Demonstration in Bonn Fridays for Future Bonn fordert den Erhalt des Dorfes Lützerath

Bonn · Fridays for Future Bonn ist am Freitag wieder auf die Straße gegangen. Die Forderungen drehten sich diesmal um den Braunkohletagebau und den Erhalt des Dorfes Lützerath.

 Fridays for Future hat gegen die Abbagerung des Dorfes Lützerath demonstriert.

Fridays for Future hat gegen die Abbagerung des Dorfes Lützerath demonstriert.

Foto: Benjamin Westhoff

Am 4. Oktober 2022 kündigten RWE, NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck das vorzeitige Ende der Kohleverstromung an. Während fünf Dörfer und drei Höfe im Rheinischen Braunkohlerevier erhalten bleiben, soll die Ortschaft Lützerath abgebaggert werden. Zudem sollen zwei Blöcke des Kraftwerks Neurath wieder Strom liefern. Es gehe um die Sicherung der Energieversorgung für diesen und nächsten Winter, argumentiert die Regierung. Für diesen Beschluss hagelt es Kritik an den Grünen in NRW. Vor allem von der Klimabewegung Fridays For Future (FFF), die am Freitagmittag an mehreren Orten in der Bonner Innenstadt Kundgebungen abhielt.

Das Problem mit Lützerath sei, dass man versuche, „unter dem Deckmantel ‚Kohleausstieg bis 2030‘ eine Politik zu verfolgen, die das CO2-Budget einer 1,5-Grad-kompatiblen Politik maßgeblich überschreitet“, erklärte FFF-Pressesprecher Lasse Scherbarth, der sich auf die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung beruft.

„220 Millionen Tonnen mehr CO2 würden beim aktuell geplanten Szenario ausgestoßen werden, als das CO2-Budget einer 1,5-Grad-kompatiblen Politik erlaubt. Gleichzeitig wird versucht, das als riesigen Erfolg zu feiern“, so der 20-Jährige. Grund für diese Entscheidung seien vertragliche Bindungen aus vorherigen Regierungen. RWE habe eine starke Position, diese zu verteidigen. „Zudem steigt der öffentliche Druck aufgrund von mangelnder Energiesicherheit“, so Scherbarth.

„Die Kohle unter Lützerath darf nicht verbrannt werden“, fand bei der Protestaktion auch Alma Neteler. Sie kündigte an, dass FFF auch für kommenden Freitag auf dem Parteitag der Grünen im World Conference Center Bonn (WCCB) eine Kundgebung planen. Ob der vorzeitige Ausstieg aus der Kohle trotz Ende von Lützerath ein fairer Kompromiss ist? „Ich glaube nicht, dass das klappt. Die Kohle unter Lützerath wäre schon zu viel, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten“, so die 16-Jährige.

„Der auf 2030 vorgezogene Kohleausstieg ist ein Erfolg der Klimabewegung. Dennoch muss die Gesamtmenge an Braunkohle, die noch abgebaut werden soll, drastisch verringert werden. Es gibt energiewirtschaftlich und klimapolitisch betrachtet keinen Grund, Lützerath abzureißen“, meinte Rasmus Windelen (13).

Auch Philina Voss und Vanessa Becker von Students For Future nahmen an der Kundgebung am Friedensplatz teil. Voss vermutete, dass die Regierungsentscheidung mit der steigenden Sorge vor Energieengpässen einhergeht. „Lützerath war bislang nicht viel in den Medien, viele wissen nicht, dass es nicht mit den Klimazielen vereinbar ist.“

„Der Abbau von Lützerath ist außerdem nicht vereinbar mit dem, was von RWE versprochen wurde“, ergänzte ihre Freundin Vanessa Becker. „Der Konzern bräuchte die Kohle unter Lützerath auch nicht zwingend für die Stromversorgung", so die 26-Jährige.

„Bund und Land stellen sich hier öffentlich auf die Seite von RWE und probieren, der Bevölkerung diese fatale Entscheidung als Erfolg zu vermitteln“, so Annika Bohlen (25). Des Weiteren kritisiert die FFF-Bewegung, dass die Grünen im Wahlkampf den Erhalt des Dorfes Lützerathes für sich genutzt hätten und nun ihre Versprechungen nicht einhielten.

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