Stadthaus-Foyer Bonn in Zeiten der französischen Besatzung

BONN · Einige Übersichtskarten sind seit Mittwoch im Foyer des Stadthauses ausgestellt. Sie zeigen erstaunlich genaue Darstellungen der Grundstücke von Bonn, Godesberg - damals noch ohne den Titel "Bad" - und Poppelsdorf aus der Zeit zwischen 1791 und 1814.

Arno Berger steht im Stadthaus-Foyer vor einer Katasterkarte.

Arno Berger steht im Stadthaus-Foyer vor einer Katasterkarte.

Foto: Stefan Knopp

Napoleon brauchte kein detailliertes Kartenmaterial über die Umgebung von Bonn, als seine Truppen in der Stadt waren. Er brauchte Geld, um seinen Krieg zu finanzieren. Deshalb untersagte er die Landvermessung durch die Preußen.

Das hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen, sagt Kartograph Arno Berger. Stattdessen ließ der französische Herrscher die preußischen Kartenmacher die Stadt Bonn und die umliegenden Dörfer vermessen, genauer gesagt den Grund und Boden der Bewohner, um daraus die Höhe der Grundsteuer berechnen zu lassen.

Einige dieser Kataster- und Übersichtskarten sind seit Mittwoch im Foyer des Stadthauses ausgestellt. Sie zeigen erstaunlich genaue Darstellungen der Grundstücke von Bonn, Godesberg - damals noch ohne den Titel "Bad" - und Poppelsdorf aus der Zeit zwischen 1791 und 1814.

Die "Karte des ohnweit Bonn gelegenen Schloß und Dorffes Godesberg" von 1791 ist in der recht verblassten Original- und in einer restaurierten Version ausgestellt. Eine Übersichtskarte der Stadt Bonn enthält auch Fluchtwege. Und auf dem "Tableau d'Assemblage des la Commune de Poppelsdorf" von 1811 sieht man unter anderem, dass die Grenze zu Bonn zu der Zeit noch mitten durch das Poppelsdorfer Schloss verlief.

Insgesamt entstanden 56 solcher Karten von Bonn und Umgebung. Die preußischen Kartographen hätten mit den Franzosen kooperiert und sehr sorgfältig gearbeitet, so Berger - Berufsehre ging dabei vor politische Ideologie. "Wir würdigen mit der Ausstellung, dass in kurzer Zeit eine neuartige Vermessungs- und Katasterverwaltung eingeführt wurde", sagt er.

"Das war wegweisend für die preußische Zeit danach." Denn nach der Vertreibung der französischen Besatzer vor 200 Jahren wurde das napoleonische Prinzip der Grundsteuerermittlung weiterverwendet.

Natürlich hängen keine Originale, sondern Drucke im Stadthaus. Sie zeigen auch das handwerkliche Geschick der Kartenmacher mit gestochen scharfen Beschriftungen, klaren Linien, eleganter Randgestaltung und sogenannten "Style Markern". Sie dienen der besseren Lesbarkeit von Karten, die ja selbsterklärend sein mussten. Man musste also nicht nur vermessen und berechnen können, sondern auch ein Gespür für Darstellung haben. "Die Kartographie ist eine Kunst und eine Wissenschaft", sagt Berger.

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