Historische Feier in der Bonner Innenstadt Bonn zelebriert die Enthüllung der Beethovenstatue
Update | Bonn · Auch 177 Jahre nach der erstmaligen Enthüllung jubeln die Menschen in Bonn der Beethovenstatue auf dem Münsterplatz zu. Die historische Szenerie wurde am Sonntag aufwendig nachgestellt - mit Festumzug und OB Katja Dörner als Queen Victoria.
Bei manchen historischen Ereignissen wünscht man sich ja, dabei gewesen zu sein. Ein solches ist für viele Bonner vermutlich die Enthüllung des Beethovendenkmals am 12. August 1845. Man kann die Zeit nicht zurückstellen, aber wenn man begeistert genug ist, kann man zumindest so tun als ob. So geschehen am Sonntag auf dem Münsterplatz, wo der bronzene Ludwig noch einmal feierlich von Stadtgesellschaft und Prominenz an seinem Standort willkommen geheißen wurde.
Das gelang so pompös und historisch, wie es möglich war. „Lautsprecher und Beleuchtungsanlage, und das soll historisch sein?“, meckerte ein Passant, der für das Ereignis nicht stehenbleiben mochte. Natürlich gab es all das früher nicht, im Publikum saßen gewiss keine in Bonn lebenden Chinesen und im Münster war gewiss kein Flachbildschirm im Seitenschiff aufgestellt. Aber immerhin gab es vor dem Gottesdienst auch keine berittenen Gendarmen, die ihre Pferde auskeilen lassen mussten, damit das gemeine Volk die geladenen Gäste auf dem Weg zum Gottesdienst nicht behinderte.
Beethovenstatue auf dem Münsterplatz in Bonn enthüllt
Aber sei’s drum. Catherina Clostermann, die mit ihrer Familie zuschaute, fand es gut, dass die Wiederaufstellung der jüngst restaurierten Statue auch ein wenig zelebriert wurde. Sie war gespannt, wie die Enthüllung inszeniert werden würde. „Ich habe einen persönlichen Bezug dazu“, sagte sie. Im Beethoven-Gymnasium hatte sie anlässlich des 375-jährigen Bestehens der Schule, die natürlich anfangs anders hieß, mit anderen Schülern dieses Ereignis auch schon auf der Bühne nachgespielt – sie war Queen Victoria.
Die Rolle übernahm jetzt Oberbürgermeisterin Katja Dörner, die allerdings anders als das Original damals nicht am Gottesdienst in der Münsterbasilika teilnahm – da war sie gerade in der Maske. Sie fuhr ebenso wie Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. alias Helmut Wiesner mit der Kutsche vor der Post vor und nahm mit diesem auf dem Balkon Aufstellung, um geschichtsgetreu keine Miene zu verziehen, als sich ihr offenbarte, dass die Statue ihr den Rücken zuwandte.
Diesen Höhepunkt läutete damals der Satz „Es falle die Hülle!“ ein, gesprochen von Bonner Universitätsprofessor Heinrich Carl Breidenstein am Ende einer sehr langen Ansprache. Die hat, wie die Bronzedarstellung des Komponisten, die Zeiten überdauert und wurde von seinem Ururenkel Paul Breidenstein verlesen.
Vorher gab es einige Interviews mit historischen Persönlichkeiten, die Birgit Landsberg und Jürgen Nimptsch auf einer Bühne neben der Statue führten. Da hörte man von Franz Liszt alias Dirk Vianden auf feinstem Wienerisch Anekdoten rund um die Aufstellung. Andreas Etienne spielte Gottfried Kinkel, der damals als Journalist die Enthüllung begleitete, und erklärte, dass damals bei der Gestaltung der Statue alles daran gesetzt wurde, den Kostenrahmen nicht zu sprengen. „Kostenrahmen, kennen Sie das Wort heute noch?“ stichelte er. Und Rainer Pause appellierte als Alexander von Humboldt, dass die jetzt noch in Bonn verbliebenen Ministerien auch dort bleiben.
Die Bronzestatue von Ludwig van Beethoven wiegt 3,2 Tonnen. Sie steht auf einem 3,6 Tonnen schweren Postament, das wiederum auf einem Basaltsockel angebracht ist. Dieses Postament zeigt auf den vier Seiten allegorische Darstellungen der Musik des Komponisten. Entworfen wurde das Werk von Ernst Hähnel und hergestellt von Erzgießer Jacob Daniel Burgschmiet.
Die Statue wurde im Januar abgebaut und im Juli mit einem Kran aufwändig wieder an ihren Platz zurückgestellt. Bereits in den 1960er-Jahren wurde die Statue restauriert. Damals wurde auch eine Stützkonstruktion aus Stahl und Beton angebracht. Bei den jüngsten Erneuerungsarbeiten stellte man fest, dass diese Konstruktion marode war und es bereits Wasserschäden auf der Innenseite des Postaments gab. Das Städtische Gebäudemanagement entschied, die Stützkonstruktion durch eine aus Edelstahl zu ersetzen und eine bessere Durchlüftung zu gewährleisten. Daneben wurden unter anderem offene Fugen und Nähte an der Figur geschlossen, die außerdem einen wasserabweisenden Überzug aus Mikrokristallinwachs erhielt. Regelmäßig soll durch ein Monitoring der Zustand des bronzenen Beethoven überwacht werden. kpo
Enthüllung der Beethoven-Statue: Festumzug zieht durch Bonn
Dem Spektakel auf dem Münsterplatz ging der Festumzug vom Hofgarten zum Münster und das zweistündige Festhochamt mit Stadtdechant Wolfgang Picken voraus. Natürlich suchte auch Markus Karas einen Solo-Bassisten, weil ihm einer fehlte – historisch korrekt meldete sich dann auch einer, der ganz zufällig im Publikum saß.
25 Bonner Vereine machten mit und sorgten dafür, dass über diesen Tag in Bonn lange geredet werden wird. Zwei Zuschauer werden ihn wohl unangenehm in Erinnerung behalten, weil sie in der Mittagshitze zusammenbrachen und versorgt werden mussten. Allerdings waren die Ersthelfer vom Malteser Hilfsdienst schwer zu finden – die Stadt hatte nur eine Handvoll Sanitäter geordert. Die kostümierten Beteiligten und die Zuschauer mussten fast zwei Stunden in der Mittagssonne sitzen oder stehen. Schatten gab es im bestuhlten Bereich gar nicht, auf dem restlichen Platz nahm er auch immer weiter ab.
Mit dem zu „Du bist dä Ludwig unsre Bonner Jung“ umgedichteten Bläck-Fööss-Song „Du bes die Stadt“ ging das Spektakel zu Ende. Was bleibt, sind Eindrücke: Frauen in üppigen Kleidern und Männer mit Frack und Zylinder, die sich wie Kinder auf die Veranstaltung freuen. OB Dörner, die auch ohne Worte eine gute Figur als Queen machte. Menschen, die auch nach 177 Jahren ihrem Ludwig zujubeln. Und das innere Aufatmen, als endlich ein paar Wolken am Himmel auftauchten und wenigstens hin und wieder die unerbittliche Sonne verdeckten.