Tag der Restaurierung Wie eine Kult-Serie im Haus der Geschichte weiterlebt

Gronau · Ein paar der Gummipuppen von Gerhard Schöder und Co. aus der alten Kultserie „Hurra Deutschland“ werden in der Sammlung des Haus der Geschichte aufbewahrt. Wie solche und andere Objekte für die Nachwelt in stand gehalten werden, erklärten am Sonntag Restauratorinnen und Restauratoren.

 Die Restauratorinnen Julia Weispfennig (links) und Iris Lasetzke präsentierten am Sonntag unter anderem die „Hurra Deutschland“-Puppe von Gerhard Schröder im Haus der Geschichte.

Die Restauratorinnen Julia Weispfennig (links) und Iris Lasetzke präsentierten am Sonntag unter anderem die „Hurra Deutschland“-Puppe von Gerhard Schröder im Haus der Geschichte.

Foto: Stefan Janos Wagner

Eine Gummipuppe des Altkanzlers Gerhard Schröder und einige andere Requisiten der Kultserie „Hurra Deutschland“ des Westdeutschen Rundfunks befinden sich heute in der Sammlung des Haus der Geschichte auf der Bonner Museumsmeile. Anlässlich des 5. Europäische Tag der Restaurierung am Sonntag berichtete das Museumsteam, wie es solche und andere Objekte für die Nachwelt erhält und fachgerecht lagert.

Rund 200 aufwendig hergestellte Karikatur-Gummiköpfe bedeutender Politiker und Stars im Größenverhältnis 1:1, die in kurzweiligen Sketchen den Politikalltag der Bonner Republik humorvoll überzeichneten, begeisterten in den Wendejahren das deutsche Fernsehpublikum. Die Serie hatte immense Produktionskosten, die Puppen kosteten seinerzeit in der Herstellung pro Stück rund 10.000 D-Mark. Drei Staffeln der Serie wurden ausgestrahlt, in der die stark überzeichneten Figuren von Helmut Kohl, Theo Waigel oder Gerhard Schröder markige Sprüche wie „Alle Ampeln zeigen rot, wenn das grüne Chaos droht“ brachten.

„Es ist ein schwieriges Material, das bei den Dreharbeiten stark beansprucht wurde“, sagte Restauratorin Julia Weispfennig über die Figuren aus Latexschaum. Wie werden die Objekte richtig gelagert? Die Puppen werden auf einfachen Pappplatten fixiert, sodass die Museumsmitarbeiter sie nicht mehr berühren müssen. In Schachteln werden sie inventarisiert und harren im Archiv in den Kellergeschossen unter dem Museum der Dinge. „Es ist unsere Aufgabe zu bewahren und für zukünftige Generationen zugänglich zu machen“, erklärte Weispfennig.

Aufbewahrung der Objekte energie- und kostenintensiv

„Zu sehen waren und sind die Stücke bislang nur im Rahmen von Wechselausstellungen, wie zuletzt 2020 bei ‚Der Kanzler in der Karikatur’“, erklärte Iris Lasetzke, die Leiterin der sechsköpfigen Abteilung Restauration. Die Aufbewahrung der Objekte ist energie- und kostenintensiv. „Weichmacher werden irgendwann brüchig, daher sind eine konstante Temperatur und angepasste Luftfeuchtigkeit von großer Bedeutung“, sagte die Diplom-Restauratorin. Wie die energieintensive Klimaanlage möglicherweise angepasst werden kann, werde derzeit von Fachleuten diskutiert. Ob die betagte Prominenz in der neuen Dauerausstellung des Hauses, die bis 2025 konzipiert wird, wieder zum Vorschein kommen wird, verrieten die Fachleute nicht.

Textilrestauratorin Julia Nagel zeigte den Besuchern dafür, wie eine restaurierungsbedürftige Fahne unter dem Mikroskop aussieht. Und Papierrestaurator Till Klause erklärte, wie er Objekte aus Papier für Ausstellungen vorbereitet. Diese typischen und zum Teil sehr spezialisierten Tätigkeiten von Restauratoren, die großes Fingerspitzengefühl erfordern und hohe Sachkompetenz, zeugen von der Vielseitigkeit des Restauratorenberufs.

Zum Europäischen Tag der Restaurierung standen deutschlandweit vielerorts die Türen von Ateliers, Museen, Archiven und Denkmälern offen, um Kulturschätze im Detail zu entdecken. Die Protagonisten der Kultserie, die von 1989 bis 1991 ausgestrahlt wurde, gehören mittlerweile ebenso zur deutschen Kultur.

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