Vergleich der Innenstädte Bonner City schließt bei Passantenbefragung gut ab

Bonn · Die Bonner City hat bei einer Umfrage im Vergleich zu anderen Städten überdurchschnittlich gut abgeschnitten. Rund 1000 Passanten aus mehreren Städten stimmten bei einer Befragung der Wirtschaftsförderung ab.

Blick in die karnevalistisch geschmückte Friedrichstraße in der Bonner City.

Blick in die karnevalistisch geschmückte Friedrichstraße in der Bonner City.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Bonner Innenstadt hat bei einer Passantenbefragung des Instituts für Handelsforschung aus Köln im November 2022 insgesamt die Schulnote 2,2 bekommen. Das ist eine im Vergleich zu anderen teilnehmenden Städten überdurchschnittlich gute Bewertung, wie die Stadt betont.

„Unsere Innenstädte sind enorm wichtige Orte für unsere Gesamtstädte in vielerlei Hinsicht und die Empfehlungen, die aus dieser repräsentativen Befragung von Passantinnen und Passanten kommen, geben uns als Stadtverwaltung und Politik Orientierung, aber auch für viele andere Akteure“, sagt Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe, die die Ergebnisse bei einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag zusammen mit City-Manager Arnulf Marquardt-Kuron vorstellte.

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn hatte sich an dem Projekt bereits 2020 beteiligt. Aber auch schon 2016 und 2014 wurde die Befragung für die Bundesstadt beauftragt. 111 Städte machten 2022 bei der Befragung unter dem Titel „Vitale Innenstädte“ mit, 15 davon befinden sich in der gleichen Größenklasse wie Bonn, zum Beispiel Aachen und Karlsruhe.

In Bonn wurden vom 20. Oktober bis 19. November 2022 rund 1000 erwachsene Passanten an zwölf Standorten in der City befragt, je zur Hälfte an Donnerstagen und Samstagen. Im roten Bereich (Schulnote 4 bis 6) schnitt die Bonner Innenstadt in keiner der Kategorien ab. Im gelben Bereich (Schulnote 3) bewerteten die teilnehmenden Passanten Wege, Plätze, Grünflächen und Verweilmöglichkeiten sowie Sauberkeit, Autofreundlichkeit, Parkmöglichkeiten und das Einzelhandelsangebot im Bereich Schreibwaren und Wohnen.

Bewertungen im grünen Bereich (Schulnote 1 und 2) gab es unter anderem für Familienfreundlichkeit, Veranstaltungen, Mobilität mit öffentlichen Nahverkehr, Rad und zu Fuß, Gastronomie-/Freizeit-/Dienstleistungsangebot, Sehenswürdigkeiten und Sicherheit.

Die typische Innenstadtbesucherin an einem Samstag ist nach der Auswertung eine Bonnerin im Alter von 45 Jahren, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln monatlich in die City kommt, um mehr als zwei Stunden einzukaufen, die Gastronomie aufzusuchen und zu verweilen.

Mehr Passanten aus Bonn als in früheren Umfragen

77 Prozent der befragten Passanten kamen aus Bonn, 2020 waren das noch 53,5 und 2016 dann 61,7 Prozent. City-Manager Arnulf Marquardt-Kuron erklärte, dass dieser Anstieg mit dem Bevölkerungswachstum in Bonn zusammenhängen könnte. Der Einzelhandelsverbandsvorsitzende Jannis Vassiliou sieht sich dagegen durch diesen Punkt der Umfrage in seiner Prognose zu den Folgen der Bonner Verkehrspolitik bestätigt, dass „durch die erschwerten Zufahrtsmöglichkeiten viele Leute nicht mehr nach Bonn kommen.“

Die Ausgaben der befragten Passanten wurden auch nach Herkunft ausgewertet. Dabei erweisen sich die Auswärtigen als deutlich ausgabefreudiger. Jeder Fünfte von ihnen gab mehr als 200 Euro aus. Bei den Bonnern sind dies nur etwa acht Prozent.

In die Innenstadt kamen die meisten Befragten – ähnlich wie 2014 und 2016 – mit dem ÖPNV (46,7 Prozent) und mit dem Auto oder Motorrad (34,7 Prozent). Im Gesamtdurchschnitt aller teilnehmenden Städte nutzten deutlich weniger Menschen den ÖPNV (21,7 Prozent) und dafür mehr Passanten das Auto oder Motorrad.

Die meisten Befragten kamen in die Bonner City, um einzukaufen (82,4 Prozent) und für die Gastronomie (65,2 Prozent). Etwa 40 Prozent der Befragten gab an, die Bonner Innenstadt monatlich zu besuchen. Etwa ein Drittel der Passanten besuchte laut den Bonner Ergebnissen gleich drei bis fünf Geschäfte. Zwei Drittel hielten sich länger als zwei Stunden in der Innenstadt auf, und etwa 80 Prozent gaben mehr als 100 Euro aus.

Passanten wünschen sich mehr Orte zum Verweilen

Auf der Wunschliste der Passanten stehen vor allem mehr Orte zum Verweilen, mehr Kultur sowie Geschäfte für die tägliche Versorgung und zum Bummeln. Weitere Gastronomie- und Dienstleistungsangebote schlugen nur wenige vor. Rund zwei Drittel der Befragten war für die Zukunft innerstädtisches Wohnen und Arbeiten wichtig.

Das innerstädtische Wohnen soll ausgebaut werden, sagte Appelbe. Oft fehle in der Innenstadt allerdings die notwendige Erschließung der Gebäude, die auf Gewerbe ausgelegt seien. Dafür müsste der Flächennutzungsplan geändert werden, ergänzte Marquardt-Kuron. Nach der Studie sieht die Stadt außerdem folgende Handlungsfelder, die mit anderen Akteuren nun besprochen werden sollen: Verbesserung von ÖPNV, Radwegen, Aufenthaltsqualität und Grünflächen, von denen einige Punkte beim Förderprogramm Masterplan Innere Stadt schon umgesetzt würden. Auch besondere Anlässe wie Feste sollen geschaffen werden. Auf die befriedigende Bewertung der Autofreundlichkeit will die Stadt laut Appelbe zum Beispiel durch die Modernisierung der Parkhäuser reagieren.

„Wir begrüßen die Ergebnisse – mit einem Aber“, sagte Maike Reinhardt vom Verein City-Marketing. Man solle sich auch die Zahlen von hystreet anschauen, einem Kölner Unternehmen, das an drei City-Standorten in Bonn die Passantenfrequenz misst. Dort liege Bonn noch neun Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Andere Städte hätten sich schon deutlich besser erholt.

Julian Aengenvoort, Geschäftsführer von hystreet, bestätigt, dass die Frequenz im Sommer 2022 neun Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau lag. Aber: „Dass es in den anderen Städten allzu rosig aussieht, dem muss ich widersprechen. Betrachtet man das ganze Jahr, so fehlen bundesweit im Durchschnitt sieben Prozent an Frequenz 2022 im Vergleich zu 2019.“ Unter Frequenzverlusten litten auch Städte wie Berlin und Münster. Aus Sicht des Vereins City-Marketing steckt hinter der sinkenden Passantenfrequenz die für Autos restriktive Verkehrspolitik der Grünen. Das bestätige auch eine Umfrage unter Händlern, an der City Marketing aktuell arbeite.

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