Geschäftsmieten Bonn ist am Ende der Preisspirale angekommen

BONN · Mit 130 Euro pro Quadratmeter haben Mieten in der Remigiusstraße laut einer Studie die Obergrenze erreicht. Gewürzladen, Tuchhandlung, Metzgerei, Tabakgeschäft: Vor rund 165 Jahren hatte sich gerade einmal eine Handvoll Geschäfte in der Remigiusstraße angesiedelt.

Heute ist die Verbindung zwischen Münsterplatz und Markt das teuerste Pflaster in Bonn. Wer in bester Lage Geschäfte machen will, der muss tief in die Tasche greifen, denn die Ladenmieten betragen bis zu 130 Euro pro Quadratmeter. "Die Mieten in der Remigius- und in der Sternstraße haben sich auf einem sehr hohen Niveau eingependelt", stellt Andrew Hill fest, der als Immobilienmakler Gewerbe- und Geschäftsobjekte vermittelt. "Die Grenze ist erreicht, nach oben ist keine Luft mehr", analysiert er die Entwicklung. Das wird auch durch eine aktuelle Studie der NP Paribas Real Estate Holding GmbH bestätigt: Nachdem die Spitzenmieten in den Haupteinkaufsstraßen der Bonner Fußgängerzone in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen seien, hätten sie sich jetzt stabilisiert.

Allerdings gebe es auch in Spitzenlagen wie der Sternstraße gravierende Preisunterschiede. Denn Höchstpreise von 130 Euro erzielt nur der, der eine optimale Verkaufsfläche bietet. Ist das Ladenlokal klein und die Fensterfront kurz, dann pendelt sich die Pacht bei rund 90 bis 100 Euro ein. In den meisten Fällen wird allerdings nur das Erdgeschoss genutzt. "Die oberen Etagen gibt es oft gratis dazu", so der Makler. Denn die anderen Stockwerke können in der Regel nicht vermietet werden, da sie meist keinen eigenen Zugang haben und Brandschutzauflagen nicht erfüllt werden.

Wenige Schritte abseits der beiden "Prachtmeilen" können solch horrende Mieten nicht mehr gefordert werden. In der Wenzelgasse liegen sie je nach Größe zwischen 25 und 60 Euro. "Je näher man zum Bertha-von-Suttner-Platz kommt, umso stärker verändert sich das Angebot in den Läden. Ein-Euro-Shops und einfache Modelabels haben sich auf dem Stück zwischen Friedrichstraße und Cityring niedergelassen. "Die meisten Kunden nutzen diese Strecke, um zu den Bus- und Bahnhaltestellen zu kommen. Dieser Bereich ist keine Flaniermeile", begründet der Makler die enormen Preisunterschiede.

Ihren Ruf als "Kö" von Bonn hat die Remigiusstraße der Ansiedlung einer Vielzahl von Traditionsunternehmen zu verdanken. Im Gegensatz dazu siedelten sich gerade in den letzten Jahren in der Sternstraße einzelne Läden mit Angeboten im unteren Preissegment an. Handyshops, Goldankäufer, Schmuck- und Billigschuhläden machen sich seit einiger Zeit breit. "Wie diese Geschäfte die hohen Mietpreise bezahlen können, ist mir ein Rätsel", sagt Uwe Stephan vom Einzelhandelsverband. Auch wenn man diese Geschäfte nicht gerade mit offenen Armen empfange, verhindern lassen sich solche Ansiedlungen auch in besten Citylagen nicht.

Bonn ist aber auch für bekannte Unternehmen ein attraktives Pflaster, meint Oliver Hoffmann vom Citymarketing. In der Vergangenheit haben große Firmen wie Lacoste, Hollister, Lloyd oder Hilfiger in der Fußgängerzone Filialen eröffnet. Schon in den nächsten Wochen werden zwei neue Geschäfte in der Sternstraße eröffnen: Zum einen richtet sich ein Schuhanbieter aus England ein, zum anderen ein Fachgeschäft für Unter- und Nachtwäsche.

Für Hoffmann bietet die City alles, was der Kunde braucht. "Wir haben genügend Parkplätze." Im Gegensatz zum Einkaufen im Internet böten die Geschäftsleute vor Ort Service und Beratung an. "Wenn nicht mehr beim örtlichen Einzelhandel gekauft wird, nimmt die Stadt auch weniger an Steuern ein. Das merken wir dann alle. Der örtliche Handel unterstützt zudem viele Vereine", so Hoffmann. Trotzdem wünscht er sich: "Es wäre schön, wenn die Geschäftsleute gemeinsam die Verbraucher von der Qualität ihrer Produkte und von ihrem Service überzeugen."

Ladenmieten im Vergleich

Händler müssen auf der Münchner Kaufingerstraße mit durchschnittlich 350 Euro pro Quadratmeter die teuersten Ladenmieten zahlen, ergab eine Studie der Immobilienberater Colliers International. Berlin (Tauentzienstraße) und Stuttgart (Königstraße) sind mit 330 Euro kaum günstiger. Die teuerste europäische Straße ist die Old Bond Street in London mit 908 Euro.

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