Aktionen in der Stadt Gewalt gegen Frauen ist auch in Bonn allgegenwärtig

Bonn · Mit Aktionen wird in Bonn auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam gemacht. Orange ist dabei die dominierende Farbe.

 Orangefarbene Bänke machen auf das Problem Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Am Freitag wird auch in Bonn der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen begangen. Dabei spielen auch Kerzen eine Rolle.

Orangefarbene Bänke machen auf das Problem Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Am Freitag wird auch in Bonn der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen begangen. Dabei spielen auch Kerzen eine Rolle.

Foto: Meike Böschemeyer

Duisdorf, Mehlem, Königswinter, Graurheindorf. Die Einsätze der Bonner Polizei unterscheiden sich nur von den jeweiligen Örtlichkeiten. Der Grund für die Alarmierung war in den vergangenen Monaten jedoch immer der Gleiche: Was mit einer verbalen Auseinandersetzung, einem Streit unter Partnern begann, endete in körperliche Gewalt. Die Leidtragenden waren fast immer Frauen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ist Gewalt eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen. Allerdings werden Frauen von Partnern, Ehemännern und der Familie nicht nur körperlich attackiert. „Neben der sexualisierten Gewalt beobachten wir in letzter Zeit auch eine Zunahme von Cyberkriminalität“, sagt Navina Reichert, die in Bonn als Sozialarbeiterin für den Verein „Hilfe für Frauen in Not Frauenhaus Bonn“ arbeitet. Und diese Verletzungen seien oft viel schwerwiegender. Fotos und Videos, die über soziale Netzwerke verbreitet werden, lassen sich in der Regel niemals vollständig löschen.

Um auf die vielen Formen von physischer und psychischer Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, lädt der Bonner Club Soroptimist (SI) für diesen Freitag, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, ab 15.30 Uhr zu einer Kerzenaktion auf dem Bonner Marktplatz ein. Insgesamt werden an diesem Nachmittag 365 Lichter entzündet. Jedes Licht soll ein Mahnmal sein, weil täglich Frauen in Deutschland von Partnern oder Familie misshandelt werden.

Jede dritte Frau in Deutschland Opfer sexualisierter Gewalt

Jede dritte Kerze wird jedoch ein Grablicht darstellen, als „Zeichen dafür, dass jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau durch körperliche oder sexualisierte Gewalt stirbt. Zugleich zeigen wir damit symbolisch auf, dass jede dritte Frau in Deutschland in ihrem Leben mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierte Gewalt wird“, erklärt Ute Stenert, Präsidentin des SI-Clubs Bonn.

Nicht immer setzen sich die Frauen gleich beim ersten Übergriff zur Wehr. Oft dauert es Monate oder Jahre, bis sie die Kraft haben, um auszubrechen. Frauenhäuser bieten ihnen eine erste Anlaufstelle, wenn sie eine sichere Bleibe für sich und ihre Kinder suchen.

Doch längst nicht alle finden dort Platz, die vorhandene Kapazität reicht seit Jahren nicht. „Mindestens eine Frau müssen wir täglich abweisen“, sagt Navina Reichert vom Bonner Frauenhaus. Zum dem hat der Soroptimist-Club Bonn seit vielen Jahren engen Kontakt. In diesem Jahr ist daher der Erlös des Benefiz-Adventskalenders dem Frauenhaus gewidmet. Gleichzeitig werden während der Aktion auf dem Marktplatz Spenden für das Bonner Frauenhaus gesammelt.

Die drei örtlichen SI-Clubs (Bonn, Bad Godesberg und Siebengebirge) engagieren sich schon seit Jahren gemeinsam mit Aktionen, um bei den Orange Days auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. „Mit der Kerzenaktion wollen wir ein deutliches Nein zu Gewalt an Frauen in die Bonner Öffentlichkeit tragen“, so Präsidentin Stenert.

Orange Bänke in Bonn als Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Das Kooperationsprojekt „Stop Sit Speak – Orange Bänke in Bonn“ der Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn mit dem Evangelischen Forum Bonn, UN Women Deutschland sowie den Bonner Zonta Clubs nimmt zudem ein Projekt des Carl-Reuther-Berufskollegs auf. Hier haben Schülerinnen und Schüler aus den Fachbereichen Metall-, Holz- und Farbtechnik gemeinsam mit der AG Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage sich intensiv mit dem Thema „Gewalt gegen Frauen“ beschäftigt und zwölf orangefarbige Bänke entworfen. Verkehrssicher konzipiert werden sie an verschiedenen öffentlichen Orten in Bonn aufgestellt. Mit unterschiedlichen Fräsungen, wie „Kein Platz für Gewalt an Frauen“ machen sie auf das Thema aufmerksam und weisen durch eine Plakette auf Hilfsangebote hin.

„Auch in Bonn ist Gewalt gegen Frauen und Mädchen Realität. Das müssen wir sehen und uns gemeinsam gegen diese Gewalt stellen“, erklären die Partnerinnen und Partner des Projekts, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bonn, Stephanie Clemens-Krämer, Bettina Metz von UN Women Deutschland, Ulrike Seeler von Zontaclub Bonn-Rheinaue, sowie Pfarrer Martin Engels, Leiter Evangelisches Forum Bonn.

Im Foyer des Bonner Stadthauses sind aus gleichem Anlass zudem Installationen mit Kleidung von Frauen zu sehen, die Opfer von sexuellen Übergriffen wurden. Die Gleichstellungsstelle der Stadt und die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt zeigen die Präsentation mit dem Titel „Was ich anhatte“ von Beatrix Wilmes.

Ausstellung im Stadthaus Bonn

Der Titel der Ausstellung spielt darauf an, dass das Aussehen, die Kleidung oder das Verhalten der Betroffenen völlig unerheblich für die Ausübung von Gewalt sind. Die Ausstellung ist bis zum 5. Dezember im Stadthaus am Berliner Platz, montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, zu sehen.

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