Bessere Sicht mit „Krake“ Johanniter-Krankenhaus in Bonn schafft zweiten OP-Roboter an

Bonn · Das Bonner Johanniter-Krankenhaus kauft für zwei Millionen Euro einen zweiten OP-Roboter. Die Fachleute sind überzeugt, dass in dieser Technik die Zukunft liegt.

 Andreas Türler (l.) und Carsten-Henning Ohlmann haben den Roboter am Montag geliefert bekommen.

Andreas Türler (l.) und Carsten-Henning Ohlmann haben den Roboter am Montag geliefert bekommen.

Foto: Sebastian Flick

Dank eines neuen Operationsroboters können im Bonner Johanniter-Krankenhaus zukünftig komplexe Krebsoperationen einfacher, schneller und präziser durchgeführt werden. Der neue OP-Roboter Da Vinci ist am Montagmorgen am Johanniter-Krankenhaus eingetroffen. Für das Haus ist es der zweite OP-Roboter.

Nachdem am Haupteingang der Klinik alle drei Komponenten – der „Krake“, die Chirurgen-Konsole und der Videoturm – zunächst einzeln aus dem Lkw ausgeladen wurden, erfolgte der rund einstündige Zusammenbau im Operationssaal. Anschließend begann die Installation: Das Bespielen mit Software dauerte etwa vier Stunden. „Der neue OP-Roboter ist der modernste, den es gibt. Er hat noch mehr Funktionen und ermöglicht noch komplexere Eingriffe“, berichtet Andreas Türler, Chefarzt der Viszeralchirurgie. Das Johanniter-Krankenhaus ist nach eigenen Angaben neben der Uniklinik Köln das einzige Krankenhaus in der Region Köln/ Bonn, das nun mit zwei OP-Robotern arbeitet. „Wir haben lange darauf gewartet und sind froh, dass es jetzt funktioniert“, sagt Türler.

Einsatz bei Krebsoperationen

Zum Einsatz kommen die OP-Roboter bei Krebs-Operationen in verschiedenen Abteilungen, am häufigsten in der Viszeralchirurgie sowie der Urologie. Für operative Eingriffe in der Bauchspeicheldrüse, dem Dickdarm und Magen beziehungsweise an der Prostata, Blase oder Niere werden beide OP-Roboter jeden Tag im Einsatz sein.

Die 3D-Technologie ermöglicht es, komplexe Eingriffe minimalinvasiv, also mit nur kleinen Schnitten durchzuführen. Dank der modernen Technik ist eine hohe Präzision bei operativen Eingriffen möglich und die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen stark reduziert. „Patienten erholen sich schneller und können früher entlassen werden“, erklärt Türler. „Das Immunsystem wird geschont. Das ist wichtig bei der Heilung von Krebserkrankungen“, ergänzt Carsten-Henning Ohlmann, Leiter der Urologie.

Der Einsatz von zwei OP-Robotern ermögliche mehr OP-Termine als bisher, mussten sich die Viszeralchirurgie und die Urologie bei der Nutzung des einen OP-Roboters bisher immer abwechseln. „Jetzt können wir parallel operieren“, freut sich Ohlmann. Rund zwei Millionen Euro hat das Johanniter-Krankenhaus in die neue Anschaffung investiert.

Bei der Operation sitzt der Chirurg vor einer Konsole und sieht die Instrumente sowie das Operationsfeld auf einem Bildschirm dreidimensional und vergrößert vor sich. Mit seinen Fingern und auch mit den Füßen kann er an der Konsole die Schnittwerkzeuge bedienen. Im OP-Saal können die vier Arme der „Krake“ durch die Bauchdecke in den Patienten eingeführt werden.

Bessere Sicht mit Da-Vinci-Roboter

Die vier Arme böten dem Chirurgen enorm große Bewegungsmöglichkeiten während der Operation und dank der Kameras eine bessere Sicht, sagen die Ärzte. „Man kann beispielsweise bei urologischen OPs das Nervengitter sehen“, erklärt Ohlmann.

Mit dem ersten OP-Roboter hat das Johanniter-Krankenhaus in den vergangenen vier Jahren 800 Operationen durchgeführt. Da die Zahl der erforderlichen operativen Eingriffe zugenommen hat, würden OP-Roboter immer wichtiger. „Robotisches Operieren ist die Zukunft. Wir sind am Anfang einer Entwicklung“, sagt Türler, der bundesweit in Robotic-Chirurgie ausbildet. Der Chefarzt ist überzeugt: „Die Tendenz geht dahin, dass es Standard wird, beispielsweise bei Dickdarm-OPs mit Robotern zu operieren“.

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