Polizei Bonn ermittelt Urheberin entschuldigt sich für Fake-Video über Angriff von Ukrainern

Update | Euskirchen · Derzeit verbreitet sich ein Video, in dem von einem Überfall einer angeblich ukrainischen Gruppe auf einen 16-Jährigen in Euskirchen berichtet wird. Die Bonner Polizei geht von einem Fake-Video aus und ermittelt. Die Urheberin hat sich entschuldigt.

 Ein mutmaßliches Fake-Video über ein angebliches Verbrechen in Euskirchen verbreitet sich derzeit im Netz.

Ein mutmaßliches Fake-Video über ein angebliches Verbrechen in Euskirchen verbreitet sich derzeit im Netz.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die Bonner Polizei warnt seit Sonntagnachmittag vor der Verbreitung eines Videos im Internet. Darin geht es um einen angeblichen brutalen und tödlich endenden Überfall einer ukrainischen Gruppe auf einen 16-jährigen ehrenamtlichen Helfer in Euskirchen. So jedenfalls wird in dem Video in russischer Sprache berichtet, das sich aktuell verbreitet.

Die zuständige Polizei Bonn äußerte jedoch am Sonntagabend, dass sie hierbei von einem „Fake-Video“ ausgehe. „Uns liegen keinerlei Informationen über einen solchen gewalttätigen Überfall mit Todesfolge vor“, so die Einsatzleitung auf Nachfrage.

In dem Clip ist eine Frau zu sehen. Sie berichtet auf Russisch davon, dass sie von einer Freundin von dem angeblichen Vorfall am Bahnhof von Euskirchen gehört habe. In diversen Telegram-Gruppen hat sich das Video seit Sonntagmittag in kurzer Zeit schnell verbreitet.

Die Polizei geht davon aus, dass dieses Video gezielt ins Netz gestellt wurde, um „Hass zu schüren“ und bittet darum, es nicht weiter zu verbreiten. Die Ermittlungen des Staatsschutzes der Polizei Bonn laufen. Erkenntnisse, wer das mutmaßliche „Fake-Video“ ins Netz gestellt hat, gibt es aktuell noch nicht.

Im Polizeipräsidium arbeiten die Ermittler mit Hochdruck. Wie Polizeisprecher Simon Rott berichtet, werde eine „strafrechtliche Relevanz unter allen denkbar rechtlichen Gesichtspunkten“ geprüft.

Ein russischsprechender Zeuge hatte das Video der Polizei in Euskirchen am Sonntagnachmittag gemeldet und den Inhalt übersetzt. Dabei gibt es mindestens zwei Übersetzungsvarianten. In einem Fall soll eine Gruppe ukrainischer Flüchtlinge in einer Euskirchener Unterkunft einen russlanddeutschen Helfer oder Volontär zu Tode geprügelt haben, weil er Russisch gesprochen habe. Die andere Übersetzung berichtet davon, die Tat habe sich am Bahnhof ereignet. Das alles kann die Polizei nicht bestätigen: „Es gab keinen solchen Fall“, sagt Polizeisprecher Rott. Da die Bonner Polizei mit der Aufklärung von Kapitalverbrechen in der Region befasst ist, hätte das Thema im Präsidium zur Gründung einer Mordkommission führen müssen.

Nach der Veröffentlichung des offensichtlichen Fake-Videos habe es sich rasend schnell in den Sozialen Medien vervielfältigt. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde es zuerst auf Youtube gestellt, danach war es auch in Tiktok und auf Twitter zu finden. Inzwischen habe die Urheberin allerdings ein zweites Video hochgeladen, in dem sie sich dafür entschuldige, dass sie eine falsche Geschichte in Umlauf gebracht habe. Inzwischen habe sie in Erfahrung gebracht, dass man sie getäuscht habe. Auch dieses Video ist Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen.

 Diese Frau erzählt eine ausgedachte Geschichte und entschuldigt sich später dafür.

Diese Frau erzählt eine ausgedachte Geschichte und entschuldigt sich später dafür.

Foto: Screenshot: GA

Bei solchen Fake-Videos gestalten sich die Untersuchungen schwierig. Ort und Zeit und handelnde Personen sind laut Rott nicht so leicht zu ermitteln. Dennoch hoffen Polizei und Staatsanwaltschaft, vielleicht schon am Dienstag eine rechtliche Würdigung vornehmen zu können.

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