie geben dürfen, so Repschläger. Doch habe das unter den bestehende Auflagen mit Maskenschutz und Abstand zu erfolgen. Gegen „rechte Rattenfänger“ habe man aufzustehen, sagte er mit Blick auf die Demo in der Woche zuvor. Dörner rief dazu auf, die Impfungen wahrzunehmen: „Das ist ein Akt der Solidarität und der Nächstenliebe.“ Es blieb bei vereinzelten Pfui-Rufen von mutmaßlichen Impfgegnern.

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