Novemberpogrome Bonn gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Bonn · Vor genau 83 Jahren wurden in Bonn fünf Synagogen in Brand gesteckt. Am Dienstag und Mittwoch wurden daher mehrere Gedenkveranstaltungen abgehalten, um an die jüdischen Opfer sowie die schrecklichen Taten der Nationalsozialisten zu erinnern.

 Oberbürgermeisterin Katja Dörner hält eine Rede auf der Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen am Synagogenmahnmal bei der Kennedy-Brücke.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner hält eine Rede auf der Gedenkveranstaltung zu den Novemberpogromen am Synagogenmahnmal bei der Kennedy-Brücke.

Foto: Marco Rauch

Am Vormittag des 10. November 1938 wurde unter anderem die Bonner Synagoge in der ehemaligen Tempelstraße am Rheinufer angezündet. In Erinnerung an dieses Ereignis lud die Initiative zum Gedenken an die Bonner Opfer des Nationalsozialismus am Synagogenmahnmal am Moses-Hess-Ufer am Mittwochnachmittag exakt 83 Jahre nach den Novemberpogromen zu einer zentralen Gedenkveranstaltung. Vor den etwa 80 Teilnehmern sprachen unter anderem Margaret Traub, die Vorsitzende der Bonner Synagogengemeinde, sowie Oberbürgermeisterin Katja Dörner. Schon seit Jahrhunderten seien das Rheinland und die Stadt Bonn von Jüdinnen und Juden geprägt, leider bleibe deren „Sicherheit stets prekär“, betont die Oberbürgermeisterin. „Dass in unserer Stadt nach wie vor Jüdinnen und Juden um ihre Sicherheit fürchten müssen, bestürzt mich zutiefst. Deshalb müssen wir aktiv dagegen vorgehen und widersprechen“, findet Dörner.

Am Nachmittag spielte die Bonner Oper ein Gedenkkonzert, das wegen der Pandemie nur digital stattfinden konnte. Schon am Dienstagabend fand zudem auf dem Beueler Synagogenplatz eine Gedenkkundgebung durch die Beueler Initiative gegen Fremdenhass statt. Darauf folgte ein Schweigegang zum Jungen Theater. Dort präsentierten Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Beuel Zitate aus Briefen von Verfolgten.

Weitere Gedenk-Veranstaltungen in Poppelsdorf und Bad Godesberg

Auch in Poppelsdorf versammelten sich Menschen auf Initiative der Lutherkirchengemeinde am Dienstagabend zu einer ökumenischen Andacht am Platz der ehemaligen, verbrannten Synagoge. Ähnliches passierte in Bad Godesberg durch die Initiative der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde.

Insgesamt brannten in dieser Nacht vor 83 Jahren fünf Synagogen in Bonn sowie mehr als 20 in der Region. Meist in Zivil getarnte SS- und SA-Männer zerstörten zahlreiche Friedhöfe und plünderten jüdische Geschäfte und Wohnungen. Die nationalsozialistische Presse nannte dies zwar einen spontanen Protest, tatsächlich handelte es sich jedoch um von der NSDAP seit Frühjahr 1938 vorbereitete und organisierte Verbrechen.

Als Vorwand nutzten die Nazis die Tat des 17-jährigen Herschel Grynszpan, dessen Eltern kurz zuvor von Hannover nach Polen deportiert worden waren, und der am 7. November 1938 auf den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst vom Rath, schoss. Zwei Tage später erlag er seinen Verletzungen. Den Nazis diente die Tat des Jungen als Vorwand, um die Deutschen als Opfer einer angeblichen jüdischen Verschwörung darzustellen und brutal gegen die deutschen Juden vorzugehen.

Dörner: „Das Geschehene verpflichtet uns, niemals gleichgültig auf die Geschichte zu schauen“

Der Befehl zu den Taten ging in der Nacht vom 9. auf den 10. November bei der Gestapo und der zuständigen SS-Dienststelle in Bonn ein. In den darauffolgenden Tagen wurden viele jüdische Männer verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Nur wenige Bonner halfen ihren jüdischen Bekannten und Freunden. Daher zitiert Oberbürgermeisterin Dörner den Schriftsteller Elie Wiesel: „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.“ Dörner unterstreicht: „Das Geschehene verpflichtet uns, niemals gleichgültig auf die Geschichte zu schauen und nie zu vergessen.“

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