Gino van Begin vom Verband ICLEI "Bonn ist als Standort geeignet"

Bonn · Die finanzielle Unterstützung des ICLEI-Weltsekretariats durch die EU und den Bund waren bis dieses Jahr befristet. ICLEI wurde 2010 mit finanzieller Förderung aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) in Bonn angesiedelt. Da die "Kernmaßnahmen des Ansiedlungsverfahrens" der Stadt Bonn zufolge zwischenzeitlich abgeschlossen sind, läuft die Förderung aus.

 Gino Van Begin ist Generalsekretär von ICLEI.

Gino Van Begin ist Generalsekretär von ICLEI.

Foto: Barbara Frommann

So wie andere Nichtregierungsorganisationen (NGOs) erhält auch ICLEI keine Förderung durch die öffentliche Hand und finanziert sich neben Mitgliedsbeiträgen vor allem über verschiedene Projektmittel. Wie es mit dem ICLEI Weltsekretariat weitergeht und was die Stadt Bonn für es machen kann, darüber berät der Ausschuss für Internationales heute ab 18 Uhr im Bonner Stadthaus. Wie es mit seiner Organisation weitergeht, das erklärt Gino Van Begin, Generalsekretär von ICLEI - Kommunen für Nachhaltigkeit, im Gespräch mit Cem Akalin.

Ihre Organisation ist heute Abend Thema. Es heißt, die "Kernmaßnahmen des Ansiedlungsverfahrens" seien abgeschlossen.
Van Begin: Die Aussage bedeutet primär, dass die Ansiedlungsphase abgeschlossen ist und wir uns nun in der Konsolidierungsphase befinden. Die Ansiedelung beziehungsweise Übersiedelung und der Büroaufbau wurden übrigens nur teilweise aus öffentlichen Mittel gefördert. Diese Art von Mittel gibt es nun - logischerweise - nicht mehr.

Was bedeutet das?
Van Begin: Dies bedeutet, dass wir unsere Finanzierung nun sichern durch eine Mischung von Projekten unterschiedlicher Art und aus unterschiedlichen Quellen.

In der Vorlage der Stadtverwaltung heißt es, sie könne zur Frage der dauerhaften Sicherung des Standortes keine verbindliche Aussage machen. Können Sie es?
Van Begin: Wir kennen das Papier nicht. So wie wir Ihre Frage verstehen, geht es wohl um die Möglichkeit der Stadt beziehungsweise ihre "Nicht-Möglichkeit", eine finanzielle Förderung zu gewähren. Damit ist aber ja nicht automatisch ein Standort gefährdet.

Die Politik macht sich Gedanken, wie es weitergeht...
Van Begin: Tatsache ist, dass es an vielen Orten der Welt und in diversen Städten finanzielle Möglichkeiten gibt, eine Organisation wie ICLEI zu fördern. Dies gilt für ein Büro ebenso wie für unseren jährlichen Kongress in Bonn (Resilient Cities). Neben der finanziellen Förderung sind die Anerkennung der Arbeit einer internationalen Organisation und deren politische Unterstützung wichtig. Dies kann beispielsweise bei der Konferenzreihe Resilient Cities durch eine Unterstützung durch Bundesministerien deutlich werden. Die politische Unterstützung durch die Stadt Bonn und deren Rolle, ICLEI mit möglichen Geldgebern in Verbindung zu bringen, wird von ICLEI übrigens sehr geschätzt. Das internationale Klima in Bonn ist gut, der Standort geeignet.

Das klingt gut. Sie bleiben also in Bonn?
Van Begin: Für das Weltsekretariat hat ICLEI keine Pläne zur Änderung des Sitzes. Und für unsere Konferenzreihe Resilient Cities erbitten wir bei Land und Bund eine Mitförderung, um dem Abwerbungsdruck standhalten zu können.

Wie sieht die Zukunft von ICLEI aus?
Van Begin: ICLEI wird seine Standorte in allen Kontinenten ausbauen, auch entsprechend dem Wachstum der Mitgliedschaft. Eine Organisation wie ICLEI wird global und regional sehr gebraucht.

Die Stadt hat eine Umfrage unter den NGOs gemacht. Dabei wurde klar, dass Fragen nach infrastruktureller Ausstattung, die Frage nach einer besseren Vernetzung sowie eine wirkungsvolle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Themen unter den internationalen Organisationen sind. Auch der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten wurde genannt. Wie sehen Sie das?
Van Begin: Die Idee eines internationalen Hauses in Bonn als Standort für internationale Organisationen ist hervorragend.

Unter anderem Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hatte ins Gespräch gebracht, NGOs unter einem Dach zu vereinen.
Van Begin: ICLEI hat sich an den Gesprächen dazu bisher gerne beteiligt. Ob ICLEI selbst in einen solchen Standort umziehen würde, hängt von vielen Faktoren ab, die noch nicht geklärt sind. Das ICLEI-Weltsekretariat ist am Standort in der Kaiser-Friedrich-Straße gut untergebracht.

ICLEI

ICLEI - Local Governments for Sustainability ist ein weltweiter Verband von Städten, Gemeinden und Landkreisen für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung. Er wurde als International Council for Local Environmental Initiatives zum Abschluss des ersten Weltkongresses von Kommunen 1990 bei den UN in New York gegründet. Seitdem arbeitet ICLEI mit seinen mehr als 1000 Mitgliedsstädten an Ideen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit im städtischen Raum und in den Metropolregionen. Der Verband ist mit zwölf Büros an zehn Standorten auf allen Kontinenten vertreten. Webseite: www.iclei.org

Zur Person

Gino Van Begin ist seit 2013 Generalsekretär von ICLEI. Seit 2000 gestaltet er maßgeblich die Arbeit des führenden Weltstädteverbands für Nachhaltigkeit, unter anderem als Regionaldirektor Europa und von 2007 bis 2012 als Vize-Generalsekretär. Der gebürtige Belgier ist Jurist und spricht neben Deutsch und Englisch auch Französisch, Niederländisch und Russisch. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern auf dem Venusberg in Bonn.

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