Streik dauert an Uniklinik-Beschäftigte hoffen auf verbessertes Angebot am 9. Juni

Update | Bonn · Der Streik an der Uniklinik Bonn geht weiter. Es gehe nicht um höhrere Gehälter. Vielmehr fordern die Pflege- und Fachkräfte weiter verbesserte Arbeitsbedingungen auf den Stationen. Im Anschluss sind sie erneut zu einer Demo für den Tarifvertrag Entlastung durch Bonn aufgebrochen.

 Wie in der vergangenen Woche ziehen an diesem Freitag erneut Uniklinik-Beschäftigte bei einem Streik durch Bonn. (Archivfoto)

Wie in der vergangenen Woche ziehen an diesem Freitag erneut Uniklinik-Beschäftigte bei einem Streik durch Bonn. (Archivfoto)

Foto: Meike Böschemeyer

Die Beschäftigten der Bonner Uniklinik (UKB) sind enttäuscht vom Verlauf der Gespräche mit den Arbeitgebern über einen Tarifvertrag Entlastung. Bei einer Pressekonferenz am Freitag schilderten Pflegekräfte ihre Eindrücke. „Wir haben unsere Forderungen vorgestellt. Bisher hat die Klinikleitung noch kein Verhandlungsangebot vorgelegt“, sagte Andreas Schumann aus der Tarifkommission, der als Pfleger auf einer Intensivstation des UKB arbeitet.

Nach Angaben von Verdi-Gewerkschaftssekretär Arno Appelhoff haben die Arbeitgeber einen Verhandlungsvorschlag für den 9. Juni angekündigt. Der letzte festgesetzte Gesprächstermin sei am 22. Juni. Dass zu diesem Zeitpunkt ein beiderseits unterschriebener Vertrag vorliege, sei nicht ausgemacht. Solange soll der unbefristete Streik, der Anfang Mai begonnen hat, fortgesetzt werden.

Die Gründe legte OP-Pflegerin Sarah Anhäuser dar: „Wir möchten wieder Zeit für uns und damit für eine anständige Patientenversorgung haben.“ Zwar hätten die Arbeitgeber Kooperationsbereitschaft signalisiert, „aber wir haben das Gefühl, dass man uns ausharren lässt“. Alle Pflegekräfte an der Klinik würden lieber heute als morgen wieder an die Arbeit gehen. Die Skepsis, die die Pflegerinnen und Pfleger sowie weitere Fachkräfte an den Tag legen, begründete Anhäuser damit, dass die Tarifgemeinschaft der Länder ein 100-Tage-Ultimatum von Verdi hatte verstreichen lassen.

Seit einem Monat werden Stationen bestreikt

Der Druck wächst auf allen Seiten. Seit einem Monat werden Stationen bestreikt, sind Betten geschlossen. Bevor sich Freitag erneut ein Demonstrationsmarsch durch die Innenstadt bewegte, beschrieben Pflegerinnen, Pfleger und eine Servicefachkraft die aus ihrer Sicht schwierigen Umstände, unter denen sie arbeiteten. Negar Kündgen, seit 2008 am UKB, hat ihre Vollzeitpflegestelle mittlerweile auf 25 Prozent reduziert. „Auf meiner Station liegen oft demente Menschen. Oft fehlt mir die Zeit, um ihnen das Essen zu reichen. Wir haben keine Zeit mehr für Zuwendungen.“ Hebamme Antonia Ramminger schilderte, dass es ihr in vielen Schichten nicht möglich sei, eine kurze Pause zu machen, gerade wenn Mütter mit Risikoschwangerschaften betreut werden müssten. Wo früher zehn Servicemitarbeiter die Essen austeilten und die Reinigung übernahmen, müssten es heute fünf machen, führte Karola Wolber aus.

Chuck Colas, einer von rund 300 Pflegekräften aus den Philippinen, beschrieb, der Druck sei erheblich. Hinzu komme für Pfleger aus dem Ausland das Erlernen der Sprache. „Das Gesundheitssystem ist in Deutschland, eigentlich weltweit in einem erschreckenden Zustand“, sagte Colas. Verbesserungen seien für die Pflegekräfte, die Auszubildenden und die Patienten dringend geboten.

Es geht nicht um höhere Gehälter

Beim Tarifvertrag Entlastung geht es nicht um höhere Gehälter. Die Beschäftigten an allen sechs NRW-Unikliniken fordern verbindliche, großzügigere Personaluntergrenzen auf den Stationen, die sich auch positiv auf die Ausbildung auswirken würden. Das Personal soll bei Nichteinhalten und Überstunden Punkte sammeln können, die als Freizeit ausgeglichen werden.

Andreas Schumann geht davon aus, dass es – bei erfolgreichen Verhandlungen – aufgrund der Personaluntergrenzen zu Versorgungsengpässen kommen wird. Praktisch alle Krankenhäuser haben derzeit mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Dennoch ist Schumann überzeugt, dass der Tarifvertrag Entlastung dazu führen wird, dass der Beruf der Pflege wieder an Attraktivität gewinnen wird.

Uniklinik Bonn ist kein direkter Verhandlungspartner

Für das UKB teilte dessen Vorstandsvorsitzender Wolfgang Holzgreve mit: „In den überregionalen Gesprächen wird über die Themen gesprochen, die jetzt unter der Überschrift Entlastung stehen. Das UKB stimmt mit der Gewerkschaft überein, dass wir weiter wie bisher Pflegende rekrutieren werden.“ Das UKB, betonte er, sei aber nicht direkter Verhandlungspartner für den Tarifvertrag: „Wir können als Einzelstandort nicht den Streik an den sechs Universitätsklinik-Standorten beenden, obwohl wir uns ein Streik-Ende nachdrücklich wünschen.“

Die Landesregierung hat kürzlich eine Änderung des Hochschulgesetzes beschlossen, damit die sechs Unikliniken aus der Tarifgemeinschaft der Länder austreten und den Tarifvertrag direkt als Arbeitgeber verhandeln können. Zwischen Beschäftigten und Verdi einerseits und den Arbeitgebern andererseits gibt es einen Dissens, ob zum jetzigen Zeitpunkt ein unterschriftsreifer Vertrag möglich wäre.

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