Aktionstag auf dem Münsterplatz Bonn dreht am Rad

BONN · Was hat ein Stadtwerke-Bus auf dem Rad-Aktionstag zu suchen und warum liegen kaputte Fahrräder darunter? Busse haben auf der rechten Seite einen für Radfahrer gefährlichen toten Winkel. Am Samstag konnten sich die Besucher der Veranstaltung auf dem Münsterplatz davon überzeugen: Die nicht einsehbare Fläche war auf dem Boden markiert.

Henny Kirst (l.) und Antonia Bärk von den Radsportfreunden Duisdorf zeigten auf dem Münsterplatz, dass man sich auch auf nur einem Reifen elegant fortbewegen kann.

Henny Kirst (l.) und Antonia Bärk von den Radsportfreunden Duisdorf zeigten auf dem Münsterplatz, dass man sich auch auf nur einem Reifen elegant fortbewegen kann.

Foto: Barbara Frommann

"Wenn ihr an eine Kreuzungseinmündung fahrt, seid vorsichtig: Rechnet damit, dass ihr übersehen werdet", mahnte Hauptkommissar Erich Klaus, Verkehrssicherheitsexperte der Bonner Polizei. Vor allem von Bussen, die rechts abbiegen wollen. Das könne schnell böse enden. 482 Radfahrer hatten 2013 in Bonn einen Unfall, zwei davon endeten tödlich. Deshalb sein Appell: "Fahrt sensibler Fahrrad!"

Bei den Schwimm- und Sportfreunden konnte man das Einradfahren testen, bei den Radsportfreunden Duisdorf die Radartisten beobachten. Letzterer Verein sucht laut dem Vorsitzenden Heinz Nirwing Trainer für die Jugendarbeit. Die Caritas bot den Bonnern eine kostenlose Codierung ihrer Fahrräder an.

Bonn will Fahrradhauptstadt 2020 werden - kein offizieller Titel, der von einem Gremium geprüft werde, sondern eher ein hehres Ziel der Stadt. Man ergreife viele Maßnahmen, sagte Reinmut Schelper: Fahrradstraßen, Fahrrad-Mietsystem, Bike and Ride, all das und mehr stehe auf der Liste. "Wir versuchen, möglichst viel für die Fahrradfahrer zu tun", so Schelper. "Das Problem ist die Haushaltssperre." Bis 2020 wolle man möglichst weit kommen. Für Wolfgang Groß vom Verkehrsclub Deutschland eine wichtige Angelegenheit. "Ohne Ziel geht's nicht." Er stellte Erkenntnisse des Clubs aus niederländischen Städten vor, etwa die Parkhäuser für Fahrräder am Utrechter Bahnhof.

Auch die Verkehrswacht und andere Institutionen waren vertreten. Das Portal "Pfarr-Rad" des Erzbistums Köln und des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur bot geführte Radtouren durch Bonn an. Davon hat das Portal insgesamt 46 online eingestellt, die man auch per GPS-Tracker aufs Smartphone holen kann. Es sei ein Versuch, Menschen, die mit der Kirche nicht mehr viel zu tun haben, "Kirche neu erfahrbar zu machen", erklärte Max Moll.

Beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ging es unter anderem um den Fahrradklima-Test (siehe Infokasten). Und man erfuhr von dem Plan, einen durchgehenden "Radweg Deutsche Einheit" zwischen Bonn und Berlin einzurichten. Eine Idee mit Vor- und Nachteilen, fand die Vorsitzende Annette Quaedvlieg. Das sei auf der einen Seite publikumswirksam und könne helfen, das Thema Fahrrad generell ins Bewusstsein zu rücken. "Wir wissen aber auch, dass es hinten und vorne an Geld fehlt für die Wartung von Radwegen in den Städten und Kommunen." Sie wünsche sich, dass beides umgesetzt werden könne.

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