Demo in der Innenstadt Warum Bonner Eltern auf die Straße gehen

Bonn · Betreuungsplätze sind knapp, auch in Bonn. Personalmangel führt in vielen Kindertagesstätten außerdem immer wieder zu Einschränkungen, die Familien in Bedrängnis bringen. Am Sonntag machten Mütter und Väter ihrem Ärger auf einer Kundgebung Luft.

 Ein Aktionsbündnis demonstriert am Sonntag für bessere Kitabedingungen.

Ein Aktionsbündnis demonstriert am Sonntag für bessere Kitabedingungen.

Foto: Stefan Wagner

Rund 200 Frauen und Männer haben sich am Sonntagnachmittag an der Demonstration „Eltern am Limit“ in der Bonner Innenstadt beteiligt. Eingeladen waren Eltern, Arbeitgeber und Mitarbeiterinnen aus Kindertagesstätten. „Je mehr wir sind, desto lauter sind wir“, sagte Ellen Ostermann vom „Aktionsbündnis Eltern am Limit“ am Treffpunkt, dem Spielplatz am Hofgarten. Und: „Es brennt!“ Dann zogen die Demonstranten zum Münsterplatz zu einer Kundgebung.

„Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass sich diese Kundgebung nicht gegen unser Kita-Personal richtet“, betonte Ostermann, die sich im Elternbeirat einer Kita engagiert. „Im Gegenteil. Wir machen damit auch auf ihre Probleme aufmerksam. Ohne funktionierendes Kita-System gibt es keine zuverlässige Arbeitskraft.“ Und das treffe auch die Unternehmen. Familien spielten eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und seien ein Wirtschaftsfaktor.

„Wir möchten uns bei den Mitarbeitenden der Kitas bedanken, dass sie für uns und unsere Kinder da sind und fordern für sie Entlastung sowie bessere Arbeits- und Einkommensbedingungen“, erkärte Ostermann. Sie appellierte an die Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter zu unterstützen und nicht weiter unter Druck zu setzen. Für die Versäumnisse der Politiker können weder Eltern noch Kita-Mitarbeitende etwas.

Die Forderungen: finanzielle Entlastung, mehr Wertschätzung und Unterstützung für Familien, insbesondere Alleinerziehende, verlässliche Kinderbetreuung, bessere Arbeits-, Rahmen- und Einkommensbedingungen für das Kita-Personal, mehr Kreativität bei der Personalsuche. Zudem wünschen sich die Beteiligten, dass Kitas als Bildungsstätten betrachtet würden.

 Vom Hofgarten aus zogen die Demonstranten zum Münsterplatz.

Vom Hofgarten aus zogen die Demonstranten zum Münsterplatz.

Foto: Stefan János Wágner

Flora Müller ist berufstätige Mutter von drei Kindern (8, 4 und 2 Jahre). Die beiden jüngeren besuchen eine städtische Kita in Bonn. Ihr Arbeitsalltag ist seit fast drei Jahren geprägt von Ausnahmezuständen und Einschränkungen. Der Alltag der Familie sei schwer planbar, erzählte sie am Rand der Kundgebung. „Jeder Morgen fühlt sich an wie russisches Roulette“, sagte die gestresste Mutter, geplagt von Gruppenschließungen, reduzierten Öffnungszeiten und schmalem pädagogischen Angebot der Kita. Dazu noch Warnstreiks wie an diesem Montag. „Die Liste ließe sich weiterführen“, äußerte sie mit einem Achselzucken. „Ständig gibt es Unterschreitungen des Personalschlüssels und Ankündigungen von Notgruppen. Über 30 Tage wurden wir Eltern im letzten Jahr dazu aufgerufen, unsere Kinder zu Hause zu betreuen.“ Das gehe auch zu Lasten ihrer beruflichen Karriere.

Sonja Araban aus Friesdorf wünschte sich, dass die Kita wieder zuverlässig wird: „Letzte Woche hatten wir jeden Tag eingeschränkten Betrieb.“ Sie berichtete von Monaten, in denen 50 Prozent der Betreuungstage ausfielen. Philipp Langweg aus Poppelsdorf sagte: „Wenn die Kita geschlossen ist, haben wir ein Betreuungsproblem.“ Seine Kollegen und Chefs fänden das auf Dauer nicht gut. „Wenn die Kita morgens anruft, heute sei Notbetreuung, ist das wegen der Kurzfristigkeit schwierig“, klagte er.

Daniela Zeising aus Meckenheim ist Erzieherin und Mutter. Sie forderte: „Wir brauchen mehr Personal, um unseren Bildungsauftrag erfüllen zu können. Für berufstätige Eltern ist es eine Katastrophe, wenn die Kita kurzfristig geschlossen wird.“ Zudem wünschte sich Zeisig mehr Gehalt: „Bei der Inflation wäre es gut, mehr in der Tasche zu haben.“

Die Stadt Bonn will wegen Personalengpässen in einigen ihrer Kitas die Betreuungszeit von 45 auf 35 Stunden kürzen. Auch andere Träger sind in Turbulenzen. Vor Kurzem lud die Stadtverwaltung die Träger zu einem Kita-Gipfel ein; die Gespräche sollen fortgesetzt werden.

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