Weltfrauentag 1000 Menschen demonstrieren in Bonn für Gleichberechtigung

Bonn · Rund 1000 Menschen zogen am Weltfrauentag durch die Bonner Innenstadt. Auch viele Männer waren am Montag darunter. Die Veranstalter der Demo betonten, dass die Corona-Krise besonders Frauen hart getroffen habe. Die Polizei meldete keine Zwischenfälle.

 Zur Demo am Weltfrauentag hatte die Initiative Frauenstreik Bonn eingeladen.

Zur Demo am Weltfrauentag hatte die Initiative Frauenstreik Bonn eingeladen.

Foto: Benjamin Westhoff

„Heute ist Weltfrauentag“, sagte Anja Wittmann am Montagabend auf dem Münsterplatz zu ihrer 6-jährigen Tochter. „Ich erkläre ihr gerade, was Demokratie ist und warum Frauen hier demonstrieren“, fügte sie hinzu. Wittmann war zufällig mit ihren Kindern an der Kundgebung vorbeigekommen und schloss sich spontan an. Sie selbst wünsche sich, dass Pflegearbeit besser bezahlt wird. Insgesamt demonstrierten etwa 1000 Menschen unter dem Motto „Ohne uns steht die Welt still“ in der Innenstadt. Die Initiative Frauenstreik Bonn hatte zusammen mit dem feministischen Streikbündnis mit 400 Personen gerechnet. Die Organisatorinnen wiesen auf der Demo mehrfach auf die Hygiene-Regeln, Maskenpflicht und Abstand, hin, die von den Menschen auch befolgt wurden, und gingen mit Listen zur Kontaktverfolgung herum. Die Polizei meldete am Montagabend keine Zwischenfälle.

Auf der Demo versammelten sich Menschen aller Altersgruppen, darunter auch Familien. Einige trugen Masken oder Fahnen in Regenbogenfarben. „Es geht nicht nur um die Gleichstellung der Frau, sondern auch von queeren Menschen“, sagte die 32-jährige Lea und bezog sich auf gleichgeschlechtliche Beziehungen. Die Demonstrantinnen und Demonstranten zogen über den Friedensplatz durch die Altstadt bis zum Frankenbadplatz. Auch einige Männer waren darunter, die sich aber im Zug hinten anstellten mussten, wie die Veranstalter per Megafon erklärten.

Zahl der Demo-Teilnehmer mache Mut

„Es ist schön, dass viele Männer mitmachen“, sagte Lucia Wienand vom Internationalen Frauenzentrum Bonn, das unter anderem kostenlose Sprachkurse für Frauen mit Migrationshintergrund anbietet. Der Verein habe Nachwuchsmangel. Dass zur Demo so viele Menschen kamen, mache Mut. „In Deutschland wurde schon viel erreicht, aber wir sind noch nicht am Ziel“, sagte die 65-Jährige.

Frauen seien von der Corona-Krise besonders hart getroffen, erklärte Carlotta Grohmann von der Initiative Frauenstreik Bonn. So habe aus ihrer Sicht häusliche Gewalt zugenommen. Außerdem arbeiteten viele Frauen in sogenannten Care-Berufen, im Krankenhaus oder in Kindertagesstätten, die schlecht bezahlt würden. „Uns wurde gesagt, wir sind systemrelevant, aber nichts hat sich geändert“, sagt Grohmann, die als Schulbegleiterin arbeitet. Und Zuhause hätten gerade Frauen den Heimunterricht übernommen.

Eine Befragung  von rund 1000 Personen im Mai im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung ergab, dass die Verteilung der häuslichen  Aufgaben während der Pandemie vorwiegend klassischen Rollenbildern zwischen Mann und Frau folgte. Die Umfrage ergab aber auch, dass jede zweite Frau die Verteilung der Aufgaben im Haushalt schon vorher als ungleich verteilt empfand.

Frauen verdienen weniger Geld als Männer

Die Bonner Ratsfrauen nutzten den Weltfrauentag, um mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner zusammen andere Frauen zu ermutigen, sich kommunalpolitisch zu engagieren. „Gleichstellung ist ein demokratischer Wert“, sagte Dörner. Der  Internationale Frauentag sei wichtig, um darauf aufmerksam zu machen, was in der Frauen- und Gleichstellungspolitik schon erreicht wurde und was noch nicht. Es bestehe beispielsweise weiterhin keine Lohngerechtigkeit. Frauen verdienten im Jahr 2019 in Deutschland durchschnittlich 19 Prozent weniger als Männer, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) im Dezember mit. Gründe dafür seien unter anderem, dass Frauen in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten und seltener Führungspositionen erreichen.

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