Lichtspielhäuser in Bonn Kinos rechnen auch nach Öffnung mit hohen Verlusten

Bonn. · Die Bonner Kinobetreiber rechnen auch nach Öffnung der Lichtspieltheater wegen der strengen Auflagen mit hohen Verlusten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kinos in den ersten Wochen kaum neue Filme präsentieren können.

 Das Woki rechnet damit, in den ersten Wochen maximal zehn Prozent des normalen Umsatzes machen zu können.

Das Woki rechnet damit, in den ersten Wochen maximal zehn Prozent des normalen Umsatzes machen zu können.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Bonner Kinobetreiber stehen der bevorstehenden Wiedereröffnung ihrer Lichtspielhäuser ab dem 30. Mai skeptisch gegenüber. Viele befürchten angesichts restriktiver Hygienevorschriften und Abstandsregeln ein Verlustgeschäft, wie eine Umfrage des GA ergab. Doch weiterhin geschlossen bleiben? Das ist schon allein wegen der Kurzarbeiterregeln keine Option. Und so befinden sich die Unternehmen in einer Zwickmühle, gefangen zwischen leeren Sälen und Corona-Restriktionen. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Bürgerinnen und Bürger nach Wochen vor dem heimischen Fernseher wieder Lust auf die große Leinwand haben – und der Institution Kino die Treue halten werden.

Das Woki am Bertha-von-Suttner-Platz steht auf jeden Fall bereit, die Türen wieder zu öffnen und die Vorhänge hochzuziehen. „Wann das genau wieder sein wird, hängt natürlich von den konkreten Anforderungen und Auflagen ab und unseren Möglichkeiten, diese in der Kürze der Zeit umzusetzen“, schränkt Prokurist Vincent Bresser ein. „Leider rechnen wir auch nach der Wiedereröffnung weiterhin mit großen Einbußen. Wir vermuten, dass wir in der momentanen Situation maximal zehn Prozent unseres normalen Umsatzes machen können, wahrscheinlich wird es sogar ein Negativgeschäft.“

Maximal ein Drittel der möglichen Besucher zugelassen

Der Grund sei, dass maximal ein Drittel der möglichen Besucher in den Saal gelassen werden dürften und insgesamt weniger Vorstellungen möglich seien, während gleichzeitig die regulären Kosten weiterlaufen würden, inklusive der bislang gestundeten Mietzahlungen. „Unser größtes Problem wird allerdings sein, dass wir in den ersten Wochen kaum neue Filme haben werden, um Besucher ins Kino zu locken“, führt Bresser weiter aus.

„Kino funktioniert inzwischen sehr global. Solange die Kinos beispielsweise in den USA oder in China nicht alle geöffnet sind, wird kaum ein Filmverleiher einen großer Film in die Kinos bringen. Man muss sich das bei uns so vorstellen wie bei einem Restaurant, das zwar öffnen darf, aber nur ein paar alte Dosen hat, mit denen es versuchen muss, seinen Gästen ein Essen zu kochen.“ Das Woki wolle sich auf jeden Fall ein paar kreative Lösungen einfallen lassen. Was derweil die großen Kino-Ketten Cinestar (betreibt das „Stern“ am Marktplatz) und Kinopolis planen, ist unklar – eine Anfrage des GA blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Besseren Zeitpunkt gewünscht

Das Drehwerk in Wachtberg hätte sich derweil einen besseren Zeitpunkt für eine Wiedereröffnung gewünscht. „Wir hoffen darauf, dass der eine oder andere Filmverleiher einige Starttermine aus dem Herbst jetzt in den Juni vorverlegt“, erklärt Geschäftsführer Rudi Knorr. „Dann hätten wir wieder die Chance, dass sich Besucher ins Kino aufmachen.“ Parallel setzt er auf das Autokino in Rheinbach, für das zumindest bis zum 27. Mai ein Programm steht. „Je nachdem wie sich dieser entwickelt, entscheiden wir dann kurzfristig“, sagt er.

Da sind die Kollegen aus Dottendorf schon weiter: Während das Filmprogramm bislang erst bis zum 21. Mai bekannt ist, sind bereits jetzt Comedy-Veranstaltungen bis Ende Juni geplant. Erlaubt sei das, wie Andrea Schulte vom Presseamt der Stadt Bonn schon am vergangenen Donnerstag gegenüber dem GA sagte. „Eine wegen der Hygienevorschriften reduzierte Bespielung der Kinos bedeutet noch nicht das Ende der Genehmigung für das Autokino.“

Besucherbeschränkung muss erst fallen

Dafür müsse erst die Besucherbeschränkung fallen – eine Auslegung, die Woki-Chef Bresser kritisiert. „Ich bin nicht begeistert davon, dass eine Eventagentur uns unnötigerweise Konkurrenz macht und die wenigen verfügbaren Filme zusätzlich spielt“, sagt er. Autokino-Betreiber Sebastian Tünnerhoff sieht das natürlich anders. „Wir freuen uns, dass wir uns und unsere Kulturpartner aus dem Stillstand befreien können und Künstlern wieder eine Auftrittsmöglichkeit bieten“, betont er mit Blick auf die Kooperationen mit Springmaus, Pantheon und dem Rex-Kino.

Letzteres hält sich daher auch hinsichtlich der Wiedereröffnung zurück. „Wir müssen erst einmal die Vorgaben kennen, die im Laufe dieser Woche veröffentlicht werden sollen“, erklärt Betreiber Dieter Hertel. Erst dann werde man überlegen, wann das Programmkino neben dem Fiddler‘s in Endenich wieder seinen Saal bespielt. „Klar ist, dass wir auch dann betriebswirtschaftlich nicht ohne Verluste arbeiten können“, so Hertel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort