Lieferengpässe bei großen Herstellern In Bonner Geschäften werden Sportschuhe knapp

Bonn · In vielen Bonner Sportgeschäften sorgen derzeit Lieferengpässe für leere Regale. Für Kunden bedeutet das Frust, für die Geschäftsleute herbe Umsatzeinbußen. Die Situation verschärft die Konkurrenz mit dem Online-Handel.

 Holger Kandel (59), Geschäftsführer der Intersport-Filiale in Bonn, steht derzeit vor den leeren Regalen.

Holger Kandel (59), Geschäftsführer der Intersport-Filiale in Bonn, steht derzeit vor den leeren Regalen.

Foto: Niklas Schröder

Lieferengpässe sorgen derzeit für leere Regale in Bonner Sportgeschäften. Besonders betroffen ist das Geschäft mit Lauf- und Fußballschuhen. Holger Kandel, Geschäftsführer der Intersportfiliale in Bonn, spricht von einer „katastrophalen Versorgung“ im Sportschuhbereich. „Seit einem Jahr zieht sich das jetzt schon hin – Lieferungen kommen verspätet oder werden storniert“, berichtet der 59-Jährige. „Es gibt bei Laufschuhen und Fußballschuhen bestimmte Modelle, die gefragt sind und wenn diese nicht auf dem Markt sind, ist es für viele Kunden schwierig, sich umzustellen.“

Gängige Markenhersteller wie Adidas, Nike, Puma, Asics und Brooks sind derzeit stark von den Engpässen betroffen. Grund dafür sollen pandemiebedingte Schließungen von Produktionsstätten in China und anderen südasiatischen Ländern sein. Hinzu kommen die rasant wachsenden Containerpreise. Und auch das Pannenschiff Ever Given, das im vergangenen Jahr eine Woche lang den Suezkanal blockierte, soll erhebliche Auswirkungen auf den Welthandel gehabt haben.

Handelsketten sind gestört

„Containermangel und Produktionsländer mit strengeren Corona-Auflagen haben enorme Folgen auf die Handelskette“, erklärt Kandel. Die Hafenstadt Shanghai etwa war in der ersten Jahreshälfte über mehrere Monate in den Lockdown gegangen. „Teilweise ist Ware produziert worden, die einfach nicht verschifft werden konnte“, erklärt Kandel. Auf die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft, die im November in Qatar ausgetragen wird, blickt der Verkäufer nun mit Sorge. Denn an Entspannung sei im Fußballbereich nicht zu denken. „Wir haben jetzt schon Lieferterminverschiebungen für den Herbst“, sagt Kandel.

Um die Engpässe aufzufangen, soll Intersport ungewöhnlich große Schuhmengen mit verschiedenen Farben und Variationen bestellt haben. Kandel hofft deshalb, dass zumindest 80 Prozent seiner Bestellungen pünktlich zur Weltmeisterschaft in den Regalen liegen werden. „Die WM ist sehr wichtig für uns.“ Wanderschuhe, die zum Großteil in Europa produziert werden, sind hingegen verfügbar, und das obwohl der Bedarf an Outdoorsport während der Pandemie deutlich angezogen haben soll.

Die Kunden zeigen Verständnis für die Situation, sagt Kandel. So, wie Maurice (20) und Alessandro (21), die regelmäßig Fußballspielen. Die Bonner schauen sich im Laden nach neuem Schuhwerk um. Beim Anblick der leeren Regalen huscht Ernüchterung über die Gesichter. „Die normalen Größen zwischen 42 und 46 sind alle vergriffen“, berichtet Maurice. Alessandro sieht in dem Engpass eine Schwächung des Einzelhandels. „Wenn die Leute ihre Modelle und Größen nicht finden, bestellen sie die im Internet“, sagt der Fußballer. Die jungen Männer wollen in ein paar Wochen wiederkommen. „Man will ja die Schuhe anprobieren – lokal einkaufen ist deshalb besser“, erklärt Maurice.

Große Umsatzeinbußen

Kandel spricht von großen Umsatzeinbußen, die seine Filiale wegen des Schuhmangels verzeichnen muss. „Wir können das auffangen, aber wenn man in einem Jahr 600 Paar Fußballschuhe weniger verkauft, ist das spürbar.“ Zumal die Hersteller bereits angekündigt haben, dass die Engpässe bis Ende 2023 anhalten sollen. Kandel rät den Kunden deshalb zum Schnellkauf. „Dann, wenn Bedarf ist, sollte man nicht zögern.“

Umsatzeinbußen spüren auch die Mitarbeiter der Sport-Scheck-Filiale in der Remigiusstraße. „Gerade im Fußballbereich merken wir das sehr“, sagt Teamleiter Jens Benninghaus, der im Untergeschoß vor leeren Regalen steht. Im Laufschuhbereich habe sich die Situation derzeit entspannt. „Um hier die Regale aufzufüllen, haben wir teilweise auf andere Lieferanten umgestellt, die besser liefern können“, erklärt der 53-jährige Verkäufer. Gewinner der Engpässe ist unter anderem der Ausrüster ON - viele Schuhe der Sportmarke sind derzeit in den Bonner Läden zu finden.

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