Einmarsch der Wehrmacht vor 80 Jahren Bonner Jugendparlament gedenkt Opfern des Überfalls auf die Sowjetunion

Bonn · Das deutsch-russische Jugendparlament Bonn-Kaliningrad hat am Dienstagabend vor dem Alten Rathaus eine Gedenkveranstaltung abgehalten. Die Redner erinnerten an Naziverbrechen im Zweiten Weltkrieg. Der Veranstalter bedauert Absage der Bonner Oberbürgermeisterin.

 Etwa 80 Teilnehmer erinnerten am Dienstagabend vor dem Alten Rathaus an den Einmarsch der Wehrmacht in die Sowjetunion am 22. Juni 1941.

Etwa 80 Teilnehmer erinnerten am Dienstagabend vor dem Alten Rathaus an den Einmarsch der Wehrmacht in die Sowjetunion am 22. Juni 1941.

Foto: Jakub Drogowski

Vor genau 80 Jahren begann der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in der Sowjetunion, der Millionen Opfer auf sowjetischer Seite forderte. Das deutsch-russische Jugendparlament Bonn-Kaliningrad organisierte am Dienstag vor dem Alten Rathaus eine Gedenkveranstaltung. Als Moderator Jens Koy in seiner Eröffnungsrede bekanntgab, Oberbürgermeisterin Katja Dörner würde der Veranstaltung nicht beiwohnen, sorgte das bei den knapp 80 Teilnehmern für Kopfschütteln.

Nicht das regnerische Wetter hatte das Stadtoberhaupt davon abgehalten, sich auf dem Marktplatz mit einer Rede zu beteiligen, sondern „die Angst, sich angesichts der tagesaktuellen politischen Lage, instrumentalisieren zu lassen“, sagte Koy. „Wir finden es sehr schade, dass sich die Bürgermeisterin, wie auch Vertreter der ukrainischen Botschaft nicht dazu entschließen konnten, heute bei uns teilzunehmen“, befand der Vorsitzende des Jugendparlamentes, Vitaliy Krusch. „Natürlich können wir gewisse Bedenken bezüglich der politischen Lage verstehen. Aber es geht um das Gedenken aller Opfer und nicht um die Unterscheidung zwischen Ukrainern, Russen oder Belarussen“, so der gebürtige Ukrainer Krusch.

„Im Krieg gegen die eingefallene Wehrmacht waren Angehörige aller 15 heute souveränen Staaten ums Leben gekommen. Besonders gelitten hat jedoch die heutige Ukraine, Belarus und Russland“, erklärte Martin Aust, Historiker der Universität Bonn. Insgesamt seien 27 Millionen Menschen im Zuge des deutsch-sowjetischen Krieges ums Leben gekommen. Aust stellte in seiner Rede zahlreiche Gräueltaten der Wehrmacht sowie der Waffen-SS auf sowjetischem Boden dar. Insgesamt seien es mehr als 14 Millionen Zivilisten gewesen, die damals ermordet worden seien.

Weitere Redner waren der russische Generalkonsul in Bonn, Alexey Dronov, und der belarussische Botschafter Denis Sidorenko. Beide lobten die kürzlichen Besuche des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeyer, gingen auf kritische Stimmen, wie beispielsweise von ukrainischer Seite, angesichts der Gedenkveranstaltung im Deutsch-Russischen Museum in Berlin nicht ein. Sidorenko sprach von einem „kollektiv geprägten historischen Gedenken“ seiner Nation in Anbetracht der drei Millionen belarussischen Opfer und lobte die „seit 25 Jahren fruchtbare und lebendige Städtepartnerschaft zwischen Minsk und Bonn“.

„Wir sind hier, um den sowjetischen Soldaten für die Befreiung ganz Europas vom Faschismus zu danken“, bescheinigte die Veranstaltungsteilnehmerin Renate Koppe ein gleichlautendes großes Banner hochhielt.

Am Samstag um 16 Uhr laden die Veranstalter zum Gedenken am Kriegsgräberfeld auf dem Bonner Nordfriedhof ein.

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