Stadt will Modernisierung abspecken Keine Riesenrutsche für das Hardtbergbad

Hardtberg · Eigentlich soll das Kombi-Bad auf dem Hardtberg nicht nur saniert, sondern auch um einen Anbau mit Familienangeboten erweitert werden. Das wird aber zu teuer, erklärt die Stadtverwaltung aufgrund neuer Berechnungen.

 Das Hardtbergbad am Dienstagnachmittag: Auch der Freibadbereich soll saniert werden.

Das Hardtbergbad am Dienstagnachmittag: Auch der Freibadbereich soll saniert werden.

Foto: Meike Böschemeyer

Die Stadtverwaltung will die Modernisierung des Hardtbergbades aus Kostengründen abspecken. Zwar sollen der Freibadbereich und der Altbau saniert und um ein zusätzliches Lehrschwimmbecken erweitert werden. Auf einen Anbau für Familien mit Kindern einschließlich Ganzjahresrutsche und Gastronomie soll nach dem Vorschlag der Stadt allerdings verzichtet werden. Das geht aus einer Beschlussvorlage für den Sportausschuss des Rates und die Bezirksvertretung Hardtberg hervor.

Die Verwaltung begründet ihren Vorschlag mit den neu berrechneten Kosten, die deutlich über der Prognose von 2019 liegen. Laut Entwurfsplanung würde das komplette Paket mit etwa 38,5 Millionen Euro zu Buche schlagen. Zusätzlich müsste laut Stadt unter anderem wegen der massiv steigenden Baupreise ein Risiko-Puffer eingerechnet werden, der die Investition auf etwa 51,5 Millionen Euro verteuern würde. In der Bäderpauschale sind aber nur 30 Millionen für das Hardtbergbad vorgesehen – und die Kommune hat finanziell kaum noch Spielraum. Kämmerin Margarete Heidler befürchtet für den nächsten Haushalt wie berichtet ein Defizit von etwa 100 Millionen Euro.

Bürgergutachter wollten ein Angebot für Familien und Kinder

Schon die reine Sanierung des Hardtbergbades mit zusätzlichem Lehrschwimmbecken (die sogenannten Module 1 bis 3) kostet nach der neuen Berechnung 28,5 Millionen Euro – mit Risikozuschlägen geht die Stadt aber von bis zu 38 Millionen Euro aus. Dieses Maßnahmenpaket hat der Rat schon 2019 grundsätzlich beschlossen. Im Sommer 2020 hatten die Fraktionen die Verwaltung aber beauftragt, die Umsetzung der anderen Module ebenfalls zu prüfen. Das war auch eine Reaktion auf die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung zu den Schwimmbädern. Nachdem der geplante Stadtwerke-Neubau in Dottendorf mit einem Bürgerentscheid gekippt worden war, hatten ausgewählte Bonnerinnen und Bonner ein „Bürgergutachten“ erarbeitet. Dabei formulierten sie auch den Wunsch nach einem Freizeitangebot für Familien in einer der maroden Schwimmhallen. An anderen Standorten als dem Hardtbergbad sei dies aus Platzgründen nicht umsetzbar, schreibt die Stadt in der aktuellen Beschlussvorlage.

Mit den Modulen 1 bis 3 bekommt das Kombi-Bad eine energetische Sanierung und mehr Barrierefreiheit. Das neue Lehrschwimmbecken soll mit einem Hubboden ausgestattet sein, was Schwimmkurse mit unterschiedlichen Wassertiefen ermöglicht. Das 25-Meter-Schwimmbecken wird für regionale Wettkämpfe ausgebaut. Im Freibad will die Stadt Beckenköpfe und Entwässerung sanieren und die Freianlagen erneuern. Neben Solarenergie soll im 1968 errichteten Schwimmbad künftig auch eine Wärmepumpe eingesetzt werden.

Stadt sucht neue Generalplaner für das Projekt

Wann das Projekt startet, ist unklar. Die Stadtverwaltung will zunächst neue Architekten suchen. „Aufgrund der erheblichen und dauerhaften Defizite des Generalplaners“ sei es notwendig, „das Planerteam zu wechseln“, heißt es in der Vorlage. Dieser Auftrag müsse europaweit ausgeschrieben werden, was auch im verkürzten Verfahren rund sieben Monate dauere. Gemeinsam mit den neuen Planern will die Stadt danach einen Zeitplan vorlegen.

Das Hardtbergbad ist allerdings nur eine von vielen Baustellen im Bäderkonzept der Stadt. Das Kurfürstenbad in Bad Godesberg soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Am Ennertbad in Beuel plant die Kommune ein Hallenbad, um die Anlage ganzjährig nutzen zu können – als Ersatz für die Beueler Bütt. Im Norden der Stadt soll auf der Werferwiese des Sportparks ein Totalübernehmer im Stadtauftrag ein Interimsbad errichten. Es soll als Ausweichschwimmstätte während der Sanierung des Hallenbades im Sportpark Nord dienen. Erst danach will die Verwaltung das denkmalgeschützte Frankenbad modernisieren. Das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) hat angekündigt, die nötige Planung wegen Personalmangels wahrscheinlich frühestens 2025 vorlegen zu können.

Eigentlich sollen alle Frei- und Hallenbäder bis 2030 saniert oder durch Neubauten ersetzt sein. Bisher hat der Rat dafür insgesamt 130 Millionen Euro vorgesehen. Dass die Summe reicht, ist eher unwahrscheinlich: Allein für das Frankenbad schätzt das SGB die Kosten bisher auf 34 Millionen. Der Neubau in Beuel soll laut Machbarkeitsstudie etwa 17 Millionen kosten. Für Abriss und Ersatz des Kurfürstenbades stehen 15 Millionen Euro im Budget. Aber schon die Niederlegung des Altbaus, die 2023 stattfinden soll, steht wegen Preissteigerungen bereits jetzt bei 4,5 Millionen Euro. Was das Interimsbad kosten soll, hat die Stadtverwaltung bisher nicht gesagt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort