Areal in Bonn Luxusimmobilie Gut Melb soll verkauft werden

Ippendorf · Derzeit zahlt die Uni noch Miete für das Gut Melb. Sobald die Immobilie nicht mehr genutzt wird, will der Eigentümer, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, das riesige Areal und alle Gebäude verkaufen. Das geht Politikern gegen den Strich. Sie wünschen sich mehr Initiative von der Stadt.

 Mieter des prächtigen Herrensitzes ist derzeit noch die Uni. Doch das letzte Institut zog  2016 aus. Seither steht Gut Melb leer. Eigentümer ist das Land über den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der einen Verkauf plant.

Mieter des prächtigen Herrensitzes ist derzeit noch die Uni. Doch das letzte Institut zog  2016 aus. Seither steht Gut Melb leer. Eigentümer ist das Land über den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der einen Verkauf plant.

Foto: Stefan Hermes

Keine Gedanken macht sich die Stadt Bonn darüber, Gut Melb mit eigenen Vorschlägen und Mitteln aus dem unseligen Dornröschenschlaf zu holen. Das geht aus der Stellungnahme auf eine Anfrage der Bezirksverordneten Thomas Fahrenholz (parteilos) und Elmar Conrad-Hassel (FDP) hervor. Genau genommen muss sie auch nicht, denn die Stadt ist nicht Eigentümerin, sondern die Universität beziehungsweise der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB). Außerdem, auch das wendet das Amt für Wirtschaftsförderung ein, liegt das Areal bauleitplanerisch im Außenbereich und unterliegt dem Landschafts- und Naturschutz. Fahrenholz befürchtet, dass die „wunderschöne und super gelegene Immobilie nach langer Vernachlässigung dem Verfall preisgegeben wird.“

Dem hat der BLB in der Vergangenheit mehrfach widersprochen, die Gebäude würden in der Substanz instand gehalten. „Also mit Steuergeldern“, kritisiert Fahrenholz. Denn das Uni-Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) ist bereits 2016 ausgezogen. Grund war der schlechte Allgemeinzustand der durch Sanierungsstau marode gewordenen Gebäude.

Kein tragfähiges Modell für Bienen-Forschungszentrum

Fahrenholz würde sich – auch von der Verwaltung – Initiative und Ideen für die weitere Nutzung wünschen. Darauf antwortet das Amt für Wirtschaftsförderung: „Eine Diskussion um eine Nachfolgenutzung, in die auch die Stadt eingebunden gewesen ist, liegt bereits mehre Jahre zurück.“ Seinerzeit wurde das Konzept eines Forschungszentrums für Bienenkunde angedacht. Allerdings sei es unter anderem aufgrund der Lage im Außenbereich und des Landschaftsschutzcharakters des Areals nicht weiter verfolgt worden. Die baulichen Maßnahmen und die Erschließung hätten sich nicht darstellen lassen. Weiterer, entscheidender Punkt aber war, „dass es im Rahmen des angedachten Konzeptes auch kein wirtschaftlich tragfähiges Betreibermodell gab“, argumentiert die Verwaltung.

Von ihrer Seite gibt es keine aktuellen Konzepte zu einer möglichen Nachnutzung und von der Eigentümerin ebenfalls nicht: „Auch die Universität hat die Entbehrlichkeit des Grundstücks erklärt.“ Tatsächlich ist die Immobilie seit 2019 auf dem Markt. Die entsprechende Anzeige auf der Internetseite des BLB ist allerdings schwer zu finden. Unter der Rubrik „Publikationen und Downloads“ muss man sich zum Unterpunkt „Interessante Immobilien für Ihre Investitionen“ durchklicken. In der Datei sind ganz am Ende 30 Verkaufsobjekte des BLB aufgelistet. In Bonn sind es drei Immobilien, darunter „Melbweg 11, 42“. Das ist die Adresse von Gut Melb. Auf Anfrage gibt der BLB folgende Auskunft: „Derzeit ist das Gut Melb noch vermietet und wird in Teilen durch die Universität Bonn genutzt. Sobald das Gut nicht mehr genutzt wird, plant der BLB NRW den Verkauf der Liegenschaft.“

Gut Melb: Politiker befürchten Verkauf an privaten Investor

Fahrenholz macht keinen Hehl aus seinem Unmut; er würde einer Nutzung durch die Öffentlichkeit den Vorzug gibt. „Keinesfalls soll sich ein privater Investor diese Perle unter den Nagel reißen“, sagt er. Daher hatte er vorgeschlagen, die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft von Dransdorf ins Gut Melb zu verlagern. Das sei doch eine Alternative zu einem derzeit diskutierten Neubau auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei.

Viermal Nein sagt die Verwaltung. Erstens sei eine Verlagerung der Bio-Station ohne ein umfassendes Konzept und ohne Vernetzung mit weiteren Nutzungselementen nur schwer vorstellbar. Zweitens: „Eine Nutzung durch die Bio-Station wäre im Vergleich zum stadteigenen Grundstück auf dem Dransdorfer Berg mit erheblichen zusätzlichen Mietkosten verbunden und wurde daher bisher nicht in Betracht gezogen.“ Drittens: Das notwendige Raumkonzept müsste mit baulichem Änderungs­aufwand in Bestandsgebäuden umgesetzt werden. Und außerdem: Der Hauptausschuss hat im März beschlossen, dass auf einer Fläche der alten Stadtgärtnerei ein Gebäude für die Bio-Station einschließlich eines Bildungs- und Informationszentrums gebaut werden soll.

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