Mit Integrationspreis ausgezeichnet Bonner unterstützen Zugewanderte mit viel Einsatz und Herz
Bonn · Die Preisträger des Bonner Integrationspreises geben Menschen mit Einwanderungsgeschichte eine Stimme. Hani Salim hilft bei Behördenschreiben, Maha Watta Walter-Kamano schlägt eine Brücke nach Afrika.
Farbenfrohe Textilien, Schmuck aus Naturmaterialien und Accessoires sowie Dekostücke für das eigene Zuhause. „Damit und mit der einzigartigen Tierwelt verbinden viele Menschen Afrika“, sagt die gebürtige Bonnerin Maha Watta Walter-Kamano. „Doch der Kontinent ist viel facettenreicher“, ergänzt die Mutter von vier Kindern. Als Stewardess einer großen Fluggesellschaft freute sie sich immer ganz besonders, wenn sie für Flüge Richtung Afrika eingesetzt war. „Dann hatte ich das Gefühl, nach Hause zu kommen“, erklärt die Tochter eines Guineers und einer libanesischen Mutter. „Mein Herz schlägt einfach für Afrika.“
Bei ihren regelmäßigen Stopps in Westafrika hat sie oft für Freunde und Bekannte Textilien sowie Kunstartikel mitgebracht, und unterstützte so die lokalen Handwerker und Künstler vor Ort. „Doch ich wollte mehr tun“, berichtet sie im GA-Gespräch. 2012 gründete sie „Sistahouse“, eine Organisation mit Sitz in Bonn, die verschiedene soziale Dienste unter einem Dach bündelt. „Wir sind die Brücke nach Afrika auf der man sich auf Augenhöhe begegnet. Wir realisieren Projekte in Deutschland und in Ländern Afrikas. Dabei leben wir immer unsere Kernwerte: Akzeptanz, Respekt, Nächstenliebe“, erklärt Walter-Kamano. Für ihren Einsatz und ihr Engagement wurde sie jetzt mit dem Integrationspreis der Stadt Bonn ausgezeichnet.
Die Auszeichnung teilt sie sich mit Hani Salim. Er arbeitet seit vielen Jahren ehrenamtlich im Tannenbusch und berät dort Menschen, die eingewandert sind. „Solange das Herz noch schlägt und ich den Spaß an meiner Arbeit nicht verliere, mache ich weiter“, sagt Salim lachend. Er ist unter anderem Vorsitzender des Fördervereins des Familien- und Bildungszentrums „Haus Vielinbusch“, arbeitet in der Flüchtlingshilfe sowie bei verschiedenen Initiativen, die sich um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund kümmern.
Der gebürtige Jordanier kam vor Jahren nach Bonn. „Daher weiß ich genau, mit welchen Problemen Einwanderer zu kämpfen haben“, berichtet der 70-Jährige. Besonders der Umgang mit Behörden bereite den Menschen enorme Probleme. „Briefe vom Sozialamt oder dem Jobcenter sind für viele vollkommen unverständlich“, sagt Salim, der lange Zeit als Webdesigner gearbeitet hat.
In Tannenbusch ist er daher für viele Bewohner unverzichtbar: Hani Salim hilft beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen, begleitet bei Behördengängen oder Arztbesuchen und bietet vor allem Sprachkurse an. Denn: „Die Sprache ist der wichtigste Schlüssel zur Integration“, weiß er aus eigener Erfahrung. Er spricht Deutsch Englisch und Arabisch, aber „bei unseren Treffen spreche ich ausschließlich Deutsch mit den Menschen. So sollen sie Hemmschwellen abbauen und sich an die Sprache gewöhnen“, so Salim.
Die Auszeichnung mit dem Integrationspreis der Stadt Bonn ist für ihn eine ganz besondere Ehre. „Das ist eine schöne Anerkennung meiner Arbeit. Die Stadt registriert, was ich hier leiste. Aber es ist meine Pflicht. Jeder hat die Pflicht, das zu tun, was er tun kann“, sagt er bescheiden.
„Sistahouse“ feiert zehnjähriges Bestehen
Für Maha Watta Walter-Kamano ist die Verleihung des Preises das „Sahnehäubchen“ im Jubiläumsjahr des Vereins. „Wir arbeiten seit zehn Jahren für Menschen aus Afrika, die hier in Bonn leben und arbeiten. Eine bessere Ehrung hätten wir uns anlässlich unseres Geburtstages gar nicht wünschen können“, sagt sie. „Gleichzeitig ist der Preis jedoch auch Ansporn, nicht nachzulassen und uns weiter zu engagieren.“
„Sistahouse“ konzentriert sich auf die Förderung von Menschen mit Einwanderungsgeschichte, etwa durch Antidiskriminierungsprojekte in Bonner Schulen, durch Sportangebote für Kinder mit Flucht- und Einwanderungserfahrung und organisiert Treffen speziell für Frauen. Sprachkurse, Nachhilfeunterricht sowie Beratungen für Familien gehören ebenfalls zum Angebot des Vereins. Zudem ist er für Menschen aus Afrika eine Anlaufstelle bei allen alltäglichen Problemen.
Ein Schwerpunkt von „Sistahouse“ ist die Initiative „Mama Moringa“, die Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, Nationen, Kulturen und Religionen zusammenbringt. „Mama Moringa bedeutet gelebte Völkerverständigung. Darüber hinaus geht es insbesondere darum, Frauen zu stärken, ihnen Wege aufzuzeigen den Alltag und das Berufsleben miteinander zu vereinbaren sowie nach traumatischen Erlebnissen wieder mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen, Ängste zu überwinden und neue Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung zu ergreifen. Mama Moringa bedeutet Austausch unter Frauen in einem geschützten Raum“, so die Preisträgerin.
Informationen über beide Organisationen gibt es unter www.sistahouse.org sowie www.vielinbusch.de.