Bonner Feuerwehrleute üben auf der Eisbahn Wenn's knackt, wird es gefährlich

Bonn · Die Endenicher Freiwillige Feuerwehr übte auf der Eisbahn am Alten Zoll, wie man eine Person rettet, die auf einem zugefrorenen See eingebrochen ist. Nicht jede Methode ist erfolgreich.

 Eine Bandschlinge sichert das Opfer: Ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Endenich übt die Rettung einer ins Eis eingebrochenen Person in der Halle von Bonn-on-Ice.

Eine Bandschlinge sichert das Opfer: Ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Endenich übt die Rettung einer ins Eis eingebrochenen Person in der Halle von Bonn-on-Ice.

Foto: Stefan Knopp

Zu beneiden war Ruth Lee nicht, als die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Endenich ziemlich lange brauchten, um sie von einer Eisfläche zu retten, in der sie eingebrochen war. Wäre das eine echte Notsituation gewesen, wäre Ruth vermutlich tot. Aber sie ist ja nur eine Übungspuppe und diente dazu, den Ernstfall zu simulieren. Immerhin war das Eis, auf dem sie immer wieder abgelegt wurde, echt.

Für diese ungewöhnliche Feuerwehrübung hatte Otmar Kaiser, von der Idee begeistert, einen Bereich seiner Eisbahn am Alten Zoll zur Verfügung gestellt. Das sei besser, als in einer Turnhalle mit Seife unter den Schuhen zu proben, meinte Hauptbrandmeister Markus Trachte. Er hatte die Übung organisiert und Patrick Bröcker von der Bonner Berufsfeuerwehr dafür gewinnen können. Der weiß – anders als die Endenicher anfangs –, wie man jemanden rettet, der ins Eis eingebrochen ist.

Ganz abwegig ist es nicht, das zu üben. Vor zwei Jahren brach ein Mann, der seinen Hund vom zugefrorenen Poppelsdorfer Schlossgraben holen wollte, dort durch die Eisdecke. Er konnte selbst an Land klettern, der Graben ist zum Glück nicht tief.

„Alles, was man mal gesehen hat, geht einem etwas leichter von der Hand“, sagte Trachte bei der Übung. „Und gerade hier kommt es auf jede Minute an.“

Bonner Feuerwehrleute sollen sich Rettungsmethode überlegen

Also, wie rettet man jemanden vom Eis? Jedenfalls nicht so, wie es die Endenicher zuerst versuchten. Sie sollten sich selbst eine Methode überlegen: Sie banden drei Elemente einer Rettungsleiter aneinander und das vierte am vorderen Ende quer, damit der Retter, der dort darauf saß, mehr Stabilität hatte. Die anderen schoben ihn dann mit Hakenstangen übers Eis zum „Opfer“. Sobald er die Puppe auf die Leiter gezogen hatte, zogen sie ihn an Seilen zurück ans Ufer –nach langen zehn Minuten.

„Das muss noch schneller werden mit den Mitteln, die ihr habt, ob die zweckentfremdet werden oder nicht“, sagte Bröcker bei der Nachbesprechung. Auf einem wirklich dick zugefrorenen See könne der Retter ein gutes Stück auf die Einsatzstelle zugehen: Erst, wenn das Eis knackt, wird es gefährlich, und man sollte das Gewicht anders verteilen.

Wenn das Opfer nicht weit vom Ufer eingebrochen ist, sei die Methode mit den Leiterelementen nicht schlecht, aber das Querelement brauche man nicht. Und wenn der Retter übers Eis auf das Opfer zugehen könne, könne er ohnehin nur ein Leiterelement mitschleppen.

Feuerwehrleute werden immer schneller

Die Endenicher machten noch weitere Versuche und wurden dabei immer schneller. Wichtig war, dass der Retter angeseilt war, aber mehr als einer sollte nicht aufs Eis, meinte Bröcker. „Wir brauchen die Manpower hinten.“ Denn die Kollegen müssten nicht nur den Retter vom Eis ziehen, sondern auch das mit Wasser vollgesogene Opfer.

Zuletzt brachte Bröcker den CombiCarrier ins Spiel, eine stabile Plastiktrage aus einem Rettungswagen, der normalerweise auch am Einsatzort sein sollte. Damit schafften es die Endenicher dann in 1:15 Minuten, Ruth Lee vom Eis zu retten. Und selbst wenn seine Leute dieses Wissen nie anwenden müssten, sagte Trachte, so hätten sie zumindest gelernt, dass man beim Einsatz oft improvisieren muss. Ruth ist mittlerweile wieder trocken und wohlauf.

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