Bonner Stadtgeschichte Dietkirche ist nicht mehr öffentlich zugänglich
Bonn · Der Zugang zur rekonstruierten Ruine der Dietkirche ist nur noch Bewohnern erlaubt. Ein anschauliches Stück Stadtgeschichte, der nachgebaute Grundriss der Dietkirche, ist nicht mehr zugänglich.
Knapp zwei Jahre sind als Teil des Niedergermanischen Limes auch Bonn und sein ehemaliges Römerlager Teil des Unesco-Welterbes. Zu einer besseren Sichtbarkeit dieser Epoche im Stadtbild hat der ehrenvolle Titel nicht geführt. Im Gegenteil: Zuletzt hat die in Bonn ansässige Wohnbau GmbH den Zugang zum Bronzemodell des Römerkastells und zum rekonstruierten Grundriss der Dietkirche in ihrer Wohnanlage Didinkirca für die Öffentlichkeit versperrt.
Ehemals ein archäologischer Park
„Private Wohnanlage. Betreten nur für Befugte“ steht am geschlossenen Tor der Grünfläche an der Graurheindorfer Straße, die Ende der 1970er-Jahre als archäologischer Park angelegt worden war. Außer Straßennamen und der Replik eines römischen Hafenkrans, die seit Jahren hinter einem Bauzaun verrottet, ist damit vom einst größten Römerkastell nördlich der Alpen nichts mehr zu sehen.
Macht aber nichts, findet man im Stadtplanungsamt. Das Bronzemodell solle nach Abschluss der Nachverdichtung der Wohnanlage voraussichtlich im Spätherbst an der Kreuzung Graurheindorfer Straße und Rosental aufgestellt werden, schreibt das Amt in einer aktuellen Antwort auf eine Anfrage des Bürgerbundes. Spezielle Stadtführungen der Bonn-Information könnten das Legions-Modell bis dahin weiterhin zeigen.
Grundriss der Kirche ist nicht original
Der Grundriss der Dietkirche hingegen sei kein Original, sondern ein Kunstwerk des Bildhauers Günther Oellers und als solches nicht Teil des Weltkulturerbes. Die bei den Bauarbeiten zur Wohnanlage gefundenen Originale waren damals nicht an Ort und Stelle erhalten worden. Ein öffentliches Wegerecht habe für die Grünanlage auch im vorhergehenden Bebauungsplan nicht bestanden und sei deshalb auch in der geänderten Fassung nicht verankert worden. Mit anderen Worten: Der archäologische Park war immer nur eine Privatsache.
Den Bürger Bund überzeugt die Argumentation nicht: „Für uns ist unverständlich, warum die Stadt kein öffentliches Wegerecht zum Innenbereich der Didinkirica-Bauten festgelegt und der Wohnbau GmbH so erlaubt hat, ihre Anlage in Form einer ,Gated-Community‘ kurzerhand abzuriegeln“, sagt Fraktionsgeschäftsführer Marcel Schmitt. Der Fall illustriere das Desinteresse von Politik und Verwaltung, wenn es um die Darstellung des historischen Erbes Bonns gehe. Dazu passe auch die jüngste Ablehnung im Hauptausschuss des Rates, eine Haltemöglichkeit für Reisebusse in Nähe der künftigen Ausstellung zu schaffen.
Beschwerden von Anwohnern werden befürchtet
„Wir wollten nie eine Art von gated community“, sagt Wohnbau-Vertreter Stefan Kroll. Allerdings habe der neu gestaltete Spielplatz mangels öffentlicher Alternativen auch viele Nicht-Bewohner angelockt. „Dort gab es alles vom Kindergeburtstag bis zur Grillparty“. Um Beschwerden von Bewohnern zu begegnen, müsse man die Allgemeinheit nun aussperren. Das Bronzemodell solle deshalb in den kommenden Wochen provisorisch außerhalb aufgestellt werden, bis die neuen Außenanlagen fertig sind.
Stattdessen hat sich die Wohnbau GmbH verpflichtet, 150 Quadratmeter im mittleren ihrer drei Neubauten einzurichten. Acht Wandtafeln unter anderem mit einer Karte des „nassen“ Limes und gezeichneten Rekonstruktionen der Römerbauten und des römischen Hafens sowie Kopien in der Umgebung gefundener Grabsteine, Alltagsgegenstände und des seltenen Wandputzes einer Offiziersbaracke sollen das Leben im Legionslager, seine historische Bedeutung und die Fundsituation beschreiben. Diese vom Landschaftsverband Rheinland gestaltete Ausstellung soll von der Straße frei zugänglich sein. Ursprünglich sollte sie bereits in diesem Frühjahr eingerichtet werden. Kroll rechnet nun bis Ende des Jahres mit der Eröffnung.
Römerkran wird ausgebessert
Die Unesco macht den Welterbe-Kommunen zur Pflicht, das Welterbe nicht nur zu erhalten, sondern es auch sichtbar zu präsentieren und Bildungsangebote zu schaffen. Die Stadtverwaltung hatte dazu eigens eine „Task-Force Limes“ gebildet. Die bauliche Gestaltung überlässt sie indessen einem Privatinvestor. Die Ausbesserung des rekonstruierten Römerkrans sei indessen längst beauftragt. „Leider konnte die beauftragte Firma material- und witterungsbedingt bisher noch nicht die Arbeiten ausführen“, sagt Lea Hoffmann aus dem Presseamt.