Auseinandersetzung in Bonn Angestellte einer Firma verletzen Polizisten in Kessenich

Bonn · Am Donnerstagvormittag sind sechs Polizisten bei einem Einsatz in Kessenich verletzt worden. Die Behörden ermitteln nun gegen zwei Männer wegen tätlichen Angriffs und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Sie stehen unter dem Verdacht, der Reichsbürger-Szene anzugehören.

In Kessenich sind sech Polizisten bei einem Einsatz verletzt worden. (Symbolbild)

Foto: dpa/Arne Dedert

Laut Bonner Polizei führte ein Polizist gegen 10.15 Uhr ein Radfahrtraining mit Viertklässlern einer nahe gelegenen Schule durch. Offenbar hatte das Training noch nicht begonnen, und der Beamte ging die Strecke ab, zu der auch der Erftweg gehörte. Der uniformierte Polizist habe die Männer dort gebeten, ihr auf einer Straßenseite abgestelltes Firmenfahrzeug mit Signalpylonen zu sichern, die auf der Ladefläche standen.  Beide waren damit beschäftigt, Gerüstteile aufzuladen. Sie hätten sich geweigert, den Dienstausweis des Polizisten zu akzeptieren und die Angabe von Personalien verweigert.

Der Beamte forderte Unterstützung an. Die beiden sprachen den Polizisten jegliche Legitimation ab, „da seit 1945 das Kriegsrecht in Deutschland herrsche und die Polizisten Angestellte einer Firma seien“, wie es in der Pressemitteilung der Polizei heißt. Bis zu diesem Zeitpunkt seien die Männer nur „verbal aggressiv“ gewesen. Als eine Polizeibeamtin aber ihre Hand auf eine von dem 55-Jährigen getragene Metallleiter gelegt habe, habe er sie sofort angegriffen. Anschließend sei die Lage eskaliert. Die Männer hätten die Beamten attackiert und „massiven“ Widerstand geleistet. Letztlich sei es gelungen, beide zu Boden zu bringen und ihnen Handfesseln anzulegen.

Sechs Beamte trugen dabei Verletzungen davon, drei waren in der Folge nicht mehr dienstfähig. Der 55-Jährige und der 57-Jährige sind der Polizei bisher nicht bekannt. Offenbar ist es der Behörde gelungen, sie erkennungsdienstlich zu erfassen. Im Anschluss konnten sie das Polizeipräsidium in Ramersdorf verlassen. Die Ermittlungen laufen damit an. Von Eltern aus Kessenich erfuhr der GA, dass es offensichtlich Schüler der Erich-Kästner-Schule waren, die an dem Fahrradtraining teilgenommen haben. Das Training laufe schon die ganze Woche, sagte ein Vater, er habe aber bisher nichts von dem Vorfall mit der Polizei am Donnerstag mitbekommen. Die Kästner-Schule liegt an der Karl-Barth-Straße nahe dem Erftweg.

Nach Kenntnis des GA sind die beiden festgenommenen Männer in Rheinbreitbach gemeldet, dem direkten Nachbarort von Bad Honnef. Sie mussten nach Aufnahme der Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt werden, weil keine Haftgründe wie etwa Fluchtgefahr vorlagen, erklärte Polizeisprecher Frank Piontek. Die Bonner Staatsanwaltschaft sei eingeschaltet. Hinsichtlich eines möglichen Zusammenhang mit dem sogenannten Reichsbürgertum sagte Piontek, dass es in Bonn bisher nur selten Vorkommnisse gegeben habe.

Die Bonner Polizei ging vergangenen Juni von etwa 100 Anhängern im Zuständigkeitsbereich des polizeilichen Staatsschutzes vom Bergischen Land bis zur belgischen Grenze aus. Dass der GA 2021 berichtete, hing mit einem illegalen Picknick auf der Hofgartenwiese zusammen. Etwa 30 Menschen kamen zusammen und verstießen gegen die damals geltenden Corona-Regeln. Unter ihnen waren mindestens zwei Teilnehmer, die laut Polizei den Reichsbürgern zuzurechnen sind.

Hin und wieder kommt es in Bonn und dem Umland zu Übergriffen, die im Zusammenhang mit der Szene stehen. Im Juni verhandelte das Bonner Gericht einen Vorfall, bei dem eine Gruppe von zwei Männern und einer Frau gegen die Maskenpflicht in einem Troisdorfer Supermarkt verstieß und zwei Polizisten verletzte. Die drei sollen ebenso den Reichsbürgern nahe stehen wie ein Mann, der im Dezember in Windeck zwei 60-jährige Polizisten verletzt haben soll, die eine Gerichtsvollzieherin bei ihrem Wohnungsbesuch begleiteten. Reichsbürger bestreiten die Existenz der Bundesrepublik Deutschland.