Neuer Rekord für März Der Rheinpegel ist so niedrig wie seit 60 Jahren nicht mehr

Bonn · Im Sommer und im Herbst ist der Rheinpegel oft niedrig. Diesmal sogar schon Anfang März. Zuletzt war der Wasserstand vor 60 Jahren so niedrig. Doch für die Schifffahrt ist das kein Problem.

 Ganz schön niedrig für März: Die Schifffahrt kann mit dem niedrigen Rheinpegel noch umgehen.

Ganz schön niedrig für März: Die Schifffahrt kann mit dem niedrigen Rheinpegel noch umgehen.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer in diesen Tagen am Rhein entlang radelt, spaziert oder die Brücken überquert, wird den ungewöhnlich niedrigen Wasserstand sicher schon bemerkt haben. Weil es im Februar im Einzugsgebiet des Rheins nur sehr wenig Niederschlag gab, ist der Pegel in Bonn – bezogen auf die erste März-Dekade – auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten gefallen.

Vom Rekordwert für die erste März-Dekade ist der Rheinpegel aber noch einen halben Meter entfernt. Und den wird er angesichts der kommenden Niederschläge auch nicht mehr erreichen. In diesen Tagen ist es genau 60 Jahre her, dass der Rhein auf den tiefsten Stand im März seit Beginn der Aufzeichnungen gefallen ist. 1,15 Meter betrug der Pegelstand am 5. März 1963, wie Klaus Kosack, ehemaliger Chefstatistiker der Stadt Bonn, in seiner Datenbank ablesen konnte. Auch 1952 und 1972 wies der Rhein mit jeweils 1,24 Meter im März vergleichsweise niedrige Pegelstände auf.

„Ungewöhnlich niedriger Wasserstand“

Was die vergangenen gut 20 Jahre angeht, sind die 1,69 Meter, die laut Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt am Dienstagnachmittag um 15.30 Uhr in Bonn gemessen wurden, hingegen der niedrigste Wert für die erste März-Dekade. Das berichtet Niklas Weise, Meteorologe des Bonner Wetterdienstes WetterOnline. „Das ist schon ein sehr ungewöhnlich niedriger Wasserstand“, so Weise. Um den besser einordnen zu können, hat er für seine Analyse die Daten eines jeden 7. März seit 2001 herangezogen (siehe Bildgrafik). Zumeist lag der Pegel da zwischen zwei und drei Metern, auch mehrmals um die vier Meter – und 2007 sowie 2020 gab es mit um die sechs Meter Pegelhöhe Ausreißer nach oben.

Doch zurück zu diesem Jahr: Laut Weise war der Hauptgrund für den niedrigen Wasserstand des Rheins die ungewöhnlich große Trockenheit im Februar in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und den angrenzenden Teilen Frankreichs und der Schweiz, also dem Haupteinzugsgebiet des Flusses. Zudem sei im Januar am Oberrhein auch nur die Hälfte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge gefallen.

Den ganzen Februar über habe ein sehr stabiles Hochdruckgebiet über Westeuropa gelegen, das die Tiefs blockiert habe, erklärt der Wetterexperte. „Die sind dann um Frankreich, den westlichen Alpenraum und den Südwesten Deutschlands herumgelenkt worden.“ Mit der Folge, dass es dort kaum oder gar keinen Niederschlag gegeben hat. Das sei für Februar sehr ungewöhnlich gewesen und habe den Pegel des Rheins fallen lassen.

Der Rheinpegel in Bonn im Laufe der Jahre.

Der Rheinpegel in Bonn im Laufe der Jahre.

Foto: Grafik GA

Regen angesagt

Inzwischen habe sich die Wetterlage aber umgestellt und es sei zumindest kurzfristig eine Entspannung zu bemerken. „Das stabile Hoch ist aufgelöst und die Tiefs ziehen wieder wie an einer Perlenschnur gezogen und beeinflussen unser Wetter“, sagt Weise. Interessant sei, dass es bis zum Ende der Woche vor allem dort regnen werde, wo es bisher so ungewöhnlich trocken gewesen sei: von Frankreich über den Alpenrand und die Schweiz, den Rhein hinunter bis ins Ruhrgebiet.

Der Meteorologe rechnet mit 50 bis 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter, der vor allem als langanhaltender Landregen fallen werde. An kleineren Flüssen und Bächen könne es ein „leichtes Hochwasser“ geben. Weil mit den von Westen heranziehenden Tiefdrucksystemen auch zusätzlich Kaltluft aus Skandinavien, also aus Norden, komme, werde nicht nur Regen, sondern auch Schnee fallen. Von daher werde sich der Pegelstand des Rheins bis Mitte März „erstmal wieder normalisieren“, meint Weise.

Was Trockenzeiten oder gar Dürren für das Frühjahr oder den Sommer angeht, will er sich nicht festlegen. Schon jetzt aber sei klar: Wenn es in den Alpen nicht mehr viel schneit, ist die Gefahr für ein Frühlings- oder Sommer-Niedrigwasser des Rheins deutlich erhöht, sagt der Wetterexperte. Weil es nämlich vor allem in den westlichen Alpen den ganzen Winter über nicht viel geschneit hat, wird die Schneeschmelze vergleichsweise nicht viel Wasser aus den Bergen mitbringen. In normalen Jahren gleicht diese im April und Mai die dann oft auftretende Frühlingstrockenzeit aus.

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