Auch Stadtwerke kündigen Maßnahmen an So soll in Bonn ab sofort Energie gespart werden

Update | Bonn · Es wird dunkel in Bonn: Die Stadtverwaltung Bonn hat angekündigt, mithilfe umfangreicher Maßnahmen den Energieverbrauch zu senken. Die Stadtwerke Bonn ziehen jetzt mit weiteren Maßnahmen nach.

Bonn: Rathaus und Stadthaus bleiben nachts im Dunkeln - Bilder
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Gebäude und Laternen in Bonn bleiben nachts im Dunkeln

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Das Stadthaus liegt im Dunklen, ebenso das Rathaus in Beuel und das Arndt-Museum: Ein Spaziergang durch das nächtliche Bonn hat am Donnerstagabend bereits einen Eindruck vermittelt, was auf Bürgerinnen und Bürger in den kommenden Wochen zukommt. Denn die Außenbeleuchtung repräsentativer Gebäude wird ab sofort vollständig eingestellt.

Das ist nur eine von zahlreichen Maßnahmen, die die Stadt Bonn am vergangenen Freitagmittag verkündet hat und mit denen im Rahmen der aktuellen Krise ab sofort Energie eingespart werden soll. So will sich die Bundesstadt auf einen möglichen Gasmangel im Herbst und Winter vorbereiten. “Jede gesparte Kilowattstunde Strom und Gas trägt mit dazu bei, die schwierige Zeit, die uns bevorsteht, zu meistern“, erklärt Oberbürgermeisterin Katja Dörner.

Diese Maßnahmen hat die Stadt Bonn beschlossen

Nicht nur die Außenbeleuchtung repräsentativer Gebäude wird ab sofort abgeschaltet: Die Innenbeleuchtung soll künftig nur während der Betriebszeiten eingeschaltet, Verkehrswege nur im Bedarfsfall beleuchtet werden. Stadtweit sollen Leuchtstoff- durch LED-Röhren ersetzt werden.

Neben der Beleuchtung sollen die Klimaanlagen in städtischen Gebäuden auf 26 Grad Celsius gedrosselt werden. Die Heizperiode wird vom 17. Oktober (Ende der Herbstferien) bis 31. März festgesetzt; nur in dieser Zeit wird in städtischen Gebäuden geheizt. Die Raumtemperatur soll dann 19 Grad Celsius betragen. Ausnahmen gelten für Kindertagesstätten und Grundschulen.

An den Handwaschbecken der Verwaltungsgebäude wird es laut Stadt nur noch kaltes Wasser geben, der Betrieb der Aufzuganlagen im Stadthaus werde reduziert. Beleuchtung sowie Heiz-, Kühl- und Lüftungsanlagen sollen in allen Gebäuden der Stadtverwaltung überprüft und wo möglich optimiert werden. Im Zuge der nun beschlossenen Maßnahmen weitet die Stadtverwaltung die Möglichkeit aus, Homeoffice in Anspruch zu nehmen.

Auch in den städtischen Schwimmbädern bekommen Bürgerinnen und Bürger die Energiesparmaßnahmen zu spüren: Die Freibadsaison in den Bonner Bädern wird nach Angaben der Verwaltung – unabhängig von der Witterung – am Sonntag, 4. September 2022, enden. In den ab dem Folgetag geöffneten Schwimmhallen werde die Wassertemperatur um ein bis zwei Grad reduziert. Brunnen und Wasserspiele sollen aufgrund ihrer kühlenden Wirkung fürs Stadtklima erst nach der sommerlichen Hitzeperiode abgestellt werden.

Eine Taskforce der Stadtverwaltung hat die Maßnahmen ausgearbeitet, weitere sollen gegebenenfalls folgen. Aber nicht nur die Stadt Bonn bereitet sich auf einen möglichen Gasmangel vor. Die Gebäude der Stadtwerke Bonn (SWB) erscheinen ab sofort nachts weniger hell. Dazu gehöre zum Beispiel das Heizkraftwerk (HKW) Nord an der Karlstraße, teilten die SWB an diesem Donnerstag mit. Unter anderem auf die Beleuchtung von Schriftzügen und Logos werde dort derzeit verzichtet. Auch die Müllverwertungsanlage (MVA) der Stadtwerke wird nach Angaben der Geschäftsführung nachts nur noch dort beleuchtet, wo es aus Sicherheitsgründen notwendig sei.

Laut SWB-Tochter und Netzbetreiber Bonn-Netz sinke der Energieverbrauch durch die reduzierte Beleuchtung in der Stadt um ungefähr 47.000 Kilowattstunden. Das sei so viel, wie circa 140 Haushalte mit drei bis vier Bewohnern in Bonn jedes Jahr für die eigene Beleuchtung verbrauchen.

Auch in den Parkhäusern der Bonner City Parkraum (BCP) wird die Beleuchtung nachts heruntergefahren. Das Licht auf den verschiedenen Etagen werde von den Mitarbeitern manuell gesteuert und nur bei Bedarf eingeschaltet.

Telekom will Büroflächen deutlich reduzieren

Auch die großen Unternehmen in Bonn und der Region ziehen mit, darunter die Deutsche Post. „Nicht erst aufgrund der aktuellen Situation haben wir an allen Standorten, nicht nur in Bonn und Umgebung, Energiesparkonzepte“, erklärt Pressesprecher Dirk Klasen. „Darüber hinaus entscheiden unsere jeweiligen Niederlassungen vor Ort, welche zusätzlichen Maßnahmen möglich sind.“ In Bonn selbst sei zum Beispiel die nächtliche Lichtkunst am Post Tower schon vor längerer Zeit abgeschaltet worden.

Die Telekom hat ebenfalls angekündigt, weitere Energiesparmaßnahmen umsetzen. Bereits im zweiten Quartal sei der Stromverbrauch des Unternehmens gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent reduziert worden. Vorstandschef Timotheus Höttges sagte am Donnerstag: „Mit Blick auf den kommenden Winter prüfen wir ständig, was kurzfristig machbar ist.“ Dabei helfen soll unter anderem die Reduzierung von Büroflächen, die aufgrund hybrider Arbeitsmöglichkeiten regelmäßig leerstehen. In den kommenden Jahren will die Telekom deshalb bis zu 50 Prozent ihrer Büroflächen abgeben, auch am Standort Bonn.

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