Termin soll der 8. Mai sein Weiterer pro-russischer Autokorso durch Bonn geplant

Bonn · Am 8. Mai soll erneut ein Autokorso von Köln aus durch Bonn fahren. Ziel ist laut einem Online-Aufruf wieder das sowjetische Ehrenmal in Duisdorf. Die Polizei will genau beobachten, was sich im Vorfeld tut.

 Teilnehmer des Autokorsos am 27. März fahren über den Bertha-von-Suttner-Platz.

Teilnehmer des Autokorsos am 27. März fahren über den Bertha-von-Suttner-Platz.

Foto: Matthias Kehrein

Russische Fahnen, geschwenkt aus unzähligen Autos, die auf Bonns Straßen in einem langen Zug unterwegs sind. Hunderte Menschen, die sich am sowjetischen Ehrenmal auf dem neuen Friedhof in Duisdorf versammeln: Diese Bilder könnten sich bald wiederholen. Für den 8. Mai ist offenbar ein weiterer Autokorso geplant.

Treffpunkt soll ein See bei Köln sein, als Ziel ist erneut das Ehrenmal in Duisdorf angegeben. Dort sollen Blumen niedergelegt werden, heißt es in dem Aufruf, dessen Zeilen vor dem Hintergrund der russischen und deutschen Flagge verfasst sind. Unter einer angegebenen Mobilnummer meldet sich Elena Kolbasnikova. „Wir wollen zeigen, dass wir für den Frieden sind“, sagt die Frau, die sich auch als Verantwortliche für den Autokorso am 27. März vorstellt. Die Organisatorin erklärt auf GA-Anfrage, mit der Aktion solle auch ein Zeichen gegen die Anfeindungen gesetzt werden, denen sich in Deutschland lebende Menschen mit russischen Wurzeln mittlerweile ausgesetzt sähen. Die Schuld am Konflikt in der Ukraine sieht die Frau nach eigener Aussage auf Seiten der Ukraine.

Aufruf in Social Media zum „heiligen Tag des Sieges“

Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges und der jüngst bekannt gewordenen Gräueltaten an der ukrainischen Zivilbevölkerung ist mit dieser geplanten Aktion ein weiteres aufsehenerregendes Szenario zu erwarten. In einem derzeit über die sozialen Medien verbreiteten Aufruf ist von einer „feierlichen Veranstaltung“ zum „heiligen Tag des Sieges“ die Rede. Der 8. Mai markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs und des NS-Regimes. In Russland selbst wird der 9. Mai als Feiertag begangen.

Am 27. März hatte sich zum ersten Mal eine Fahrzeugflotte aus rund 400 Autos von Köln aus mit dem Ziel Duisdorf auf den Weg gemacht. In Bonn hatte die Aktion mit Fahnen, Musik und Sprechchören für viel Aufmerksamkeit und vor allem Unverständnis gesorgt. Trotz einiger Wortgefechte mit Passanten blieb es an diesem Tag insgesamt friedlich. Damals waren bei dem Korso nach GA-Informationen unter anderem Biker unterwegs, die dem russischen Motorradklub „Nachtwölfe“ nahestehen. Diese Gruppe gilt als nationalistisch, homophob und anti-westlich. Auch Fahnen mit dem „Z“-Symbol, einem mittlerweile weitverbreiteten Unterstützungszeichen für das russische Vorgehen, waren vertreten. Darauf soll laut dem Aufruf für den 8. Mai verzichtet werden.

Die Bonner Polizei hatte seinerzeit erst am Morgen des Tages von der Aktion erfahren. Von der neuerlichen Planung wisse man bereits, erklärt Sprecher Frank Piontek. Eine notwendige Anmeldung sei bislang nicht eingegangen. Die ist laut der Organisatorin sehr wohl bereits erfolgt, „wir warten auf die Zusage“. Von der Kölner Polizei war am Donnerstag auf GA-Anfrage keine Information zu erhalten. Zu einem möglichen Verbot äußerte sich Piontek nicht, „wir beobachten aber genau, was sich im Vorfeld tut.“

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