Prozess in Bonn Falscher Polizist scheitert an echter Polizistin

Bonn · Ein 29-jähriger Mann aus Bonn muss sich vor dem Landgericht verantworten. Er soll als Polizist aufgetreten sein, um Senioren abzuzocken - bis er an eine echte Polizistin geriet.

 Ein falscher Polizist rief eine vermeintliche Rentnerin an. Doch die Angerufene war selbst Polizistin und ließ den Betrüger auffliegen.

Ein falscher Polizist rief eine vermeintliche Rentnerin an. Doch die Angerufene war selbst Polizistin und ließ den Betrüger auffliegen.

Foto: picture alliance / dpa/Jan-Philipp Strobel

Die Hintermänner sind psychologisch derart gut geschult, dass sie es immer wieder schaffen, meist ältere Menschen dazu zu bringen, ihr Geld im wahrsten Sinne des Wortes zum Fenster hinauszuwerfen: Die als „Polizistentrick“ bekannt gewordene Masche verleitete auch im vergangenen Sommer wieder mehrere Bonner Senioren dazu ihre Wertgegenstände in Plastiktüten verpackt vom Balkon oder eben aus dem Fenster zu werfen, damit sie unten auf der Straße von einem vorgeblichen Polizeibeamten in Empfang genommen werden konnten. Weil aber ein solcher falscher Polizist ausgerechnet an eine echte Polizistin als mögliches Opfer geriet, konnte er auf frischer Tat verhaftet werden und steht nun demnächst wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs vor dem Landgericht.

Bei der Vorgehensweise der international organisierten Banden lässt sich grob zwischen Enkel- und Polizistentrick unterscheiden: Gemeinsam ist beiden Betrugsmaschen, dass die in den allermeisten Fällen betagten Opfer mit beim ersten Hinhören hanebüchen klingenden Geschichten dazu gebracht werden, den Betrügern freiwillig ihre Wertsachen zu übergeben. Der Mann, der nun demnächst vor Gericht steht, gehört dabei zu den kleineren Lichtern im Gefüge der Bandenstrukturen; mit einem gesondert verfolgten Mittäter soll der sogenannte „Läufer“ die Beute als angeblicher Polizist in Empfang genommen haben.

Knapp 390.000 Euro erbeuteten die Betrüger

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor zwischen dem 31. August und dem 23. September vergangenen Jahres sieben Senioren aus Bonn und einen Mann aus Rheinbach um insgesamt 388.405 Euro betrogen zu haben. Die Anrufe zum Anbahnen der Betrügereien werden meist aus Callcentern im Ausland getätigt, dank eines technischen Kniffs sieht das Opfer aber die Notrufnummer oder die Telefonnummer der echten Polizei auf dem Display seines Telefons. Im angeklagten Fall soll die von den Hintermännern zum Besten gegebene Geschichte dahingehend gelautet haben, dass eine Einbrecherbande im Wohngebiet der Opfer ihr Unwesen treibe. Die Angerufenen mögen doch bitte ihre Wertsachen verpacken und einem vorbeigeschickten Polizeikollegen übergeben. In einem Fall haben sich die Anrufer aber auch als Enkel des Opfers ausgegeben.

Die Auswahl ihrer Opfer treffen die Anrufer meist anhand von Vornamen, die sie im Telefonbuch finden. Aber nicht jeder, dessen Name ein bisschen „vintage“ klingt, ist auch bereits im Rentenalter. So riefen die Betrüger offenbar auch eine Bonner Polizeibeamtin an, die zum Schein mitspielte. 24.000 Euro und Schmuck sollte die Frau in einer Tüte verpackt übergeben. Sie spielte den Anrufern aber zudem noch Sorge um ihr Erspartes auf dem Konto vor – gemeinsam beschloss man daher das Geld sicherheitshalber abzuheben. Ein Vorgehen, das den Anrufern eine deutlich höhere Beute versprach, den Ermittlern aber die notwendige Zeit gab den Angeklagten zu observieren und noch vor Ort zu verhaften.

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